Was ich vermisse: Persönliche Sehnsüchte in der Coronakrise
21 Bilder 14.5.2020, 14:57 UhrStephan Gerlinghaus
Geschäftsführer des Gemeinnützigen Theater- und Konzertvereins Erlangen, darüber, was er in der Corona-Krise am meisten vermisst: "Ich vermisse die wunderbaren GVE-Konzerte, natürlich! Wie sehr, das merke ich erst jetzt schmerzlich, wo sie reihenweise abgesagt werden müssen. Ich vermisse die direkte Begegnung mit großen Künstlern, den Gong im Foyer, wenn es los geht, die erwartungsvolle Stille, bevor die Künstler die Bühne betreten und ja, ich vermisse das Glas Weißwein, das ich mir gerne in der Konzertpause genehmige, wenn alles einigermaßen glatt abgelaufen ist. Als Organisator fürchtet man immer die vielen Details, die schiefgehen können. Und natürlich vermisse ich die große Perspektive, den weiten Horizont, zu dem wir den GVE führen wollen. Im Moment sitzen wir buchstäblich auf dem Trockenen. Rien ne va plus. Dabei hatten wir so viel vor. Noch immer haben wir viel vor, aber es verlangt Geduld. Entsetzlich viel Geduld. Jetzt öffnet die Politik langsam wieder Pforten. Hoffentlich bald auch unsere! Wir haben ein tolles Team, und dieses – auch das vermisse ich – ist seit sieben Wochen nicht zusammengetreten. Möge es bald wieder mit neuem Feuer loslegen dürfen!"
"Auch unser Weekend of FearFilmfestival, das eigentlich am 8./9. Mai im E-Werk-Kino hätte stattfinden sollen, wurde natürlich verschoben, nämlich in den September. Davon geht die Welt nicht unter. Aber den regen Austausch zwischen Filmemachern und Publikum vermisse ich zum jetzigen Zeitpunkt. Es wird sich eh noch zeigen, was die jetzige Situation für die Filmbranche an sich bedeutet. Weltweit ruht die Produktion und in absehbarer Zeit wird wohl auch nicht gedreht. Das betrifft natürlich auch die neueste Produktion unserer Shock Film Corporation Erlangen. Die ganze Crew hatte sich schon wieder auf chaotische und spaßige Dreharbeiten im Juni gefreut. Das ist natürlich auch auf Eis. Also versucht man weiter zu planen und neue, verrückte Ideen in Bälde umzusetzen. Aber das steht natürlich erst mal hinten an." © Lisa Neun
Peter Varjasi,
mehrfacher Deutscher Jugendmeister, Medaillengewinner von Junioren-Europameisterschaften und Teilnehmer bei der EM der Erwachsenen im Schwimmen, darüber, was er in der Corona-Krise am meisten vermisst: "Den normalen Alltag vermisse ich, ehrlich gesagt. Seit September 2019 studiere ich mit einem Sport-Stipendium an der Florida State University. Die meisten Kommilitonen sind nach Hause zu ihren Familien gefahren, weil der Unibetrieb wie das öffentliche Leben in den USA stillstehen. Das Virus hat den Studienort noch nicht erreicht, aber in den Metropolen gibt es Infizierte. So aber kann ich nichts tun, ich kann nicht trainieren, ich kann nicht in die Uni. Auch ich habe versucht, nach Hause zu kommen, das Semester ist vorbei. Mein Flug nach Deutschland, den ich schon gebucht hatte, wurde aber annulliert, so sitze ich immer noch hier, vertreibe mir die Zeit. Ein paar Freunde sind auch noch in der Wohnanlage, die nehmen das nicht so ernst mit dem Social Distancing, aber die Restaurants haben geschlossen, auch das Einkaufen geht nur beschränkt." © Eddi Bachmann
Heiko Beyer,
