Virus und Infekte: Körperliche Fitness hat präventive Wirkung

19.3.2020, 14:30 Uhr
Ausdauersportler sind es gewohnt, an ihre Grenzen zu gehen. Danach allerdings sind sie für eine kurze Zeit auch anfälliger für Krankheiten.

© Thomas Hahn Ausdauersportler sind es gewohnt, an ihre Grenzen zu gehen. Danach allerdings sind sie für eine kurze Zeit auch anfälliger für Krankheiten.

Ist der Körper durch lange Trainingseinheiten geschwächt, kann das auch für die Gesundheit gefährlich werden. Sportwissenschaftler Doktor Dejan Reljic gibt Tipps, worauf man besonders achten sollte.

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Müssen Sportler Angst haben vor dem Coronavirus?

Gesunde Sportler müssen nicht mehr Angst vor dem Virus haben als "Nichtsportler". Im Gegenteil, eine bessere allgemeine körperliche Fitness hat nicht nur eine präventive Wirkung auf zahlreiche Gesundheitsrisiken, sondern kann auch den Verlauf von vielen Erkrankungen nachweislich positiv beeinflussen. Um sich selber und andere zu schützen, sollten in der aktuellen Situation aber natürlich Sportler die allgemeinen Verhaltensregeln beachten.

Stärkt Bewegung das Immunsystem?

Wir wissen heute aus einer Vielzahl an wissenschaftlichen Studien, dass regelmäßige Bewegung zahlreiche positive Effekte auf die Gesundheit induziert. Körperlich aktive Menschen weisen beispielsweise nachweislich ein geringeres Risiko auf, Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes oder auch bestimmte Krebserkrankungen zu entwickeln. Eine der Ursachen hierfür liegt darin, dass regelmäßige Bewegung tatsächlich auch dazu beitragen kann, dass Immunsystem zu stärken. Abwehrzellen sind dann generell aktiver, sodass Erreger und potentiell schädliche Zellen effektiver beseitigt werden können. Sportlich aktive Menschen erleiden daher statistisch gesehen im Vergleich zu Untrainierten auch seltener Infektionskrankheiten der Atemwege, wie Erkältungen oder Entzündungen des Rachenraums.

Dr. phil. Dejan Reljic ist leitender Sportwissenschaftler des Hector-Centers für Ernährung, Bewegung und Sport am Universitätsklinikum Erlangen.

Dr. phil. Dejan Reljic ist leitender Sportwissenschaftler des Hector-Centers für Ernährung, Bewegung und Sport am Universitätsklinikum Erlangen. © Foto: Hector-Centrum Erlangen

Sind ambitionierte Ausdauersportler anfälliger nach einer langen Trainingseinheit, wenn der Körper schon total kaputt ist?

Abwehrkräfte können nach besonders intensiver und erschöpfender körperlicher Belastung, zum Beispiel nach längeren, intensiven Tempoläufen, kurzfristig geschwächt werden, da die Zahl der Immunzellen im Blut unter Umständen deutlich unter das Ausgangsniveau abfallen können. Marathonläufer oder Triathleten, die sehr viel und intensiv trainieren, haben daher tatsächlich tendenziell ein etwas höheres Risiko für Infektionen der oberen Atemwege. Abgesehen von einer guten Trainingsplanung kann dem jedoch auch durch verschiedene Maßnahmen effektiv entgegengesteuert werden. Hierzu zählen unter anderem selbstverständlich die sorgfältige Einhaltung von allgemeinen Hygieneregeln, das Tragen von angemessener, den Wetterbedingungen angepasster Sportbekleidung. Insbesondere sollte man darauf achten, sich nicht mit nassen Haaren Wind und Kälte auszusetzen. Eine essentielle Rolle spielt dabei natürlich auch eine ausgewogene und an den Bedarf angepasste Ernährung. Intensiv trainierende Ausdauersportler haben einen erhöhten Bedarf an Kohlenhydraten, Proteinen und verschiedenen Mikronährstoffen. Eine mangelhafte Nährstoffversorgung kann nachweislich nicht nur die Leistungsfähigkeit sondern auch das Immunsystem beeinträchtigen. Von zentraler Bedeutung sind außerdem ein ausreichender, qualitativer Schlaf sowie ausreichende Regenerationsphasen zwischen den Trainingseinheiten einzuhalten.

Bei welchen Erkältungserscheinungen sollte man auf Belastung verzichten?

Wenn eine Erkältung im Anmarsch ist, sollte man dem Körper grundsätzlich lieber eine Pause gönnen und das Immunsystem nicht durch ein anstrengendes Sportprogramm noch zusätzlich belasten. Bei Infekten mit Fieber, Gliederschmerzen, Lymphknotenschwellung und allgemeiner Abgeschlagenheit sollten Sport und Wettkämpfe generell tabu sein. Körperliche Belastungen können in diesem Fall ernsthafte gesundheitliche Konsequenzen haben – im schlimmsten Fall bis hin zu einer Herzmuskelentzündung.

Da viele nicht normal trainieren können: Sollte man deshalb besonders auf die Ernährung achten?

Eine bewusste, abwechslungsreiche und an den Bedarf angepasste Ernährung bildet – genauso wie regelmäßige Bewegung – die Basis für einen gesunden Lebensstil. Daher sollte, unabhängig von der aktuellen Situation, idealerweise grundsätzlich auf eine gesunde Ernährung geachtet werden – insbesondere, wenn man seinen Körper durch intensives Sporttreiben regelmäßig fordert. Da viele Menschen aufgrund der aktuell erforderlichen Regelungen ihre körperliche Alltagsaktivität wahrscheinlich zwangsläufig zu einem gewissen Grad reduzieren müssen, sollte aufgrund des reduzierten Energieumsatzes etwas bewusster auf die Energiezufuhr geachtet und diese gegebenenfalls etwas reduziert werden, um einer Gewichtszunahme vorzubeugen. Grundsätzlich ist auch in den Wintermonaten und in Zeiten höherer Infektanfälligkeit eine mediterrane Kost mit ausreichender Obst- und Gemüseaufnahme sehr empfehlenswert. Eine spezielle Ernährungsumstellung ist jedoch definitiv kein Ersatz für ausreichende Bewegung. Daher ist es auf jeden Fall ratsam, körperlich aktiv zu bleiben Anregungen für körperliche Übungen, die ohne spezielles Equipment auch daheim durchgeführt werden können, findet man zum Beispiel auf der Homepage des Hector-Centers für Ernährung, Bewegung und Sport

Hintergründe zu den vom Robert-Koch-Institut veröffentlichten Zahlen aus unseren Grafiken finden Sie hier. 

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