Flüchtlingsfrauen in Bayernkaserne missbraucht?

17.4.2015, 20:48 Uhr
Das Aktionsbündnis für Flüchtlingsfrauen hatte mit der Mitteilung großes Aufsehen ausgelöst, dass in der Bayernkaserne „tagtäglich Vergewaltigungen, sexuelle Gefälligkeitsdienstleistungen und Prostitution stattfinden“.

© dpa Das Aktionsbündnis für Flüchtlingsfrauen hatte mit der Mitteilung großes Aufsehen ausgelöst, dass in der Bayernkaserne „tagtäglich Vergewaltigungen, sexuelle Gefälligkeitsdienstleistungen und Prostitution stattfinden“.

Polizei, Staatsanwaltschaft und Flüchtlingshelfer bestreiten Vorwürfe, wonach in der größten Münchner Flüchtlingsunterkunft, der Bayernkaserne, Vergewaltigung und Prostitution an der Tagesordnung seien. Den Vorwurf hatte das Aktionsbündnis für Flüchtlingsfrauen erhoben. Flüchtlingshelfer sprechen am Freitag von vereinzelten Vorfällen.

Das Aktionsbündnis für Flüchtlingsfrauen hatte mit der Mitteilung großes Aufsehen ausgelöst, dass in der Bayernkaserne „tagtäglich Vergewaltigungen, sexuelle Gefälligkeitsdienstleistungen und Prostitution stattfinden“. Andreas Herden, der bei der Inneren Mission in München die Abteilung Migration leitet und Flüchtlinge in der Bayernkaserne betreut, verneinte tägliche Vergewaltigungen. „Es handelt sich bei den Sexualdelikten um Einzelfälle, wie sie leider auch in anderen Massenunterkünften vorkommen.“

Konkrete Zahlen gibt es nicht

Vertreter der bayerischen Flüchtlingshilfe und des Flüchtlingscafés Jadwiga teilen Herdens Einschätzung. Zwar komme es immer wieder zu sexuellem Missbrauch, aber nicht so alltäglich wie vom Aktionsbündnis für Flüchtlingsfrauen angeprangert. Konkrete Zahlen gebe es nicht, einige Frauen würden die Vorfälle auch für sich behalten.

Die Regierung von Oberbayern wies die „pauschalen Vorwürfe“ zurück. Alleinreisende Frauen würden in einem separaten Gebäude untergebracht, außerdem würden nie fremde Männer und Frauen in einem Raum zusammengelegt. Die neuen Anschuldigungen würden aber an die Strafverfolgungsbehörden weitergeleitet.

Die Münchner Polizei nahm Ermittlungen auf und befragte nach Angaben vom Freitag erste Zeugen. Das Polizeipräsidium widersprach aber der Darstellung des Aktionsbündnisses. Von vermehrten sexuellen Übergriffen könne keine Rede sein. Im Vergleich zu anderen Asylbewerberunterkünftigen seien die Delikte im „normalen Bereich“.

Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft gibt es derzeit keine Ermittlungsverfahren wegen Zwangsprostitution oder sexuellen Übergriffen aus dem Bereich der Bayernkaserne. Eine am Dienstag durchgeführte Durchsuchung in der Bayernkaserne hatte laut Sprecher nichts mit den Vergewaltigungsvorwürfen zu tun. Dabei wurden die Arbeitsplätze von vier Mitarbeiter der beauftragen Sicherheitsfirma untersucht. Bei zweien wurde in der jeweiligen Privatwohnung Drogen und illegale Waffen gefunden.

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