Fotograf, Reisejournalist und Mitorganisator des Fernweh-Festivals in Erlangen, darüber, was er in der Corona-Krise am meisten vermisst: "Im Augenblick vermisse ich definitiv das Unterwegssein im Ausland. In meinem Beruf als Vortragskünstler bin ich ja immer von Oktober bis Mitte April in Deutschland auf Tournee und starte dann spätestens um diese Zeit zu neuen Reisen und Expeditionen. Das ist die Grundlage unseres Jobs, und die ist mir ja bis auf Weiteres entzogen. Die Isolation hingegen macht mir persönlich nicht sehr zu schaffen. Auf meinen Touren bin ich oft wochenlang allein mit Rucksack und Zelt in der Natur unterwegs, sehe kaum Menschen und bin deswegen an diesen Zustand gewöhnt. Am meisten sehne ich mich wie viele andere nach einer gewissen beruflichen Sicherheit. Als Mitveranstalter des Erlanger Fernweh Festivals plane und organisiere ich seit letzten November zusammen mit meinen beiden Kollegen die Neuausgabe im kommenden Herbst, nicht wissend, ob wir überhaupt wieder dürfen oder absagen müssen. Noch bin ich aber optimistisch! Würde ich jetzt aufhören, weiter zu arbeiten, dann hätte ich doch bereits verloren, nicht wahr?" © privat
"Wulli" Wullschläger
Musiker, darüber, was er in der Corona-Krise am meisten vermisst: "Also als erstes vermisse ich mal die Menschen allgemein, ich hätte nie gedacht, dass es so wichtig für mich sein könnte – außer natürlich auf der Bühne – einfach Menschen und deren Gesichter um mich rum zu haben. Ich finde das Stadtbild mit wenig Menschen sehr befremdlich. Dann dieses ,was machmern heut‘ ist ja völlig weg . . . Leute treffen, die man länger nicht gesehen hat, gute Gespräche, usw., fast alles weg . . .! Und dann fehlt es mir, einmal wieder normale Nachrichten zu hören. Corona, Corona, Corona . . . ich dreh fast durch . . .! Naja, aber für mich als Musiker ist es natürlich das Schlimmste, dass mein Lebenselixier Musik mit Menschen, mit all dem, was dazu gehört, die ganzen tollen Gefühle und Verbindungen sowie die Freiheit auf unseren Tourneen, mit diesem Heimkommen in der Fremde und den liebgewonnenen Menschen überall, völlig verschwunden ist. Zudem diese Ungewissheit: Wo geht das überhaupt hin . . . ständig neue, viele widersprüchliche Kommentare, Soforthilfen, die keine sind usw. usw. Alles, was uns Menschen den Sommer auch so liebenswert gemacht hat, ist abgesagt. Wer soll das bezahlen . . . naja, Fragen über Fragen . . ."
Haram Dar
Landesschülersprecher der Mittelschulen in Bayern, Schülersprecher an der Eichendorffschule in Erlangen, darüber, was er in der Corona-Krise am meisten vermisst: "Solidarität ist das Gebot der Stunde. Noch nie habe ich in unserer Hugenottenstadt so viel Solidarität und Hilfsbereitschaft sehen dürfen. Junge Menschen, die für ihre Nachbarn einkaufen gehen. Studenten, die in ihrer Freizeit Schutzmasken für Risikopatienten nähen. Bürger, die online bei lokalen Läden bestellen und so zu deren Überleben beitragen. Und Vieles mehr. Natürlich vermisse ich dennoch einiges in unserer Stadt: Ich vermisse es, bei diesen Temperaturen ins Westbad zu gehen. Ich vermisse es, bei diesem Wetter vor der Yoghurt-Bar zu sitzen und einfach mal abzuschalten. Ich vermisse den Umgang mit anderen Jugendlichen, die vielen Angebote der Stadt wie das Jugendhaus BlackBox oder auch den Abenteuerspielplatz an der Brucker Lache. Doch besonders vermisse ich jetzt mein Ehrenamt. Unser Jugendparlament kann sich nur noch digital treffen. Unser Junior-Team von Unicef konnte keine Aktion #actionclimate am 22. April durchführen. Doch für mich heißt Solidarität auch Verzicht und Rücksichtnahme. Ich verzichte – zwar schweren Herzens – aber dennoch gern auf diese Dinge. Diese Krise betrifft uns alle, selbst wenn viele Jugendliche nicht mit einem schweren Verlauf zu rechnen haben. Wir müssen jetzt auf jene Menschen achten, die gefährdet sind, die riskieren, ihr Leben zu verlieren. Ihnen gilt unsere Solidarität besonders, an ihnen müssen wir unser Handeln ausrichten." © Foto: Dar
