Was treibt Flüchtlingshelfer in Erlangen an?

31.3.2019, 18:00 Uhr
Was treibt Flüchtlingshelfer in Erlangen an?

© Harald Hofmann

Momentan kommen zwar weniger Asylsuchende nach Erlangen, doch falls die Zahl wieder ansteigen sollte, steht für die Vorsitzende des Vereins, Monika Petersen, fest: "Unsere Leute machen sofort alle wieder mit, wenn es nötig ist". Denn die hierfür notwendigen Strukturen sind nach wie vor vorhanden, sagt Petersen, die den Verein seit 2012 führt.

Rund 350 Mitglieder hat der Verein, der unter anderem in Arbeitskreise (AK) und regionale Helferkreise aufgeteilt ist. Die Freiwilligen können sich dort zum Beispiel in der Hausaufgabenbetreuung, der Kleiderkammer oder auch der Freizeitgestaltung engagieren. Vor allem rund um das Jahr 2015,als auch in der Hugenottenstadt täglich zahlreiche neue Flüchtlinge ankamen, waren die Ehrenamtlichen oft tagelang im Einsatz, um Geflüchtete etwa bei Arztbesuchen oder Schulanmeldungen zu begleiten.

Da Petersen und ihre Vorstandmitstreiterinnen aber auch die Helfer am Herzen liegen, führten die Verantwortlichen kürzlich unter ihren Mitgliedern eine Umfrage durch: Bei der Erhebung wurden neben persönlichen Angaben (Alter, Geschlecht etc.) auch Daten etwa zur Motivation, den Erfahrungen, dem Verhältnis zu den Geflüchteten oder der Zusammenarbeit mit Behörden erhoben. Die Auswertung steht noch an, der Rücklauf ist aber bereits gut. "Wir wollen damit herausfinden, was unsere Helfer brauchen und wie und wo wir sie noch besser unterstützen können", erläutert Petersen.

"Lieber Gut- als ein Schlechtmensch"

Eine dieser Helferinnen ist Carmen Lindenberg. Die 48-Jährige hat 2014 mit ihrem Engagement bei Efie begonnen, als in Alterlangen die ersten Flüchtlinge in Container zogen: "Zu Beginn ging es um das Allernotwendigste, die Basics", erinnert sich die Erlangerin. Dass sich die Stimmung von der Willkommenskultur hin zu mehr Abschottung in Deutschland wendet, sieht die Eventmanagerin kritisch: "Ich lasse mich auch von der Stimmung, in der der Begriff Gutmensch zum Schimpfwort geworden ist und man für seinen Einsatz belächelt wird, nicht von meinem Einsatz abhalten", meint sie und sagt überzeugt: "Lieber ein Gut- als ein Schlechtmensch."

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Annika Hoppe-Seyler (33) sieht das ähnlich und stellt in Teilen der Bevölkerung einen "erschreckenden" Sinneswandel in Sachen Flüchtlinge fest. Daher findet es die Promotionsstudentin am Institut für Geographie der Friedrich-Alexander-Universität wichtig, als Hilfsinitiative auch Appelle an die Politik zu richten.

Die Kritik der Erlanger CSU an der Entscheidung des Stadtrates und der Stadtspitze, weitere Flüchtlinge in Erlangen als einem "sicheren Hafen" aufzunehmen und das auch in einem Brief Kanzlerin Angela Merkel mitzuteilen, kann die Erlangerin nicht nachvollziehen: "Auch in der CSU sehe ich Haltungen, die mit christlich, wie es das C in ihrem Namen bedeutet, für mich nichts zu tun haben."

Die Ehrenamtliche Franziska Vogler (69) findet es ebenfalls traurig, dass der Begriff "Gutmensch" mittlerweile bei etlichen eine Negativkonnotation hat. Dennoch lässt sich die ehemalige Lehrerin in ihrem Engagement nicht beirren. Die Erlangerin will der Gesellschaft etwas zurückgeben von dem Glück, dass sie in Deutschland "so ein sorgenfreies Leben" hat. Sie sagt: "Ich möchte mich dafür einsetzen, dass wir Flüchtlinge eben nicht davon abhalten, zu uns zu kommen. Wir müssen Mauern einreißen statt in Europa neue zu errichten".

www.efie-erlangen.de

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