Streng geschützte Tiere auf dem Exerzierplatz

19.10.2012, 10:24 Uhr
Streng geschützte Tiere auf dem Exerzierplatz

Die Kreuzkröte ist vielerorts bedroht; auch in Erlangen verschwinden seit Jahren Exemplare und Fundorte. Dabei fanden 1500 dieser Amphibien vor drei Jahren im Naturschutzgebiet Exerzierplatz eine neue Heimat. Per Hand waren sie im noch unbebauten zentralen Röthelheimpark aus Pfützen gefischt und südlich des Stadtteils wieder ausgesetzt worden.

Derartige Umzüge finden in der jüngst im Umweltausschuss des Stadtrats präsentierten Fortschreibung der Stadtbiotop- und Artenschutzkartierung ihren Niederschlag. Welche Biotope gibt es? Sind die Gebiete kleiner als vor 30 Jahren? Wo findet sich Sandmagerrasen, wo Magerwiese? Welche Gegend mögen Fledermäuse, Libellen oder Heuschrecken?

Ein überörtliches Expertenteam schwärmte immer wieder im 7700 Hektar großen Stadtgebiet aus. 241 abgegrenzte Lebensräume machten die Mitarbeiter aus; sie sichteten 49 Arten Tagfalter, 33 Arten Heuschrecken und sogar 215 Arten Bienen und Wespen. Ebenfalls bemerkenswert: Etliche der gefundenen Tiere sind vom Aussterben bedroht. 318 Biotope, die sich über eine Fläche von 900 Hektar verteilen, wurden verzeichnet und mit roter Farbe markiert. 49 verschiedene Typen zeigt die Auswertung, darunter Flachland-Mäh- sowie Feucht- und Nasswiesen — und das „Sahnestückchen“ Exerzierplatz, für das die Stadt „besondere Verantwortung“ trägt, wie die Experten sagen, weil die selten gewordenen Sandmagerrasen hier mittelfrankenweit einen Verbreitungsschwerpunkt haben.

Erlangen verfügt über einen Biotopanteil von zwölf Prozent; das ist überdurchschnittlich gut im Städtevergleich, lobt Claus Kumutat, Präsident des Landesamtes für Umwelt. Die Behörde, die das Gros der Kartierungskosten schultert, koordiniert das Projekt. Zentrales Ziel ist es, statt aufwendiger Einzelfallentscheidungen vor der Ausweisung neuer Bau- oder Gewerbegebiete schnelle Antworten zu erhalten. Wo soll entwickelt, wo ein Ausgleich geschaffen werden? So sollen Schätze einer Stadt bewahrt werden. Deshalb kämpfen auch Naturschützer gegen einzelne Projekte, zuletzt vergeblich gegen die Bebauung des Exerzierplatzes.

Und dennoch: Trotz landesweit üblicher Verschiebungen — zum Beispiel weniger Kreuzkröten, mehr Springfrösche — hat sich die Situation für Flora und Fauna in Erlangen seit Beginn der Kartierung in den 1970er Jahren nicht verschlechtert. Damit ist für Umweltreferentin Marlene Wüstner klar: „Wir haben eine hohe Qualität in Tier- und Pflanzenwelt.“

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