"Fastnacht in Franken": Narren lesen Söder die Leviten

3.2.2018, 06:00 Uhr
Ernste Miene bei Markus Söder: Als Prinzregent Luitpold präsentierte sich der künftige Ministerpräsident mit seiner Frau Karin dem Narrenvolk in Veitshöchheim.

© Horst Linke Ernste Miene bei Markus Söder: Als Prinzregent Luitpold präsentierte sich der künftige Ministerpräsident mit seiner Frau Karin dem Narrenvolk in Veitshöchheim.

Frech und unzensiert, mal in geschliffenem Wort, mal derb-direkt, die Künstler hielten vor allem der politischen Prominenz den Spiegel vor, die heuer erstmals weniger zahlreich erschienen war als in den Vorjahren. Wegen der Verhandlungen über eine Große Koalition in Berlin fehlte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer ebenso wie Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die privat ein enges und herzliches Verhältnis zu vielen Künstlern pflegt und als Würzburgerin quasi als "Hausherrin" in den vor den Toren der Bischofsstadt gelegenen Mainfrankensälen gilt.

Auch Kommunalpolitiker wie Bezirkstagspräsident Richard Bartsch und so mancher Oberbürgermeister aus der Region hatten diesmal abgesagt. Die Narren feilten deshalb bis zum Schluss an ihren Auftritten  - und sie meisterten  die ungewohnte Situation mit Bravour.

Zu den Publikumslieblingen gehörte diesmal wieder Nilpferd-Dame Amanda, die mit Bauchredner Sebastian Reich als Fußballexperten-Duo aus der Politiker-Truppe eine bayerische Nationalmannschaft bilden wollte. Bayerns Innenmininister Joachim Herrmann will sie im Tor sehen: "Der lässt doch keinen rein!" Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt ist nach seiner Glyphosat-Entscheidung fürs Rasendüngen zuständig und wird Stürmer: "Mit Alleingängen kennt der sich aus!" Landtagspräsidentin Barbara Stamm soll als "Stamm-Spielerin" auflaufen. Ihren geliebten „Horst“ Seehofer hat sie auch eingeplant: 
Doch weil Horst wegen der Koalitionsverhandlungen in Berlin "bei Angela auf dem Schoß saß", wie Amanda sich ausdrückte, rechnete sie mit ihm per "Liveschaltung" nach Berlin ab. Die 600 närrisch kostümierten Besucher im Saal waren begeistert. 

Michl Müller, der Dreggsagg aus der Rhön, kam diesmal als Schlotfeger, Oti Schmelzer aus dem Steigerwald, der am Freitag Geburtstag feierte, als Zauberlehrling. Oliver Tissot, der Wortjongleur aus Nürnberg, hatte sich verblüffend überzeugend in Karl Marx verwandelt, dessen 200. Geburtstag  heuer gefeiert wird. Sein politisches "Moneyfest": "Die Zukunft ist nicht im Kapital, sie ist digital".

Die Prunksitzung gilt als Höhepunkt der Karnevalssaison mit ihrer Mischung aus Spott, Akrobatik und Show. Tanzmariechen und Garden zeigen Hochleistungssport. Auch wenn Stars wie Volker Heißmann und Martin Rassau  oder Michl Müller gelegentlich allzu seichte Kalauer ablieferten, das Publikum spendete reichlich Applaus. Selbst die frechen Oberpfälzer von der Altneihauser Feierwehrkapell‘n, die schamlos über die Franken und ihren Wein herzogen, wollte das Publikum gar nicht mehr gehen lassen. 

Verwandte Themen


4 Kommentare