Fahrverbote am Sonntag? 650 Biker protestieren in Franken
1.6.2020, 20:20 UhrFür viele Motorradfahrer ist die Tour am Wochenende eine Flucht aus dem Alltag, mehr als ein Hobby, eher eine Passion. Doch es ziehen Wolken am Biker-Himmel auf. In einem Beschluss Mitte Mai hat sich der Bundesrat dafür ausgesprochen, die zulässige Geräuschemission von Neufahrzeugen zu begrenzen. Kurzum: Die Maschinen sind zu laut und der Staat muss tätig werden. "Der Bundesrat sieht dringenden Handlungsbedarf", heißt es in dem Papier, "für besondere Konfliktfälle Geschwindigkeitsbeschränkungen und zeitlich beschränkte Verkehrsverbote an Sonn- und Feiertagen aus Gründen des Lärmschutzes zu ermöglichen". Konkret schwebt der Länderkammer eine Begrenzung auf maximal 80 Dezibel vor - das entspricht in etwa der Lautstärke eines Rasenmähers.
In Aschaffenburg trafen sich jetzt mehrere Hundert Biker, um gegen mögliche Einschränkungen zu protestieren. "Es waren zwei getrennte Veranstaltungen", sagt Alexander Wilhelm, der gemeinsam mit seinem Motorradklub Curve Writer eine Kundgebung auf dem Schlossplatz organisiert hat. "Ich habe das extra mitten in der Stadt gemacht, wo viele Passanten unsere Demonstration mitbekommen", sagt er. Bei der ersten Kundgebung waren es wohl um die 300 Motorräder und bis zu 500 Menschen, schätzt Wilhelm. "Dann sind wir von dort zum Volksfestplatz gefahren, wo die zweite Demo war."
Dort, bei der zweiten Veranstaltung, hat die Polizei in der Spitze bis zu 650 Motorräder und über 1000 Menschen gezählt. "Es war ein anderer Veranstalter, nämlich die Black Phoenix M.F., aber der Hintergrund und das Anliegen sind dasselbe."
Krasser Einschnitt in Hobbyausübung
Für die Teilnehmer ist klar: Die Lautstärkebegrenzung ist unnötig, ein Verbot von Ausfahrten an Sonn- und Feiertagen ein krasser Einschnitt in die Ausübung ihres Hobbys. Die Protestaktion selbst verlief ohne Zwischenfälle.
Die Vorschläge des Bundesrates sorgen auch auf politischer Ebene für Debatten. "Ich will keine weiteren Verbote und Verschärfungen für Motorradfahrer", sagte etwa Verkehrsminister Andreas Scheuer gegenüber der Passauer Neuen Presse. Der Beschluss sei so noch nicht in seinem Ministerium eingegangen, so der CSU-Politiker. Erst wenn der Rat seinen Entschluss an die Regierung übergibt, wird über die mögliche Umsetzung entschieden. Motorradverbände sind empört. "Hier sehen wir ganz klar eine Diskriminierung der Motorradfahrer", teilt der Bundesverband der Motorradfahrer (BVDM) mit. "Mehr als vier Millionen Motorradfahrer wegen Fehlverhaltens einer Minderheit über einen Kamm zu scheren, ist ein Unding."