Windenergie eint die Nachbarorte Effeltrich und Poxdorf
5.6.2012, 11:05 Uhr140 Zuhörer fanden sich zur extra zu diesem Thema einberufenen Bürgerversammlung ein. Bürgermeister Richard Schmidt und seine Poxdorfer Amtskollegin Gunhild Wiegner (beide Freie Wähler) argumentierten gleich zu Beginn, dass es doch allemal besser sei, die bis zu fünf geplanten Windkraftanlagen auf den beiden dafür vorgesehenen Vorranggebieten „Pinzberg-Südost“ mit 75 Hektar und „Pinzberg-Südwest“ mit noch einmal 20 Hektar über eine eigene Genossenschaft selbst zu betreiben, statt die Wertschöpfung an fremde Investoren nach außerhalb abzugeben.
Höchstens acht
Hatte sich noch wenige Wochen vorher der Neunkirchener Bürgermeister Heinz Richter bei einer Veranstaltung zum gleichen Thema harscher Kritik ausgesetzt gesehen, danach aber trotzdem schon eine Betreiber-Genossenschaft für den Standort „Ebersbach-West“ gegründet, konnte Thomas Engel, Leiter des Bereichs Wirtschaft, Landesentwicklung und Verkehr bei der Regierung von Oberfranken, in Effeltrich ungestört über den derzeitigen Stand der Fortschreibung des Regionalplans Oberfranken-West informieren.
In den beiden zusammen 95 Hektar großen Pinzberger Vorrangflächen könnten laut Engel – gemäß der Regel „Eine Anlage auf zehn Hektar“ – höchstens sieben bis acht Windkrafträder entstehen. Derzeit wird aber insgesamt von fünf Anlagen ausgegangen.
Die Bürger müssten sich über eine zu hohe Beeinträchtigung, etwa durch Geräusche oder Schatten, keine Sorgen machen, würden doch alle infrage kommenden Standorte immissionsschutzrechtlich bewertet, so Engel. Zu einer Wohnbebauung seien 1000 Meter, zu gemischten Bauflächen 700 Meter, zu Gewerbeflächen 500 Meter und zu Sonderbauflächen wie Kliniken sogar 1400 Meter Abstand vorgeschrieben.
Bürgermeister Schmidt zählte anschließend die Vorteile für die Gemeinde bei einer eigenen Vermarktung der Windkraftanlagen auf, darunter höhere Mehrwert- und Gewerbesteuereinnahmen sowie die Einnahmen aus dem erzeugten Strom. Anschließend brachte Michael Diestel, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes Rhön-Grabfeld und der Agrokraft GmbH, den Bürgern die Vorteile einer „Bürgergenossenschaft für Windenergie“ nahe.
Eindringlicher Appell
Nun biete sich die Chance, die Windkraftanlagen selbst zu bauen, getreu der Devise „Das Geld des 21. Jahrhunderts ist der Strom“ und damit das Kapital nicht bei irgendwelchen fremden Projektentwicklern zu lassen, sondern in der Gemeinde, bei den eigenen Bürgern. „Nicht fossile oder erneuerbare Energien ist hier und jetzt die entscheidende Frage“, so der studierte Agraringenieur eindringlich, „sondern dezentrale oder zentrale Energiegewinnung“ – mit einer Ortsenergie-Genossenschaft, die auch künftig verschiedene Projekte unter einem Dach ermögliche.
Für das benötigte Kapital habe sich ein Verhältnis von 70 Prozent von den Banken und 30 Prozent über Genossenschaftseinzahlungen bestens bewährt und lasse Erträge von fünf Prozent und mehr erwarten. Es sei allemal besser, lokale Wirtschaftskreisläufe zu aktivieren um den kostbaren Strom selbst zu gewinnen, als doppelt so teure Ware von weit her über sündhaft teure Leitungen zu beziehen, deren Bau mit einer Länge von 4000 Kilometern in den kommenden Jahren erst einmal 20 Milliarden Euro verschlingen werde.
Alles in Planung
In Effeltrich und Poxdorf sähe der Plan dann so aus: Zunächst eine Bürgergenossenschaft gründen und anschließend mit dem Einlagekapital schnellstmöglich die entsprechenden Grundstücke sichern, bevor fremde Aufkäufer zum Zug kommen. Als letzter Schritt stände dann die Projektentwicklung mit Hilfe von Experten an. In Effeltrich und Poxdorf könnte dann eigener Strom erzeugt werden – das kostbarste Gut, das es in absehbarer Zeit geben wird.
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