Peter Wackel: Zu Besuch beim Partynator aus Bubenreuth
28.11.2020, 17:29 UhrMitten im Nirgendwo liegt die "Partywelt" von Mallorca-Sänger Peter Wackel. Der Fanshop, in dem man alles rund um den Sänger kaufen kann, liegt im Baiersdorfer Gewerbegebiet. Am Ahornweg oder am Peter-Wackel-Platz, benannt nach dem Sänger selbst – das Schild hat ihm seine Mutter geschenkt. Understatement ist nicht Wackels Sache, der als Steffen Peter Haas in Bubenreuth bei Erlangen geboren wurde.
Nach Party sieht die "Partywelt" von außen wenig aus, sondern eher nach dem, was sie ist: eine Lagerhalle und ein Show-Room, für seine Party-Produkte mit Büro. Bevor man klingeln kann, reißt der Sänger schon die Türe auf. "Kommt no rein", ruft er. Und klingt ein bisschen wie der Fürther Komiker Volker Heißmann als "Mariechen". Mit ihm und Martin Rassau ist er auch befreundet. Drinnen geht es bunt zu: Mit "I love Malle"-Shirts, Liegestuhl, Partymegafon und einer kleinen Bühne mit grünen Glitzerlichtern.
"I love Malle" -Shirts und Liegestuhl
Normalerweise jettet Wackel durch die Gegend. Bringt in bekannten Ballermann-Lokalen wie dem "Oberbayern" oder dem "Bierkönig" die Massen zum Ausflippen. Mit seinen Hits, die Namen haben wie "Scheiß drauf, Malle ist nur einmal im Jahr" oder "Party, Palmen, Weiber, und ’n Bier". Die Mallorca-Saison ging über ins Après-Ski und das wiederum in die Faschingssaison. Stillstand oder ruhige Wochenenden kannte der Franke nicht. Bis Corona kam. Jetzt hat es sich für ihn erst mal ausgewackelt.
Im buntkarierten Hemd steht er in seiner "Partywelt" in Baiersdorf und wirkt weniger wie ein Sauflieder-Präsentator, sondern eher wie ein netter Finanzbeamter, der gerne Witze erzählt. Bei allen Vorbehalten gegenüber seinem Genre, ist es quasi unmöglich, ihn nicht sympathisch zu finden. Denn: Er ist es einfach. Weder überdreht noch pseudowitzig, bringt er eine gute Portion Selbstironie mit. "Es freut sich jeder, wenn ich da bin. Aber es ist auch jeder wieder froh, wenn ich gehe, glaub ich", beschreibt er das Verhältnis seiner Umwelt zu ihm.
Wackel ist ein Medienprofi. Er weiß genau, was er erzählt, und was nicht. Zu Corona will er nicht viel sagen. Nur so viel: "Die Lage ist finanziell dramatisch." Für die Menschen auf der Insel, die vom Tourismus leben. Auch für ihn selbst. "Ich bin jetzt Frührenter. Und habe eigentlich ein Berufsverbot." Nicht nur seine Auftritte fallen weg – auch die Partyreisen, die er organisiert, liegen brach. Ein Typ, der jammert, ist der 43-Jährige aber nicht.
Bulldog statt Bühne
Privat lebt er auf Mallorca, weitab vom Partygeschehen auf einer Finca mit Landwirtschaft. Dort produziert er Oliven und Südfrüchte: Zitronen, Orangen und Pampelmusen. Die schickt er regelmäßig nach Franken, nach Wirsberg zu TV-und Sternekoch Alexander Herrmann. Und sitzt auch gerne selbst auf dem Trecker, in letzter Zeit mehr, denn seine Arbeiter sind in Kurzarbeit. "Auf dem Bulldog sitzen kenn’ ich ja, so bin ich aufgewachsen", erzählt Wackel. "Ich genieße es total, einfach etwas mit den Händen zu machen."
Zusammen mit seiner Frau, einer Rotherin, lebt er seit 2002 auf der Insel. Treuer Begleiter ist sein Hund Luis, der ihm einst zugelaufen ist, betagte 17 Jahre alt. "Mein Methusalem", sagt Wackel. Für den Tierschutz auf der Insel spendet er regelmäßig. "Die Leute haben dort nichts mehr zu essen und setzen dann ihre Tiere aus", schildert er die Lage.
In seiner Freizeit wird der "Partynator", wie er in den 90er Jahren genannt wurde, gern zum "Obergriller". Egal ob Beefer, Gas- oder Holzkohle-Grill – Wackel hat sie alle. "Und ich leg’ alles drauf, was mir unter die Finger kommt". Er golft, aber bitte mit Spaß, oder liest Bücher zu psychologischen Themen. Während er beruflich durch die Welt saust, setzt er privat auf Stabilität: Seit 20 Jahren ist er verheiratet. Der Ort der Trauung war Las Vegas. "Weil das Bubenreuther Rathaus gegen den Glitzer von Las Vegas einfach verliert", sagt Wackel und lacht. Kirchlich wurde die Ehe dann in Forchheim besiegelt.
