Zwei Konzerte in Champagnerlaune
9.2.2018, 19:28 UhrBeschwingte Operettenklänge, Champagner-Laune in der Kirche? Hinzu kommen zwei Dirigenten, drei Zugaben und somit gut zweieinhalb Stunden Programm. Das darf alles sein, denn es gibt Grund genug zum Feiern: Erlangens größtes Laienorchester, die "Junge Philharmonie Erlangen", feiert sein 25-jähriges Bestehen. Gleich zweimal ist die Matthäuskirche bestens besucht, beim zweiten Termin ausverkauft.
Alles ist von den beiden Vorsitzenden Katja Kreis und Gesine Wollert und den vielen orchesterinternen zupackenden Händen bestens vorbereitet.
Schon das fantasievolle, gleichermaßen bunte und informative Programmheft verspricht ein besonderes Konzert. Die beiden Dirigenten Gordian Teupke und Tristan Uth, die sich ja auch sonst in der Leitung abwechseln, sind diesmal an einem Abend zu erleben.
Gordian Teupke, im schwarzen Anzug und Hemd, setzt mit der"Fledermaus-Ouvertüre" von Johann Strauß den fröhlichen Jubiläumsauftakt. Diese Ouvertüre mit ihren unterschiedlichen Teilen, den Abbrüchen und Wechseln, mit den Potpourri-Vorwegnahmen hat einige Tücken, welche das Orchester akkurat meistert. Teupke dirigiert umsichtig, präzise im Gestus, stellt seine Person in den Dienst des Orchesters und der Musik. So kann er sogar Rubati zulassen, die sich wahrlich wienerisch-musikantisch im "Oh je, oh je wie rührt mich dies" entladen. Das macht Spaß! Na, und die Glocken, welche die Person Eisenstein in der "Fledermaus" zum Aufbruch mahnen, passen ja dann doch in die Kirche.
Ein brillanter Solist
Felix Froschhammer ist der brillante Solist des Violinkonzerts von Johannes Brahms. Der gebürtige Münchener spielt die rauen, in der Literatur teils als "unspielbar" bezeichneten Stellen barsch, lässt die Kontraste mit Vehemenz zu, stellt sich den heftigen technischen Herausforderungen mit Mut und Energie. So gibt es schon nach dem groß angelegten ersten Satz anerkennenden Zwischenbeifall für den geigerischen Impetus und das präzise, symphonische Miteinander.
Das solistische und orchestrale Figurieren des zweiten Satzes mit Oboe, Horn und Flöte ist ein dankbares, kantables Innehalten. Im Final-Rondo schlägt die zupackende Pranke Brahms’ mit dem mitreißenden ungarisch-folkloristischen Hauptthema nochmals markant zu. Der 34-jährige Geiger setzt dies in der Balance von musikantischem Draufgängertum und Genauigkeit. So klappt alles hervorragend, der Funke springt über. Die mit Orchester vorbereitete Zugabe des norwegischen Brahms-Zeitgenossen Olé Bull ist nach soviel Furor passend gewählt.
Im zweiten Teil heizt eine zupackend und souverän gespielte "Siebte" von Beethoven die gelöste Stimmung im Kirchenschiff weiter an. Diesmal ist Tristan Uth, im Frack, ganz klassisch sozusagen, am Pult. Uth dirigiert mit großer Dirigentenpose ohne die Zügel aus der Hand zu geben. Die "Junge Philharmonie" macht auch da gut mit. Elegant und straff entwickelt sich der erste Satz mit triumphalem Ende. Eine rasche Sarabande mit ebensolchen dynamischen Entwicklungen fordert Uth im zweiten Satz. Fein sind hier die fugierten Einsätze musiziert. Tempounterschiede bestimmen das "Presto". Hier sowie im Finale zelebrieren die "Jungen Philharmoniker" ohne Härte den vollen, üppigen Orchesterklang.
Jubel, begeisterter Beifall bringt beide Dirigenten vereint auf’s Pult und jeder glänzt nochmals mit einer Zugabe. Teupke mit einem munteren "Galopp" von Bizet, Uth mit dem wagner- und massenetnahen "Preludio sinfonico" von Puccini. Ganz still und andächtig ist es danach im Publikum, dann begeisterter Schlussapplaus für diesen rundum gelungenen Jubiläumsakt.
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