„Staat soll Unternehmen zwingen, fair zu produzieren“
13.7.2015, 12:00 UhrIm Fokus der Veranstaltung stand dabei nichts Geringes als nachhaltiges und soziales Konsumieren – auch bei der Kleiderwahl. „Derzeit sind weltweit etwa 60 Millionen Menschen auf der Flucht, die Einkommensschere klafft national als auch international immer weiter auseinander und wir haben den Schlüssel in der Hand, etwas zu ändern“, sagte Claudia Roth und eröffnete mit diesen Worten die Diskussion über faire Kleidung sowie über die Verantwortung von Unternehmern und Verbrauchern in der Welt.
Neben der grünen Bundestagsvizepräsidentin waren Anton Hofreiter, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag, Klaus Lindner, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Bayerischer Textil- und Bekleidungsgeschäfte, Maik Pflaum, Vertreter der Christlichen Initiative Romero sowie Bernd Hausmann, Geschäftsführer der Bekleidungskette „Glore“ als Diskutanten geladen.
Michael Bauer, Vorsitzender des Humanistischen Verbandes Bayern, moderierte den Abend und stellte gleich zu Beginn die Frage: „Was kann Deutschland tun?“ Bernd Hausmann, der ausschließlich zertifizierte Stoffe zur Herstellung von Bekleidung verarbeitet, die nachweislich unter humanen Bedingungen produziert wurden, sieht den Staat in der Pflicht.
Auch Hofreiter ist dieser Auffassung. Der promovierte Botaniker weißt neben den Umweltschäden, die die Bekleidungsindustrie hervorbringt, im Besonderen auf die Situation der Näherinnen und Näher in den Ländern der Dritten Welt hin.
Dem stimmte Maik Pflaum eindringlich zu und erklärte: „An einem T-Shirt, das hierzulande zwei bis drei Euro kostet, verdienen in Bangladesch und Kambodscha die Näherinnen und Näher 0,25 bis maximal 0,50 Prozent dieses Preises“. Eine Frage aus dem Publikum brachte es dabei auf den Punkt und lautete: „Was können wir als Verbraucher tun?“
Die Antwort erfolgte von Anton Hofreiter prompt: „Der Verbraucher kann sich nur insoweit informieren, inwieweit Informationen von den Unternehmen zum Ort, der Art sowie Weise der Herstellung der Produkte gegeben werden. Der Staat ist in der Pflicht, für die Verbraucher den entsprechenden Rahmen zu schaffen und die Unternehmen entsprechend zu verpflichten.“
Dass die Antwort nicht bei allen Diskutanten auf Zuspruch traf, machte Klaus Linder deutlich.
Zwar ist nach Auffassung Lindners eine gesetzliche Reglung in Deutschland wünschenswert, aber so warnt er zugleich vor dem bürokratischen Aufwand, den mittelständische Unternehmen im Gegensatz zu großen Handelsketten personell als auch finanziell nur schwer stemmen könnten.
Alles in allem war der Tenor klar: Für gesetzliche Reglung ein grünes ‚Ja’, aber das zum Leidwesen des Mittelstandes? Ein unternehmerisches ‚Nein’. „Wenn schon gesetzliche Reglungen, dann muss man Mittelstand von Großindustrie trennen. Differenzierung ist das Zauberwort“, so Lindner.
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