Roland Böller
Landestrainer im bayerischen Schwimm-Verband und Trainer der Topathleten der SG Mittelfranken, darüber, was er in der Corona-Krise am meisten vermisst: "Ich vermisse meine Sportler ohne Wenn und Aber, jeden Tag, weil wir doch durch das intensive, tägliche Training eine enge Beziehung zueinander haben. Da ist es ganz und gar nicht einfach, das alles einfach ruhen zu lassen. Auch der Zeitpunkt war für uns natürlich als Sportler schwierig, weil wir sehr viel an den Grundlagen gearbeitet hatten, und als es darum ging, sich für diese Arbeit zu belohnen, wurde der Strich gezogen. Aber die Gesundheit geht natürlich vor, es ist wie es ist, dafür haben wir alle Verständnis. Mir fehlen auch die vielen Helfer außenrum, die so vieles für uns tun. Aber jetzt können wir das bejammern – oder das Beste draus machen: Da sind wir bei der Zeit, die ich gewinne durch die Situation. Meine Kinder werden zwölf und zehn Jahre alt, heuer habe ich erstmals überhaupt mit ihnen Ostern feiern können – sonst war ich zu dieser Zeit immer im Trainingslager. Diese Zeit mit der Familie ist wunderschön, die hätte ich normalerweise nicht und daher kann ich die schon auch gut genießen." © Klaus-Dieter Schreiter
Lea Götz
Model, Playmate und Tänzerin aus Erlangen, darüber, was sie in der Corona-Krise am meisten vermisst: "Ehrlich gesagt bin ich durch unser Neugeborenes so voller Liebe, Glückshormone und Dankbarkeit, dass ich gar nicht sagen kann, dass ich viel vermisse. Außer meine Großeltern, die sich seit Jahren auf nichts so freuen wie einen Urenkel kennen lernen zu dürfen. Doch mehr als durch die Fensterscheibe kann ich sie derzeit nicht sehen. Immerhin meine Mama kann ich durch die Lockerungen wieder in Erlangen besuchen. Arbeiten kann ich wenn dann derzeit nur mit Baby am Set, weil unser Aupair aus Mexiko nicht wie vereinbart hier sein kann, weil ja alle Flüge gestrichen sind. Daher widmen wir uns voll dem Umzug aus der Nürnberger Innenstadt in unser Eigenheim in Oberfürberg. Mein Mann ist viel zu Hause, weil er sein Tattoo-Geschäft vorübergehend schließen musste. Da machen wir als Familie das Beste aus der Situation und genießen die Zeit als Familie."
Tilmann Stiehler
Der Cellist, der seit 2008 das Erlanger Musikinstitut leitet, darüber, was er in der Corona-Krise am meisten vermisst: "Was ich vermisse: Die persönliche Begegnung mit Schülerinnen und Schülern und den Lehrkräften des Erlanger Musikinstituts. Was ich schätze: Die Freude und Dankbarkeit der Schülerinnen und Schüler und von deren Eltern über unser Unterrichtsersatzangebot über digitale Medien und das große Engagement der Lehrkräfte. Was ich vermisse: Die vielen wunderbaren MusikerInnen, die in dieser Zeit ein Konzert in der Konzertwerkstatt gegeben hätten und ihre Musik mit uns geteilt hätten. Was ich schätze: Die Vorfreude darauf, wenn das alles wieder möglich sein wird und wir dann gemeinsam vielleicht noch intensiver wahrnehmen, was es für eine Bereicherung und ein Geschenk ist, dies erleben zu dürfen. Was ich vermisse: Die Begegnung und die Gespräche mit guten Freunden. Was ich schätze: Die Nachrichten von vielen lieben Menschen, die sonst kaum Zeit finden, sich zu melden. Was ich vermisse: Die spontane Begegnung mit Menschen. Was ich schätze: Die Flexibilität und Kreativität vieler Menschen und die Gedanken, wie diese Situation uns alle auch positiv verändern kann. Wie Sie merken, kann und möchte ich nicht nur an das Vermissen denken."
