"Fastnacht in Franken": Söder kommt als Stoiber
30.1.2016, 12:15 UhrWeniger bekannte Gesichter wie Fredi Breunig aus der Rhön als zum Bäcker umgeschulter Installateur oder die Kabarettistin Gerlinde Heßler aus Karlstadt, die als fränkische Türkin Redewendungen lernen muss, mischen sich diesmal unter die Schar der altbekannten Stars der Faschingssendung, die inzwischen zum Quotenrenner im Bayerischen Rundfunk avanciert ist. Die Meister des geschliffenen Wortes, Satzverdreher Oliver Tissot aus Nürnberg und Büttenredner Peter Kuhn aus Schweinfurt, begeisterten mit ihren hintersinnigen Vorträgen.
Flüchtlingsproblematik, VW-Affäre, Fußballskandal, Drohungen der CSU gegen Angela Merkel, kaum ein Thema ließen die Narren aus.
Mit einem Auftritt als "Störer" der Fastnachtssendung setzen Martin Rassau und Volker Heißmann im 20. Jahr ihrer Veitshöchheim-Präsenz ein Denkmal als geprüfte Spaßmacher, auch wenn Obernarr Heißmann doch einige Schwierigkeiten hat, zur Narrenprüfung die Bütt zu erklimmen.
"Deutsche Leitku(h)ltour"
Martin Rassau übernimmt derweil die Sitzungsleitung, damit Bernd Händel sich hinter der Bühne in Mafioso Silvester Capone verwandeln kann.
Matthias Walz mit seinen schmissigen Liedern zur deutschen Leitku(h)ltour und über ehrenwerte fränkische Häuser bringt genauso Stimmung in die Mainfrankensäle wie der gelernte Winzer Oti Schmelzer als Lappe in Franken oder, wie er sich vorstellt, als "läppischer Franke".
Michl Müller als Zugnummer lässt sich diesmal auf Tupper- und Dildopartys ein, berichtet von seinen Erlebnissen auf den Spielplätzen der Region und serviert Kost für Veganer und Flexitarier ("Fleisch nur von angefahrenen Tieren").
Highlight am Schluss: Die rotzfrechen Brandstifter von der Altneihauser Feierwehrkapell‘n aus der Oberpfalz. Nicht nur, dass sie durch die Wand treten, weil sich die Franken so abgeriegelt haben, wie sie klagen, auch das höchste Gut ist ihnen nicht heilig: Über die neue Form des Bocksbeutels dichtet Kommandant Norbert Neugirg so: "Der Bocksbeutel für Frankenwein bekommt ein neues Glasdesign, verbessert und spektral erweitert, am Inhalt war man ja gescheitert. Sprich, wenn inhaltlich nichts besser wird, dann wird‘s halt mal am Glas probiert."
Am Ende ist auch Fastnachts-Ikone Margit Sponheimer vom Mainzer Karneval vom fränkischen Humor begeistert. Gemeinsam mit Heißmann singt sie den Evergreen: "Am Rosenmontag bin ich geboren."
Hier die besten Sprüche aus der Kultsendung:
"Ein Franken-Tatort musste sein, das Fernsehen ließ sich darauf ein und gab nach jahrelanger Nörgelei die Mittel für den Käse frei. In einem Tatort, wo man fränkisch spricht, bräuchte es die Leiche nicht, denn da flößt ja der Dialekt allein dem Zuschauer schon Schrecken ein."
(Norbert Neugirg von der Altneihauser Feierwehrkapell‘n)
Einen deutschen Klimagipfel wünscht sich Büttenredner Peter Kuhn von der Schwarzen Elf in Schweinfurt, denn "diesen Dreckschleudern, die ständig hetzen, muss man Obergrenzen setzen — nicht ein bis zwei Grad Diskrepanz, nein, am besten "Null Grad Toleranz!""
Und weiter:
"Es heißt immer nur: Wirt schaffen das!" Ob wir's wirklich schaffen kurz und schlicht, tja, das wissen wir jetzt noch nicht, doch auch wenn manche vielleicht fluchen: Wir könnten‘s immerhin versuchen!"
Zur Großwetterlage dichtet Kuhn:
"Durch Ungarn zieht sich voller Eifer / ein gewaltiger Tiefrechtsausläufer. / Eiskalte Luft kommt auch von Polen; / da schlägt das Wetter Kapriolen! / Selbst in Frankreich drohte radikal / schon eine Kalt-Front National. Ja, in ganz Europa nimmt partout / so ein Gefühl der Kälte zu. / In Zukunft werden wir beflissen, / uns wohl sehr warm anziehen müssen."
Wortjongleur Oliver Tissot aus Nürnberg kommt als "Falscher Fuffziger" daher und frotzelt über den Abgasskandal. VW habe gewollt, dass die Autos wie geschmiert laufen. "Doch es war irgendwie Sand im Getriebe. Und dann hat sich rausgestellt: Es war gar kein Sand. Es war Winterkorn."
Die Zuschauer belohnten die Erneuerung der Sendung, rund 3,9 Millionen Menschen sahen bundesweit zu. Das ist ein Marktanteil von rund 12 Prozent, in Bayern waren es gar 47,2 Prozent. Fast jeder zweite Fernsehzuschauer hat also am Freitag "Fastnacht in Franken" gesehen.
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