OB Janik: "Siewes Verurteilung ist einfach furchtbar"

Sharon Chaffin

Redakteurin Erlanger Nachrichten

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30.8.2019, 06:12 Uhr
"Wir werden alles tun, was wir können": Oberbürgermeister Florian Janik.

© Berny Meyer "Wir werden alles tun, was wir können": Oberbürgermeister Florian Janik.

Ein Militärgericht befand Siewe ohne Anhörung und anwaltlichen Beistand der "Unruhestiftung im Gefängnis" für schuldig. Das sagte Justin Flaubert Tanti, ebenfalls ein in Deutschland lebender gebürtiger Kameruner und Mitstreiter aus Siewes Unterstützungsnetzwerk, auf Anfrage.

Mit der Verurteilung gewinnt der Fall um den seit Februar inhaftierten Ingenieur an politischer Schärfe. Denn trotz aller seit Monaten auf Hochtouren laufenden diplomatischer Bemühungen konnte etwa die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Bärbel Kofler, den deutschen Staatsbürger kamerunischer Herkunft erst am 12. Juli im Gefängnis in Jaunde besuchen. Das sagte die SPD-Bundestagsabgeordnete Martina Stamm-Fibich (Wahlkreis Erlangen) im Gespräch mit dieser Redaktion. "Die Lage ist schwierig und heikel", betonte sie. Kamerun sei ein Staat fernab jeder Rechtsstaatlichkeit.

Auch die Stadtspitze ist seit Monaten in den Fall involviert. "Wilfried Siewes Verurteilung ist ein unglaublicher Schlag und einfach furchtbar", sagte Oberbürgermeister Florian Janik auf Anfrage. Die Stadt steht mit der Deutschen Botschaft und insbesondere mit den hier lebenden Angehörigen in Kontakt: "Wir werden alles tun, was wir können." Zugleich sagte der Rathauschef der Mutter und den beiden kleinen Kindern schnelle und unbürokratische Hilfe zu. "Wir hoffen, dass die Familie bald wieder vereint ist."

Ehefrau appelliert an Heiko Maas

Das hofft auch Ehefrau Layoko Siewe. Über die Plattform für Online-Aktivismus change.org (auf der sie auch die Petition für ihren Mann unter www.change.org/wilfried gestartet hat), appelliert sie nun an Bundesaußenminister Heiko Maas, sich für die Freilassung ihres Ehemanns einzusetzen.  "Mein Mann ist Opfer einer Verhaftungswelle in Kamerun", ließ sie über eine Pressemitteilung wissen. "Holen Sie Wilfried nach Deutschland. Es kann nicht sein, dass deutsche Staatsbürger willkürlich verhaftet werden, es kann nicht sein, dass sie unschuldig verurteilt werden", heißt es weiter.

Auch Justin Flaubert Tanti kämpft für Siewes Freilassung. Denn der Wahl-Berliner weiß, wie es politischen Häftlingen in seiner Heimat ergeht. Er selbst hat das nach eigenen Angaben schon durchmachen müssen. Folterungen und Nahrungsentzug stünden an der Tagesordnung. "Ich war nur zwei Wochen eingesperrt und habe alles unterschrieben, was sie wollten, nur damit sie mich nicht weiter schlagen."

Siewe gilt ebenfalls als politischer Häftling

Siewe gilt ebenfalls als politischer Häftling. Bei einem Besuch in Kamerun wurde er zunächst wegen angeblich "verdächtiger" Fotoaufnahmen und regimekritische Literatur festgenommen. Dann kam der Vorwurf einer Gefängnisrebellion hinzu. "Nichts davon stimmt", betonte Tanti, der mit weiteren Exil-Kamerunern um Siewes Freilassung kämpft.

Für ihn sind politischer und öffentlicher Druck dabei mit die wichtigsten Mittel. "Es ist wichtig, dass zu der Kundgebung vor dem Rathaus viele Menschen kommen." An diesem Freitag (30. August) lädt er mit Siewes Unterstützerkreis zwischen 12 und 15 Uhr zu einer Veranstaltung auf den Rathausplatz. Sogar aus Frankreich reisen gebürtige Kameruner zur Demo an.

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