Wohnstift in Erlangen sieht sich als "Wellnesshotel"
28.01.2017, 06:00 UhrHerbert Guhr habe das Wohnstift auch als Entlastung für die Stadt gegründet, er habe die Betreuung von Senioren als eine gesellschaftliche Aufgabe gesehen, meint der jetzige Vorstandsvorsitzende, Hartmut Hillmer. Jeder Bewerber habe damals 15 000 Mark Darlehen gewähren müssen, 1200 Menschen hätten sich sofort gefunden.
"Vor 50 Jahren hat man mit einer wunderbaren Konzeption und mit viel Mut angefangen", stellt Hillmer fest. Es sei Guhr darum gegangen, eine Seniorenresidenz zu schaffen, die sich nach den spezifischen Wünschen und Bedürfnissen der Bewohner richtet. Die Grundlagen sind geblieben, sie wurden jedoch an die sich verändernden Rahmenbedingungen angepasst, und darum ist das Angebot in den 50 Jahren kontinuierlich ausgebaut worden.
Regelrecht ins Schwärmen gerät Hillmer, wenn er von der heutigen Einrichtung erzählt, die von einem gemeinnützigen Verein getragen wird, dessen Vorstandsvorsitzender er ist. „Wir sind kein Altenheim“, sagt er, und spricht gar von einem "Wellnesshotel". Das selbstbestimmte Leben fängt in den eigenen vier Wänden an. Die Ein- bis Dreizimmerwohnungen kann jeder Bewohner nach eigenem Geschmack einrichten.
Es gibt ein Schwimmbad mit Saunabereich, einen Fitnessraum, ein Medizinzentrum mit mehreren Fachärzten und Physiotherapeuten, eine Bank, einen Einkaufsmarkt, eine Apotheke und einen Friseur. Der Park mit den Terrassen, Kneipp- und Teichanlagen ist 27.000 Quadratmeter groß, erst kürzlich wurde ein Wintergarten angebaut.
Das Wohnstift ermöglicht den Bewohnern selbstbestimmte Tagesabläufe. Sie können beispielsweise ein Themenfrühstück im Restaurant einnehmen oder auch das Mittagessen in den eigenen Wohnungen bereiten, sie können Wanderungen machen oder zu Bridge- oder Canastarunden gehen.
Der große Konzertsaal wurde bereits beim Bau des Wohnstifts vor 50 Jahren mit errichtet. Er bietet heute 370 Gästen Platz und hat schon viele Berühmtheiten gesehen. Mit Jürgen Bachmann ist seit kurzem auch ein Kulturreferent im Amt, der das öffentliche Kulturprogramm noch weiter bereichern will.
Waren die Bewohner vor 50 Jahren bei ihrem Einzug noch rund 60 Jahre alt, so beträgt der Altersdurchschnitt heute beim Einzug 82 Jahre. Und weil viele ein Auto haben, ist sogar ein Parkdeck angebaut worden. 490 „Stiftsdamen“ und „Stiftsherren“ wohnen heute im Wohnstift Rathsberg, in dem es seit Beginn des neuen Jahrtausends auch eine ambulante Pflege sowie einen vollständigen Wohn-Pflege-Bereich gibt.
Hillmer und der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Wolfgang Strittmatter betonen dann auch, dass dort "ausgeruhte und hoch motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter" arbeiten und der Schlüssel für die Betreuung höher sei als gesetzlich vorgeschrieben. 30 Millionen Euro sind laut Strittmatter in den letzten Jahren investiert worden, um das Haus an die heutigen Anforderungen der Senioren anzupassen.
Auf der Bewerberliste stehen derzeit 3000 Namen, die Wartezeit beträgt rund ein halbes Jahr. Sorge würde ihm die Politik bereiten, weil sie den alten Menschen sage "bleibt zu Hause", sagt Strittmatter. Aber solche Sorgen sollen im Jubeljahr erst einmal hintenan stehen. „Den runden Geburtstag wollen wir nicht nur feiern, sondern auch dazu nutzen, um einen Blick nach vorne zu richten“. Das öffentliche Veranstaltungsprogramm beinhaltet darum Feste und Konzerte im Konzertsaal mit Fachvorträgen zu den Themenschwerpunkten "Der Mensch im Mittelpunkt", "Aktiv und modern", "Selbstbestimmtes Wohnen" sowie "Gemeinschaft".
Beim Festakt am 12. Mai und am Tag der offenen Tür am 30. September will der Verein sein Haus den potenziellen neuen Bewohnern vorstellen. Dabei will man auch diskutieren, wie die Zukunft des modernen Seniorenwohnens heute aussehen kann. "Unser Grundsatz ‚Lebensqualität und Wohnkultur‘ hat auch deshalb heute noch Gültigkeit, weil wir die Ansprüche im Alter immer wieder neu ausloten", sagt Hartmut Hillmer.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen