Diskussion mit Bundestagspräsidentin
Warum werden in Erlangen Handwerksberufe so gering geschätzt?
13.3.2022, 11:25 UhrImmer wieder wurden neben Bärbel Bas auch Oberbürgermeister Florian Janik und Bundestagsabgeordnete Martina Stamm-Fibich (alle SPD) mit diesem Thema konfrontiert. Ein junger Mann, der jetzt die Erlanger Berufsschule besucht, berichtete: "Ich war zuvor am Christian-Ernst-Gymnasium. Dort verstand es niemand, dass ich nach dem Abitur eine Ausbildung absolvieren will."
Auch mehrere andere Auszubildende bedauerten es, dass an den Schulen für die spätere Berufswahl kaum Alternativen zu einem Studium aufgezeigt würden. Eine 28-Jährige, die zurzeit eine Ausbildung zur Malerin und Lackiererin macht, appellierte ebenfalls an die Politiker, für eine höhere Attraktivität der Handwerksberufe zu sorgen und deren Bild in der Öffentlichkeit positiv zu beeinflussen.
Die Bundestagspräsidentin freute sich, dass junge Frauen Interesse an traditionellen Männerberufen hätten. Sie selbst sei das beste Beispiel, dass man auch mit einem Hauptschulabschluss, wie er früher hieß, erfolgreich sein könne, Nach 80 Absagen habe sie als Bürogehilfin gelernt und sich über Fortbildungen bis zum stellvertretenden Vorstand einer Krankenkasse hochgearbeitet.
Dann studierte sie Personalmanagement-Ökonomie und wurde Abteilungsleiterin des Personalservices. Nun steht sie dem Bundestag vor, der 3000 Mitarbeiter beschäftigt. Wichtig sei, dass der Zugang zu einem Studium nicht von den finanziellen Verhältnissen der Eltern abhängig sein dürfe. Allerdings benötige die Gesellschaft genauso Handwerker. In jedem Fall sollten junge Menschen an den Schulen über die ganze Bandbreite an Berufen informiert werden.
Oberbürgermeister Janik erläuterte, dass in der Universitätsstadt Erlangen zirka 50 Prozent aller Schüler das Abitur ablegten. Viele Eltern drängten ihre Kinder, danach zu studieren. Für wie bedeutend der Stadtrat das Handwerk halte, zeige sich darin, dass viele Millionen Euro in die Modernisierung der Berufsschule investiert werden würden. Er werde sich in jedem Fall dafür einsetzen, dass an den Schulen auch die Handwerksberufe entsprechend gewürdigt werden.
Schwieriger Umgang
Nach dem Umgang mit der AfD wurde Bärbel Bas gleichfalls gefragt. Diese Partei sei nicht verboten, ihre Vertreter vom Volk gewählt worden, betonte sie. Trotzdem schreite sie im Parlament sofort ein, wenn es zu rassistischen Äußerungen komme: "Die AfD geht sehr raffiniert mit Sprache um, wenn sie beispielsweise bei CDU/CSU, SPD sowie FDP von den Altparteien rede und sich als Alternative präsentiere."
Schon aus der geschichtlichen Erfahrungen müsse man sehr wachsam sein, sobald Vorurteile geschürt werden: "Bei manchen Äußerungen von AfD-Vertretern wird mir ganz anders!"
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