Richtiger Schnitt bewahrt die seltenen Kopfeichen
3.8.2011, 00:00 UhrZu Beginn der industriellen Revolution im Großraum Nürnberg stieg der Bedarf an Leder. Hauptsächlich für Triebriemen an den Dampfmaschinen und zum größten Teil für die Textilindustrie. Eine halbe Rindshaut pro Webstuhl pro Monat verbrauchte zum Beispiel die Firma Weber&Ott in Forchheim für ihre Webstühle, erzählt Leo Anwander, Projektmanager der Kopfeichen am Hetzleser Berg. „Die Eichen wurden zum Gerben des Leders verwendet. Die Äste wurden abgeschnitten, die Rinde abgeschält, getrocknet und gemahlen. Schließlich das Leder in einen Sud eingelegt.“
Durch den regelmäßigen Schnitt der Äste entstand die charakteristische Kopfform, wie man sie auch von Kopfweiden kennt. Gunter Brokt vom LBV kann sich noch gut erinnern, wie er als Kind in den 1950er Jahren mit zum „Lohe klopfen“ hinaus musste. Mit Einzug der chemischen Gerbung wurde die Lohe immer weniger nachgefragt, und die Kopfeichen wurden vernachlässigt. Über das Projekt des Landschaftspflegeverbandes Forchheim wird nun versucht, zusammen mit den Eigentümern, die Loheeichen wieder einer fachgerechten Pflege zuzuführen, damit diese einzigartigen Bäume erhalten bleiben. Zusammen mit den Bäumen würden auch ganz spezielle Tier- und Insektenarten ihren Lebensraum verlieren.
Mit Mulm gefüllt
Die im Inneren hohl wirkenden Bäume sind meist mit Mulm gefüllt. Das ist bereits zersetztes Holz, welches in seiner Konsistenz an Sägespäne erinnert. Es ist der Lebensraum für holzbewohnende Käfer, wie den Eremiten. Rund um den Hetzleser Berg sei das größte Vorkommen in Bayern und möglicherweise in ganz Europa dieses faszinierenden Käfers.
Herbert Kolb vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten aus Ansbach erklärte ausführlich die Schnitttechniken an Kopfbäumen. Ihm ist es ein Anliegen, möglichst viele Bäume durch den richtigen traditionellen Schnitt — nahe am Kopf des Baumes — zu erhalten und so die Kopfbäume zu revitalisieren.
Gunter Brokt informierte über die Vogel- und Tierwelt, die sich in und an den Bäumen beobachten lässt. Viele Fledermäuse wie der Abendsegler nutzten, wenn der Mulm aufgezehrt und der Baum hohl ist, die Kopfbäume als Quartier. Genauso wie der Siebenschläfer. Auch der Wendehals und der Grünspecht seien hier noch häufig anzutreffen.