Flammeninferno auf der A9: 18 Menschen sterben

3.7.2017, 13:40 Uhr
Das Luftbild zeigt die Unfallstelle auf der Autobahn A9 bei Münchberg.

© A4278/_Bodo Schackow Das Luftbild zeigt die Unfallstelle auf der Autobahn A9 bei Münchberg.

Bei einem Reisebusunfall auf der Autobahn 9 in Oberfranken sind nach Erkenntnissen der Polizei 18 Menschen ums Leben gekommen. 30 der 48 Insassen seien verletzt worden - einige von ihnen schwer, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag mit. "Die verbleibenden Personen dürften wohl in dem brennenden Reisebus ums Leben gekommen sein", hieß es in einer Mitteilung.

Wie die Polizei mitteilt, fuhr der Reisebus um kurz nach 7 Uhr bei sich stauendem Verkehr in Richtung Nürnberg auf einen Sattelzug auf. Kurz darauf stand der mit 46 Fahrgästen und zwei Fahrern besetzte Bus in Flammen.

Bei den Businsassen habe es sich um eine Seniorengruppe aus Sachsen im Alter zwischen 41 und 81 Jahre gehandelt. Ziel der Busreise soll der Gardasee in Italien gewesen sein. Nach Angaben der Polizei waren zwei Busfahrer im Fahrzeug, einer davon ist tot. Ob es sich dabei um den Mann handelt, der zum Zeitpunkt des Unfalls am Steuer saß. ist unklar. Zur Bergung und Identifizierung der Leichen wurden Spezialisten der Rechtsmedizin und des Bundeskriminalamts angefordert. Wie unser Reporter vor Ort erfuhr, herrscht unter den Feuerwehrleuten Unverständnis darüber, wie der Bus, der mit Diesel fuhr, derart schnell und heftig in Flammen aufgehen konnte.

 

Die A9 bleibt den ganzen Tag über in Richtung Süden gesperrt. Die Umleitungen sind nach Polizeiangaben überlastet. Hunderte Einsatzkräfte der Rettungsdienste, Feuerwehren, des Technischen Hilfswerks und der Polizei eilten zur Unglücksstelle vor Ort, ebenso mehrere Rettungshubschrauber. "15 Minuten nach dem Notruf waren die ersten vor Ort", so ein so Feuerwehr-Sprecher, es habe aber keine Chance gegeben, in das in Flammen stehende Fahrzeug zu gelangen. Der Brand sei nach gut 15 Minuten gelöscht gewesen. "Als wir eingetroffen sind, kam niemand mehr aus dem Bus", sagt Andreas Hentschel von der Feuerwehr Münchberg.

Auf der A9 bildeten sich ab dem frühen Morgen lange Rückstaus. Das Polizeipräsidium Oberfranken rief die Bevölkerung über den Kurznachrichtendienst Twitter dazu auf, die Unfallstelle möglichst weiträumig zu umfahren.

Der Unfallort dürfte vielen in der Region in schlechter Erinnerung sein: Am 19. Oktober 1990 hatte es auf der A9 bei Münchberg schon einmal einen folgenschweren Unfall gegeben. In einer Nebelwand krachte ein fast 40 Tonnen schwerer Milchlaster mit viel zu hoher Geschwindigkeit in eine Unfallstelle: Zehn Menschen starben damals. 122 wurden verletzt, 38 davon schwer.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) flogen zur Unfallstelle. Herrmann beklagte ein „völlig unverantwortliches Verhalten“ mancher Autofahrer im Stau. Sie hätten es damit den Rettern erschwert, zur Unglücksstelle zu kommen. Nach einem Unfall sei „sofort eine Rettungsgasse zu bilden – und zwar so, dass ein Lkw durchkommen kann“, sagte Herrmann. Er betonte, dass dennoch „so schnell wie irgendmöglich Hilfe geleistet“ worden sei.

Im Rahmen der Vorstellung des neuen Wahlprogramms der Union gedachten auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer der Toten.

Die Polizei hat eine zentrale Telefonnummer für besorgte Angehörige eingerichtet. Unter der Rufnummer 0800/7766350 können Sie sich an die Gemeinsame Auskunfts- und Vermisstenstelle wenden. Auch Zeugen könnten sich hier melden.


 

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