Erlanger Forscher: Alkohol kann dem Immunsystem helfen

Christina Merkel

Hochschule & Wissenschaft

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14.5.2020, 14:52 Uhr
Ein Glas Wein am Abend kann die Beschwerden bei bestimmten Autoimmunerkrankungen wie Rheuma lindern.

© Daniel Naupold Ein Glas Wein am Abend kann die Beschwerden bei bestimmten Autoimmunerkrankungen wie Rheuma lindern.

Moderater Alkoholkonsum kann gut fürs Immunsystem sein. Das haben schon einige Studie gezeigt. Warum das so ist, konnten Erlanger Wissenschaftler nun aufklären. "Ein bis zwei Gläser Wein oder ein Bier am Abend sind für Patienten mit Rheuma oder Multipler Sklerose sogar zu empfehlen", sagt Prof. Dr. Georg Schett, Direktor der Medizinischen Klinik 3, für Rheumatologie und Immuologie am Universitätsklinikum Erlangen. "Wenn ich das meinen Patienten erzähle, sind sie immer ganz begeistert, weil viele das nicht wissen."

Schon länger sei bekannt, dass sich wenig Alkohol positiv bei Autoimmunerkrankungen auswirken kann. Regelmäßiger Konsum senke das Risiko für die Entwicklung von rheumatoider Arthritis in den Gelenken und auch von Multipler Sklerose. "Aber wir wussten nicht warum", sagt Schett. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler nun in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht. "Der Alkohol wird im Körper zu Acetat umgebaut, dem gleichen Stoff, der auch bei anderen Nahrungsmitteln im Darm als Stoffwechselprodukt entsteht", erklärt der Experte.

Klinikdirektor Georg Schett

Klinikdirektor Georg Schett © Michael Rabenstein

Das Acetat hemmt bestimmte Zellen und verändert deren Funktion. Es verhindert dadurch eine Überreaktion des Immunsystems, die mitverantwortlich für die Entstehung von Autoimmunkrankheiten ist. "Das Acetat balanciert das Immunsystem quasi aus", sagt Schett. Der Effekt dürfe für die klinische Beobachtung verantwortlich sein, dass bei Patienten mit rheumatoider Arthritis, die regelmäßig Alkohol konsumieren, deutlich seltener Erkrankungsschübe auftreten.

Akohol in moderaten Mengen unterdrückt aber nicht generell das Immunsystem, sondern wirkt spezifisch auf diese eine Art von sogenannten T-Helferzellen. "Die negativen Effekte übermäßigen Alkoholkonsums sollten nichtsdestotrotz auch im Licht dieser Daten immer bedacht werden", sagt Studienleiter Prof. Dr. Mario Zaiss vom Lehrstuhl für Innere Medizin an der Universität Erlangen-Nürnberg.

Die Studie ist im Sonderforschungsbereich "Schaltstellen zur Auflösung von Entzündung" enstanden, den die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt. Die beteiligten Wissenschaftler arbeiten am Deutschen Zentrum Immuntherapie (DZI) des Universitätsklinikums in Erlangen.

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