Neuer Dirigent für die Junge Philharmonie Erlangen
27.1.2015, 17:42 UhrDie Partitur von Beethovens „Fünfter“ liegt auf dem Tisch. Tristan Uth blättert darin, macht sich Notizen. Der lebhafte junge Dirigent reist nun seit vergangenen Oktober immer sonntags aus St. Gallen an, um mit dem ambitionierten Amateurorchester am Abend im Frankenhof zu proben. Tristan Uth fährt mit der Bahn. Er nutzt diese Zeit zum Lesen, um Partituren zu studieren, die Proben vorzubereiten.
180 Tage im Jahr ist der freischaffende Dirigent so unterwegs. Nach der Probe in Erlangen fährt er am späten Sonntagabend noch bis Augsburg, wo er aufgewachsen ist und seine Mutter wohnt. Am Montag Abend geht’s dann mit Proben in St. Gallen weiter. Über mangelnde Aufträge kann Uth nicht klagen.
Nach dem Studium und zwei erfolgreichen Dirigierwettbewerben in Montreux und im niederländischen Kerkrade haben sich kontinuierlich weitere Dirigieraufgabenfelder entwickelt: Uth leitet ein Blechbläserensemble, Symphonieorchester, Korrepetition, kammermusikalische Formationen. Die Arbeit am Theater war zwar interessant und lehrreich, aber irgendwie fühlte sich Uth dort auch „eingesperrt“. Zu seinen abwechslungsreichen Aufgaben gesellt sich seine Begeisterung für´s Komponieren: Da gab es Auftragswerke für eine „Jubiläumsfanfare“, ein Streichquartett. Begeistert berichtet er von der Arbeit an der Musik zu einem Filmprojekt eines Freundes. Das ist spannend, eine Herausforderung, aber gerade das scheint der quirlige, sportlich wirkende Augsburger zu lieben.
Von der Stelle bei der „Jungen Philharmonie Erlangen“ erfuhr Tristan Uth über eine Ausschreibung im Internet-Portal „Theaterjobs.de“. Uth bewarb sich, dirigierte und bekam die Stelle. Die Arbeit mit der „Jungen Philharmonie“ macht ihm einen „Riesenspaß“ wie er sagt.
Er schätzt das „aufgeschlossene Orchester“, das hochmotiviert sei, Lust am Musizieren und gute Probendisziplin habe: „Von Amateuren bekomme ich 200 Prozent, von Profis immer nur 100 Prozent“, sagt Uth und nutzt diesen Elan, um für sein erstes Konzert mit der „Jungen Philharmonie“ Beethovens „Fünfte“ umzusetzen. „Beethovens Musik braucht Zeit, um ihren Klang zu entfalten“, meint der junge Dirigent, und warnt vor zu hektischen Tempi.
Uth lässt sich und dem Orchester diese Zeit auch beim Proben. Im „Schneckentempo“ wird erst mal das berühmte „Ta-ta-ta-taa, Ta-ta-ta-taa“ geprobt. Es geht um genaues Hinhören der Orchestergruppen untereinander, um deren jeweilige Einheitlichkeit, um exaktes rhythmisches Pointieren, um Intonation.
Tristan Uth schwärmt von dirigentischen Vorbildern wie Celebidache, von Carlos Kleiber, von Simon Rattle. Unter den Jungen nennt er Gustavo Dudamel. Uth selbst dirigiert präzise, fordert zielstrebig, lobt, weiß genau, wo er klanglich hin will.
Da die „Junge Philharmonie“ ein groß besetztes symphonisches Orchester ist, schwebt dem neuen Dirigenten auch der symphonische Meilenstein von Bruckners „Vierter“ vor. Das sind ehrgeizige Ambitionen für ein Laienorchester, aber mit guter Disziplin und Motivation und entsprechender Dirigierleitung durchaus realisierbare Ziele.
Die „Junge Philharmonie Erlangen“ unter der Leitung von Tristan Uth musiziert am kommenden Samstag, 31.Januar, ab 20 Uhr in der Heinrich-Lades-Halle. Auf dem Programm stehen — neben Beethovens 5. Symphonie — die „Egmont“-Ouvertüre und die Uraufführung eines Tubakonzerts von Thomas Ludescher.
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