Familie von getöteter Tramperin: "Gebt uns Sophia zurück"
17.7.2018, 19:07 UhrVor einem Monat verschwand die in Amberg geborene Sophia L. an einer Raststätte bei Leipzig. Sie wurde von einem Fernfahrer getötet, da sind sich die Ermittler nach wie vor sicher. Der Verdächtige, ein 41-Jähriger aus Marokko, sitzt in Spanien in Untersuchungshaft. Er soll ausgeliefert werden - nur wann, das ist bislang unklar.
Weil dort unter Federführung des nationalen Staatsgerichtshofs in Madrid ein Verfahren gegen den mutmaßlichen Täter läuft, halten die Behörden in Spanien die Leiche noch immer unter Verschluss. Auch deshalb kann die Familie von Sophia L. nicht zur Ruhe kommen. In einem Appell auf Facebook wendet sich der Bruder in ihrem Namen jetzt an die spanische Justiz: "Gib uns bitte endlich unsere Tochter, Schwester, Freundin zurück." Vier Wochen Obduktion, heißt es dort, müssen reichen.
"Ich finde, dass das respektlos ist"
"Wir hören absolut nichts", sagt auch der Bruder der Getöteten, Andreas Lösche. Noch nicht einmal einen etwaigen Zeitplan für die Rückführung habe die Familie bekommen. "Ich finde, dass das respektlos ist."
Die Familie von Sophia L. übte bereits im Vorfeld scharfe Kritik an der Polizei. Besonders die Behörden in Leipzig hätten zu spät die Suche nach der jungen Frau aufgenommen, dann schlampig gearbeitet. Erst Tage nach dem Verschwinden, als es nach Angaben der Familie bereits starke Hinweise auf ein Gewaltverbrechen gegeben habe, sei die Polizei an die Öffentlichkeit gegangen. "Die Beamten haben den Fall grundlegend falsch eingeschätzt", sagte der Kriminologe Thomas Feltes gegenüber nordbayern.de.
Die Behörden schweigen aber nach wie vor, verweisen auf das laufende Verfahren, das mittlerweile die oberfränkische Polizei übernommen hat. Dort, an einer Raststätte entlang der A9, vermuten die Ermittler den Tatort. Wellen schlägt die Kritik dennoch. Laut einem Bericht der Sächsischen Zeitung beschäftigt sich auch das Innenministerium des Landes mit dem Vorfall. "Wir nehmen die Vorwürfe gegenüber der Polizeidirektion Leipzig sehr ernst", sagte ein Sprecher dem Blatt. "Grundsätzlich gilt: Sollten Abläufe korrigiert oder Fehlverhalten geahndet werden müssen, dann wird dies geschehen." Man habe die Behörden für "Vermisstenfälle erneut sensibilisiert", so der Sprecher.