Alexander Brandt
Yogalehrer und Mitinhaber des Studios „Friedrich31“ in Erlangen, darüber, was er in der Corona-Krise am meisten vermisst:„Ich habe mir dieser Tage tatsächlich die Frage gestellt, was ich vermissen werde, wenn diese besondere Zeit vorüber sein wird. Als Vater genieße ich die vielen Stunden mit der Familie. Ich genieße es, auf Spaziergängen unverabredet Freunde zu treffen, die plötzlich viel Zeit für einen ausgiebigen Plausch haben. Natürlich vermisse ich es da auch, ihnen einen festen Händedruck zu geben oder eine innige Umarmung. Der Abstand, der fällt mir schon schwer. Ähnlich ist es beruflich. Ich vermisse die persönlichen Yogastunden mit den Schülern. Genau wie unseren Schülern die Korrekturen von uns Lehrern, die Nähe, die Berührungen, die Wärme fehlen, die es nur bei gemeinsamen Kursen geben kann. Aber ich genieße auch die vielen Ideen und Möglichkeiten, die das Digitale nun liefern: Yogastunden und Workshops aus dem Studio zu geben, Freunde aus Berlin oder Hamburg in den Kursen zugeschaltet zu haben – auch das ist etwas Tolles, was ich erst noch vermissen werde.“ © Privat
Hermann Große-Berg
Schauspieler, der aus dem Emsland stammt und seit der Spielzeit 2009/2010 Ensemblemitglied am Theater Erlangen ist, darüber, was er in der Corona-Krise am meisten vermisst. "Niemand konnte sich vor zwei Monaten vorstellen, mit welchem Ausmaß das Virus unser Leben beeinflusst. Das ist schon enorm. Es gibt natürlich vieles, was ich vermisse. Erst jetzt merke ich, wie viel Bedeutung die ,analogen’ Begegnungen mit Menschen für mich haben. Vorstellungen mit und für das Publikum zu spielen, mit Kolleginnen und Kollegen auf und hinter der Bühne zusammenzukommen, das vermisse ich sehr. Der digitale Austausch findet zwar vermehrt statt, ist aber nicht wirklich ein Ersatz. Ich würde so gerne wieder durch den Schlossgarten schlendern, mich anschließend mit Leuten in einer Kneipe treffen oder ins Kino gehen. Außerdem würde ich wahnsinnig gerne wieder mal verreisen in andere Städte, Freunde und meine Familie besuchen. Momentan mache ich Dinge zu Hause, die sonst immer zu kurz kommen, wie Aufräumen und Putzen. Und ich lese viel mehr Bücher und gucke Filme, die ich schon immer mal sehen wollte."
Nadja Pries
Olympionikin und elffache Deutsche Meisterin im BMX, darüber, was sie in der Corona-Krise am meisten vermisst: "Zum Glück hat sich mein Tagesablauf nicht wirklich verändert. Durch die Olympischen Spiele habe ich in meinem Psychologie-Studium ein Urlaubssemester beantragt und mein Training kann ich – wenn auch anders – absolvieren. Gut, statt ins Fitnessstudio zum Krafttraining zu gehen, habe ich mir mit meinem Freund auf dem Balkon eine Art Homegym eingerichtet. Da fehlen mir die Freunde schon. Und auch nach Spardorf kann ich nicht zum Training fahren, weil die Bahn wegen Corona gesperrt ist. So pendel ich zweimal in der Woche nach Stuttgart, dort habe ich als Bundeskader-Athletin eine Sondergenehmigung, um auf dem dortigen Olympiastützpunkt zu trainieren. So fehlen mir nur die Freunde, das Reisen – und meine Großeltern mal zu drücken. Mit ihnen kann ich derzeit nur telefonieren oder mal über den Zaun zuwinken."
