Exklusive Einblicke: Leben auf der Baustelle Tafelhof-Palais
31.8.2019, 05:57 UhrDirekt neben dem Hauptbahnhof wird das Gesicht der Stadt derzeit einer aufwendigen kosmetischen Operation unterzogen. Fünf Kräne sind Symbol für die gewaltigen Eingriffe auf rund 50.000 Quadratmetern: Auf dem Areal der alten Hauptpost wachsen zwei Türme mit zehn und 13 Geschossen und ein Querriegel empor, in die Hotels, Läden und auch wieder die Post einziehen.
Nebenan, im historischen Rundbau aus den 1920er Jahren, wird gebohrt, geschlagen, gehämmert und gestampft, als wolle man den denkmalgeschützten Steinen die Seele austreiben. Denn hier sollen Ende 2020 die "Design Offices", Dienstleister für flexible Arbeitskonzepte, einziehen. Und genau hier, vor diesem Gebäude im Viertelkreis, türmt sich seit einem Jahr eine Siedlung aus über 90 Containern auf, die ihr Innenleben bislang geheim gehalten hat.
Die Anlage ist so etwas wie das Auge des Taifuns. Während draußen die Autos in der Bahnhofstraße vorbeirauschen, Reisebusse im Minutentakt in ihre Buchten unter dem Adcom-Center rollen und die Tram vorbei bimmelt, weicht im Inneren der funktionalen Boxen der Lärm zurück.
Sie stehen mitten auf Straßenbahngleisen, die die VAG für die Dauer des Baus stillgelegt hat, und bieten in der Verlängerung einer Reihe von Bettenburgen einen seltsamen Anblick. Noch ein Kuriosum: Sie bieten Momente der Entspannung. Die Bauarbeiter des neuen Tafelhof-Palais, wie sich der markante Hotel- und Bürokomplex in bester Lage verheißungsvoll nennt, finden in den kleinen Räumen ihre Tagesunterkünfte, machen darin Brotzeit, können sich duschen.
Übernachten wird hier niemand: Die 90 Beschäftigten der Oberpfälzer Firma Max Bögl, die derzeit die Rohbauarbeiten ausführt, schlafen in den firmeneigenen Unterkünften am Bögl-Niederlassungssitz in Erlangen oder Schwabach. Die Container sind also nur am Tag mit Leben gefüllt.