Wie kommt Gift in den Birkensee? Spurensuche geht weiter
8.4.2016, 10:50 UhrWie kommt ein giftiger Stoff, der möglicherweise Krebs auslöst, in den Birkensee? Die Suche nach der Quelle der bereits 2013 entdeckten Verunreinigung geht weiter. Während das Wasserwirtschaftsamt inzwischen Bohrtürme aufgefahren hat, um das Grundwasser im Reichswald zu untersuchen, beschäftigt der Fall nun auch Polizei und Staatsanwaltschaft.
Polizeisprecher Michael Petzold bestätigte der Pegnitz-Zeitung, dass nach dem Eingang einer Strafanzeige Anfang Februar ein Ermittlungsverfahren "gegen Unbekannt" eingeleitet wurde. Im Raum steht ein sogenanntes Umweltdelikt, also zum Beispiel Gewässer- oder Bodenverunreinigung. Straftatbestände, die mit einer Geld- oder gar mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren geahndet werden – so sich denn ein Verursacher findet.
Genau das ist laut Petzold aber nicht einfach: "Momentan gibt es noch keine konkreten Verdachtsmomente gegen einzelne Personen, wir ermitteln in alle Richtungen." Das zuständige Fachkommissariat kooperiere mit den Fachbehörden, "erst einmal müssen Gutachten erstellt werden".
Erste Indizien schon 2013
Zumindest eine Fachbehörde – das Nürnberger Wasserwirtschaftsamt – versucht bereits seit 2013 vergeblich, die Quelle des sogenannten Perfluoroctansulfonats zu entdecken. Damals waren am Nordufer des beliebten Badesees erhöhte Werte gemessen worden. Ein Badeverbot wurde aber nicht verhängt.
Das geschah erst nach Medienberichten im vergangenen Sommer. Erneute Messungen, diesmal in mehreren Metern Tiefe direkt im See, hatten zum Teil stark erhöhte Konzentrationen des Stoffs ergeben, der im Verdacht steht, Krebs auszulösen. Im Herbst 2015 nahmen Taucher daraufhin Proben vom Boden des Gewässers, die dieses Resultat bestätigten.
Insgesamt fünf Grundwasserpegel
Nun untersuchen die Behörden das Grundwasser. Mitte März wurde dafür der erste von insgesamt fünf geplanten Pegeln angelegt. Man bohre bis in 90 Meter Tiefe, sagt Peter Gronau vom Landratsamt Nürnberger Land in Lauf. Zuerst würden die Bohrkerne untersucht, anschließend bringe man Rohre ein, um Zugriff auf das Grundwasser zu haben. Unter anderem dessen Fließrichtung lasse sich so ermitteln.
Damit gäbe es zumindest ein Indiz, aus welcher Richtung das Perfluoroctansulfonat in den Birkensee strömt. Nach wie vor möglich ist aber auch, dass die Überreste einer alten Mülldeponie am Grund des Sees die Ursache für die Verunreinigung sind. Offen ist, wann Ergebnisse vorliegen. Das Badeverbot bleibt vorerst weiter bestehen.