Peter Huschke
Dekan im evangelisch-lutherischen Dekanatsbezirk Erlangen, darüber, was er in der Corona-Krise am meisten vermisst: "Am meisten fehlen meiner Frau und mir unsere Kinder mit ihren Partnern und Partnerinnen, wobei wir die Zeit zu zweit, die Telefonate, das Skypen und die kleinen Nachrichten über das Handy viel bewusster genießen. Beruflich fehlen mir die direkten Kontakte mit den Kollegen und Kolleginnen und den Gemeindegliedern mit ihren Gesichtern und Stimmen am meisten, wenngleich ich Videokonferenzen und -aufnahmen und kurzes Zuwinken im Regnitzgrund in ihrem Wert Gott sei Dank neu entdecken kann. Dass mir die Heimspiele des HCE fehlen, fällt da fast schon nicht mehr ins Gewicht." © Harald Hofmann
Amely Deiss
Leiterin des Erlanger Kunstpalais darüber, was sie in der Corona-Krise am meisten vermisst: „Langweilig wird mir auch im Lockdown nicht. Mit meinen zwei kleinen Kindern geht ein Tag schneller vorbei als der andere. Zum Glück gibt es für ruhige Büroarbeit ja noch die Nacht! Denn obwohl wir geschlossen haben, geht die Arbeit im Kunstpalais natürlich weiter: Kataloge werden gemacht und Ausstellungen gemeinsam mit Künstlern geplant – in stiller Vorfreude darauf, dass es in der Kunstwelt hoffentlich bald wieder so ist, wie es vor Corona war: trubelig, intensiv, lustig, eindrucksvoll — direkt. So viel ist gerade los, dass ich eigentlich kaum darüber nachdenke, was ich alles vermisse. Aber wenn, dann muss ich doch sagen: Ich vermisse viel! Den Spielplatz, mit Freunden meiner Kinder — und von mir. Meine Eltern vermisse ich und meinen Bruder und alle anderen lieben Leute in der Ferne, denen ich nicht wenigstens einmal über den Zaun hin zuwinken kann. Und ich vermisse die „Dates“ mit meinem Mann — allein zu zweit ein Aperitif in der Sonne, mit Blick auf vorbeigehende Menschen, ein Film in den Lamm-Lichtspielen, ein Essen im Restaurant, wie schön wäre das!“ © Frédéric Schwilden
Florian Janik
Oberbürgermeister und Familienvater, darüber, was er in der Corona-Krise am meisten vermisst: "Auf einmal kann man vieles nicht mehr lange im Voraus planen: Die Arbeitswoche, Freizeit mit Familie und Freunden oder auch den Urlaub. Das Schwimmen zum Ausgleich fällt ebenso flach wie persönliche Treffen mit Freunden. Das vermisse ich schon sehr. Auch unsere Kinder würden so gerne wieder mit mehreren Freunden spielen. Doch wir alle wissen, dass die jetzigen Maßnahmen notwendig sind, auch wenn sie hart sind, und dass viele auch noch lange dauern werden." © Harald Sippel
Brigitte Korn
Leiterin des Erlanger Stadtmuseums, darüber, was sie in der Corona-Krise vermisst: "Obwohl in einer vergleichsweise privilegierten Situation — in Festanstellung, nicht in Kurzarbeit, mit kleinem Garten, den wir sehr genießen — vermisse ich doch einiges: Fröhliche, ungezwungene Menschen auf der Straße und in den Cafés, mich mal wieder verabreden zu können, einfach so und gleich mit mehreren, mit Freunden den Tag im Entlaskeller ausklingen zu lassen oder gemeinsam einen Film in den Lammlichtspielen anzusehen. Obwohl die digitalen Angebote meines Yogakurses liebevoll gemacht sind, sind sie kein echter Ersatz für gemeinsames Üben. Und im Stadtmuseum vermissen wir alle unser Publikum. Wie gerne hätten wir unsere Ausstellung zum 200. Geburtstag des Malers "Carl Haag" im März gezeigt. Stattdessen musste sie einstweilen ins Depot zurück. Und natürlich fehlen uns die Schulkinder, die das Haus beleben. Allerdings gibt es auch einiges, was ich nicht vermisse: den starken Autoverkehr – noch nie habe ich so viele Vögel in der Innenstadt gehört – und dass sich Menschen auf der Straße rücksichtsvoller und offener begegnen – trotz Abstand scheint Corona für eine größere menschliche Nähe zu sorgen. Vielleicht können wir uns das ja bewahren." © Harald Sippel
Michael Haaß
