Wildtiere auf der Straße: Bremsen oder ausweichen?

21.11.2018, 14:00 Uhr
Wenn Wildtiere die Straßen queren wollen, kann das zur Gefahr werden - für Mensch und Tier.

© GLOBUSpress Wenn Wildtiere die Straßen queren wollen, kann das zur Gefahr werden - für Mensch und Tier.

Herr Dreher, hatten Sie selbst schon einmal einen Wildunfall?

Joachim Dreher: Ja, hatte ich. Kurz nachdem ich meinen Führerschein hatte, habe ich einen kleinen Hasen angefahren. Ein Jagdpächter musste ihn von seinem Leid erlösen. Ich war schockiert und erschrocken. Die kaputt gegangene Frontstütze meines Autos bezahlte die Versicherung. Wahrscheinlich war es gut, dass mir das am Anfang meiner Autofahrkarriere passiert ist, denn jetzt fahre ich immer bewusst vorsichtig an Gebiete mit Gefahr von Wildwechsel heran.

Wildtiere auf der Straße: Bremsen oder ausweichen?

© F.: Ulrich

Wie kann man als Autofahrer Wildunfälle verhindern?

Dreher: Oberste Priorität ist eine angepasste Geschwindigkeit. In der Nacht ein Waldstück oder eine Strecke mit ausgeschildertem Gefahrzeichen "Wildwechsel" mit Tempo 100 zu befahren, ist zu schnell. Da ist der Bremsweg rund 80 Meter lang. Fährt man nur 80, verkürzt sich der Bremsweg auf 56 Meter. Also: Runter vom Gas!

56 Meter sind lang, wenn plötzlich ein Reh vor einem steht . . .

Dreher: Viele benutzen ihr Fernlicht nicht ausreichend. Dabei sind Wildtiere so schneller zu erkennen, der Reaktionsweg verkürzt sich. Und wenn doch plötzlich Wild auf der Fahrbahn steht, muss man bremsen, abblenden und hupen. Bleiben zum Beispiel Hasen geblendet vom Licht einfach sitzen, reicht es, kurz auf Standlicht umzuschalten. Dann hoppelt er sicher von der Straße.

. . . wenn Bremsen zu spät ist?

Dreher: Dann muss man sich fragen: ausweichen oder überfahren? Bei kleineren Tieren gilt: Niemals ausweichen — abbremsen und eine Kollision in Kauf nehmen. Steht ein Hirsch auf der Fahrbahn, kann sein Geweih durch die Windschutzscheibe schlagen. Wenn man aber ausweicht und im Graben landet ohne das Tier zu berühren, ist es schwer, bei der Versicherung einen Wildunfall geltend zu machen.

Und wenn man mit ihm zusammenstößt?

Dreher: Dann sofort den Warnblinker einschalten, die Unfallstelle mit Warndreieck absichern. Wenn das Tier verletzt ist, Polizei oder Jagdpächter verständigen. Wer totgefahrene Tiere mitnimmt, ruft den Tatbestand der Wilderei auf den Plan.

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