Zwischen Las Vegas und Forchheim
Las Vegas und Forchheim – zwei Gegenpole, die ihn gut beschreiben. Denn der bodenständig wirkende Franke, der als Kind in der Bubenreuther Kirche Orgel spielte, hatte schon immer ein Faible für die Glitzerwelt des Showbusiness. Dazu reicht allein ein Blick in sein "Heiligtum": den Schrank mit seinen Bühnenoutfits, der sich im Lager befindet. Anzüge in quietschbunten Farben und Blumendrucken reihen sich dort eng aneinander. Während er heute in T-Shirt und Jeans auftritt, trieb er es früher möglichst bunt. Alle Kostüme hat er sich schneidern lassen – auch mal aus einem Vorhang oder einer Plastik-Tischdecke ("Mein ekligstes Stück!"). Daneben hängt das wichtigste Stück: Der Hochzeitsanzug seines Vaters, Wackels allererstes Bühnenoutfit: "Mit dem habe ich damals vom Balkon in Mallorca heruntergesungen. Damit ging alles los", erzählt er.
Über die Kerwaburschen und deren Lieder kam der einstige Heavy-Metal-Fan, der in Erlangen aufs Gymnasium ging und neben Orgel auch Gitarre, Violine, Harmonika und Bass lernte, in jungen Jahren zur Partymusik. In den Erlanger Lokalen "Bogart’s" und "Papa Joe’s" hatte er die ersten Schlager-Auftritte. Von da ab wurden die Gigs immer mehr, die Bühnen immer größer. Bis er mit dem so genannten König von Mallorca, Sänger Jürgen Drews, auf der Bühne stand. Die Stationen seines Werdegangs sind an seiner persönlichen "History"-Wand in seinem Fanshop festgehalten. Gleich neben den unzähligen Faschingsorden, die ordentlich an einer Stange aufgereiht sind. Beim Nürnberger Trichter ist er Ehrensenator. "Wenn ich den Orden umhabe, denken manche ich bin der Bürgermeister", freut sich Wackel. Als Kind hatte er einen Faschings-Wunsch: Prinzessin sein. Auch den hat er sich erfüllt, mit einem Bühnenkleid in Größe 56.
Klar, zu seiner Musik wird gefeiert: "Komasäufer pack’ ich aber gar nicht", betont er. Trinken ja, aber bitte immer mit "Zwiwa", Zwischenwasser. Er selbst trinkt am liebsten ein gutes Bier aus der Heimat. Und freilich produziert er auch einen eigenen "Wackel-Wein". Apropos Merchandising: Die T-Shirts, CDs und Poster in seiner "Partywelt" finden gerade weniger Absatz. "Da stellt man fest, dass es doch Nischenprodukte sind", sagt Wackel. Aus der Party-Nische. Und die ist geschlossen.
"Ich will echte Leute treffen. Die Kunstwelt hab ich immer"
Wenn er selbst mal Urlaub hat, dann zieht es ihn nicht an die Urlaubshotspots. "Die Hölle, das wäre ein 500-Personen-Hotel mit all inclusive", sagt er. Er macht lieber Städtereisen, etwa nach St. Petersburg oder gleich in die Weite Afrikas. "Namibia ist ein Traum", sagt er. Einheimische, echte Leute, möchte er auf Reisen treffen. "Die Kunstwelt habe ich immer. Die Kunstwelt bin ja ich", sagt er. Momentan ist Urlaub aber ohnehin hypothetisch.
Wenn er hier ist, dann ist er die meiste Zeit in der "Partywelt". Die für ihn weniger Party als Organisation bedeutet. Beziehungsweise, sich um die Angestellten zu kümmern, die hier arbeiten. Über dem Schreibtisch hängt Fan-Post. Draußen vor der Tür steht sein Tourbus und hält Winterschlaf.
Natürlich besucht er hier auch immer seine Familie. Die Eltern und seine Schwester leben in Franken. Dass der Sohn anstatt zu studieren lieber Partysänger wurde, haben seine Eltern damals nicht begrüßt. "Die verstehen heute noch nicht, dass das Arbeit sein kann", sagt er und lacht.
Mittlerweile hat Wackel Franken wieder verlassen. Vor Kurzem hat er einen neuen Song herausgebracht. Er ist angesichts der Zwangspause den Musikern, Künstlern, Veranstaltern und allen, die gern feiern, gewidmet. Der Refrain lautet, wie er bei der Partymarke Peter Wackel wohl lauten muss: "Goodbye, am Arsch".
Zur Person: Geboren wurde Peter Wackel 1977 als Steffen Peter Haas in Erlangen. Er wuchs in Bubenreuth auf und ist einer der erfolgreichsten Partysänger Deutschlands, mit regelmäßigen Auftritten auf Mallorca. Dort lebt er auch seit 20 Jahren mit seiner Frau.
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