Sterbehilfe: Erlanger Experte warnt vor Dammbruch
11.10.2015, 06:00 UhrVier Gesetzesentwürfe liegen dem Parlament vor, das über den Umgang mit der bislang erlaubten Beihilfe zur freiverantwortlichen Selbsttötung abstimmen soll. Die vorliegenden Papiere reichen vom kompletten Verbot über mehrere Kompromisse bis zu einem Antrag, wonach Ärzte ganz offiziell passive Sterbehilfe leisten dürfen. Das Spektrum ist also breit - und heftig umstritten.
Dabrock, der den Lehrstuhl für Systematische Theologie an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg innehat, lehnt weiter gehende Möglichkeiten der Sterbehilfe ab und spricht sich, wie viele andere Mitglieder des Deutschen Ethikrates, für die Vorlage der Abgeordneten Michael Brand (CDU) und Kerstin Griese (SPD) aus. Dieser Gruppenantrag favorisiert das Verbot einer geschäftsmäßigen, also auf Wiederholung angelegten Beihilfe zum Suizid. Damit soll auch Sterbehilfevereinen das Handwerk gelegt werden. Ärztliche Beihilfe bliebe im Prinzip verboten. Ausnahmen wären möglich, aber nicht die Regel.
Sobald die Möglichkeiten aber größer würden, vermutet der evangelische Theologe, sei der Dammbruch schwer aufzuhalten. Irgendwann, so seine Befürchtung, werde dann beim Anblick von Pflegefällen gefragt: ,Warum sind die noch da und weshalb müssen wir für sie bezahlen?’ Und das will Dabrock nicht.
Stattdessen fordert Dabrock — der Anfang November mit vier weiteren Experten zu einer Diskussionsrunde bei Bundespräsident Joachim Gauck zu dem Thema eingeladen ist —, einen verstärkten Ausbau von Hospizen und Palliativstationen.
Denn mit einer guten Schmerztherapie könne heute fast allen unheilbar Kranken geholfen werden. Ärzte könnten — und dürften sogar — so weit gehen, dass der Tod gewissermaßen als Nebenfolge eintritt.
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