Kapitän und Spielertrainer des Handball-Bundesligisten HC Erlangen darüber, was er in der Corona-Quarantäne am meisten vermisst: "Gerade jetzt in den Ostertagen haben uns die Großeltern sehr gefehlt. Das ist ja doch die Gelegenheit für sie, ihre Enkel zu verwöhnen. Meine beiden Kinder sind jetzt vier Monate und drei Jahre alt – aber nach Essen zu meinen Eltern konnten wir nicht fahren, Kontakt muss man ja vermeiden. Gerade, weil die Bundesliga unterbrochen ist, verbringe ich viel Zeit nun mit der Familie, was schön ist. Aber mir fehlt auch der Handball. Da am meisten das Gequatsche mit den Jungs in der Kabine – das ist was, das hätte ich mir so nicht träumen lassen." © Sportfoto Zink / Daniel Marr
Christoph Gewalt
Dipl.-Braumeister und Inhaber der Steinbach-Bräu darüber, was er in der Corona-Quarantäne am meisten vermisst: "Mein Wunsch wäre möglichst bald wieder mit Freunden gemeinsam Sport zu treiben und danach im Biergarten zu sitzen und mit Familie und Stammkunden gemütlich ein Bier zu trinken. Auch sehne ich mich, dass meine Kinder sich mit Freunden treffen können und Ihre Zeit unbeschwert und sinnvoll nützen können. Wichtig wäre, dass möglichst schnell Konzepte und Perspektiven für alle Bereiche (Unternehmen, Schule, Vereine . . .) entwickelt werden. Das Bergfieber vermisse ich sehr!" © Harald Sippel
Steffen Haas besser bekannt als Peter Wackel
Sänger und Ballermann-Star aus Bubenreuth darüber, was er in der Corona-Krise am meisten vermisst: "Was mir in dieser Zeit besonders fehlt ist mein Freiheitsgefühl – auf privater und beruflicher Ebene. Als aktiver Mensch bin ich gerne und viel unterwegs. Mein Terminkalender ist normalerweise voll mit Geschäftstreffen, Bühnenshows und Interviews. Manches davon, aber längst nicht alles, lässt sich am Telefon oder per Videokonferenz regeln. Ich nutze die aktuelle Situation dafür aber für liegen gebliebene Dinge zu Hause. Insgesamt stimmt mich diese Zeit aber sehr nachdenklich. Besonders wenn ich in Gesprächen mit Bekannten und Geschäftspartnern mitbekomme, wie hart sie die Krise trifft. Nicht wenige stehen vor dem existenziellen Ruin. Das macht mich traurig und es fällt mir schwer, diese Schicksale und das, was da vielleicht noch auf uns zukommt, auszublenden." © Stefan Mößler-Rademacher
Amely Deiss
Leiterin des Erlanger Kunstpalais darüber, was sie in der Corona-Krise am meisten vermisst: "Langweilig wird mir auch im Lockdown nicht, soviel ist schonmal sicher. Mit meinen zwei kleinen Kindern, die ja gerade immer um mich herum sind, geht ein Tag schneller vorbei als der andere. Zum Glück gibt es für ruhige Büroarbeit ja noch die Nacht! Denn obwohl wir geschlossen haben, geht die Arbeit im Kunstpalais natürlich weiter: Kataloge werden gemacht und nächste Ausstellungen gemeinsam mit Künstlern geplant, in stiller Vorfreude darauf, dass es in der Kunstwelt hoffentlich bald wieder so ist, wie es vor Corona war: trubelig, intensiv, lustig, eindrucksvoll — direkt. So viel ist gerade los, dass ich eigentlich kaum darüber nachdenke, was ich vermisse. Aber wenn ich so gefragt werde, muss ich doch sagen: viel! Den Spielplatz, mit Freunden meiner Kinder — und von mir! Meine Eltern und mein Bruder und alle anderen lieben Leute in der Ferne, denen ich nicht wenigstens einmal über den Zaun hin zuwinken kann. Und ich vermisse die "Dates" mit meinem Mann — allein zu zweit ein Aperitif in der Sonne, mit Blick auf vorbeigehende Menschen, ein Film in den Lamm-Lichtspielen, ein Essen im Restaurant, wie schön wäre das!" © Foto: Frédéric Schwilden
Axel Fischer
Gymnasiallehrer am Marie-Therese-Gymnasium, Hallensprecher des HCE und langjähriger, ehemaliger Kellerwirt auf der Bergkirchweih darüber, was er in der Corona-Quarantäne am meisten vermisst: "Am meisten fehlen mir die persönlichen Kontakte in ganz vielen Bereichen: Der Austausch mit den Kollegen, von denen viele Freunde sind. Die Gespräche mit meinen Schülern, die Kontakte mit der Familie, mit Freunden. Nächste Woche feiere ich meinen 45. Geburtstag – jedes Jahr hoffe ich, dass das Wetter schon schön genug ist, wieder eine Gartenparty zu veranstalten. Auch heuer hoffe ich das, auch wenn ich dann nur zu viert feiere, mit meiner Frau und den Kindern. Aber auch das Laute fehlt mir als Hallensprecher, es ist alles so leise geworden." © Sportfoto Zink / DaMa