Kritik von Stadträten
Fans im Stadion - aber kein Klassik Open Air: Misst Nürnberg mit zweierlei Maß?
9.7.2021, 18:04 UhrIm Münchner Stadion spielte Belgien gegen Italien vor 12.984 Zuschauern, doch bei Kulturveranstaltungen unter freiem Himmel sind in Bayern nur 1500, in Ausnahmefällen 2000 Zuschauer zugelassen – für viele Nürnberger Stadträte ist das nicht nachvollziehbar. "Warum werden Kunst und Kultur anders behandelt als Fußball?", fragte Ulrich Blaschke (SPD) im Kulturausschuss.
Unnötige Investitionen?
Auch Kai Küfner (Die Grünen) und Ernesto Buholzer Sepúlveda (Politbande) äußerten ihren Unmut über das "zweierlei Maß" (Küfner), mit dem hier gemessen werde.
Für das Klassik Open Air bedeuteten diese unterschiedlichen Regeln das Aus, was die Stadträte sehr bedauern. Wobei Blaschke zu bedenken gab, dass sehr frühzeitig festgestanden habe, dass die Konzerte mit Picknickcharakter im Luitpoldhain definitiv nicht so stattfinden können wie in vorpandemischen Zeiten. Er wollte daher wissen, ob der Geschäftsbereich Kultur unnötig Geld in Vorbereitungen für ein letztlich unrealisierbares Projekt investiert habe.
Die Absage sei noch rechtzeitig erfolgt, hielt Kulturreferentin Julia Lehner (CSU) dem entgegen: "Wir haben vermieden, in ganz hohe Kosten zu schlittern." Man habe aber in der Hoffnung, dass die Staatsregierung die Auflagen lockert, möglichst lange an den Plänen festgehalten, die Konzerte vor 8000 Besuchern stattfinden zu lassen. "Unterhalb dieser Grenze ergibt es keinen Sinn", sagte Lehner, die auch das Stadion als Ersatzspielort definitiv ausschloss.
Wie berichtet, ist es schon aus organisatorischen Gründen nicht möglich, das Klassik Open Air in der Spielstätte des 1. FC Nürnberg stattfinden zu lassen. "Zudem bleibt es auch dort eine Kulturveranstaltung", sagte Lehner im Hinblick auf die besagte Besucherbegrenzung.
Erfolgreicher Parcours
Die Kulturreferentin konnte aber gleichwohl auch über erste Erfahrungen mit Formaten berichten, die trotz der Corona-Einschränkungen stattfinden konnten. Der Kunst-Parcours "Lost & Found" habe immerhin trotz widriger Bedingungen 12 000 Besucher in den Burggraben gelockt. Weniger zufrieden ist Lehner mit der Resonanz auf die Seebühne am Dutzendteich mit 2500 Besuchern, wobei hier eine Veranstaltung wetterbedingt ausfallen habe müssen.
Verunsichertes Publikum
Zudem seien Museen und Ausstellungshäuser seit Juni wieder geöffnet, und die städtischen Kulturläden bedienten zwischen Juni und September mit 600 Terminen sämtliche Kultursparten. Beim Publikum, so Lehner, sei jedoch eine gewisse Verunsicherung und Zurückhaltung festzustellen. Zudem befürchtet die Referentin, dass sich die Kulturfreunde während Corona auch daran gewöhnt haben, vieles "im digitalen Bereich zu konsumieren".
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