170 Dürrbrunner gegen Windkraft
3.5.2021, 16:15 UhrDie Demo am vergangenen Dienstag auf dem Parkplatz der Eggerbachhalle und der anschließende 13:7-Beschluss des Eggolsheimer Gemeinderats, der das geplante Windparkprojekt auf Null setzte (wir berichteten), waren wichtige Wegmarken im Vorfeld. Die Dürrbrunner Sprecher Klemens Bauernschmitt und Marco Götz waren mit ihrem Plakat "Dürrbrunn sagt Nein, zu 86 Prozent" bei der Demo gewesen und legten jetzt 170 Unterschriften (bei 193 wahlberechtigten Bürgern im Dorf) vor, die sie bei ihren Besuchen von Haus zu Haus gesammelt hatten. Unterlegt mit Argumenten wie der Nichteinhaltung der 10-H-Abstandsregel zur nächsten Siedlung, die für Dürrbrunn zuträfe, oder einer behaupteten Lebensbeeinträchtigung durch Schattenwurf und Infraschall.
Stolz auf Statement
Außerdem wurden mutmaßliche Zerstörungen von Flora und Fauna und des idyllischen Ortsbilds befürchtet. Bei seinem Dank an die Unterstützer der "Gegenwind-Bewegung" erinnerte Gemeindechef Gebhardt, der Gemeinderat habe von Anfang an die Auffassung vertreten, dass die Meinung der Bürgerschaften von Dürrbrunn und Unterleinleinleiter ausschlaggebend sei, für einen Ratsbeschluss. "Heute bin ich stolz auf dieses einheitliche Statement", machte Gebhardt deutlich.
Wenn auch nicht in Sachen Windkraft, steht in Dürrbrunn doch die Nutzung erneuerbarer Energien in den Startlöchern, nämlich die "Heizgemeinschaft Lange Meile". Involviert ist der Dritte Bürgermeister Ewald Rascher (FWG), der für das Eigenwohnheim schon eine Hackschnitzelheizung betreibt und aufgrund seiner Erfahrung sowie des Besitzes einer geeigneten Feldscheune am Flurweg Richtung Tiefenstürmig angesprochen worden, für sieben Anlieger der Straße "Zur Langen Meile" eine Hackschnitzelheizung zu installieren und auch die Geschäftsleitung zu übernehmen.
Für beides erklärte er sich bereit; am 1. April gründeten zehn Mitglieder die Heizgemeinschaft. Die technische Leitung liegt in Händen des Heizungsbauers Marco Götz, die kaufmännische Leitung obliegt dem Bankkaufmann Dietmar Ott. Zum Betriebskonzept erläuterte Rascher, der Jahresbedarf von bis 400 Kubikmetern Hackschnitzel sei durch die 35 Hektar Waldfläche der Gesellschafter sichergestellt.
Rund um die Uhr
Die Hackmaschine stellen die Dürrbrunner Jagdgenossen. Die Anlieferung erfolgt mit Traktoren und Anhängern, für jede Nachfüllung des 80-Kubikmeter-Bunkers sind acht Transporte aus durchschnittlich einem Kilometer Radius erforderlich. Der 400-Kubikmeter-Hackschnitzel-Jahresbedarf wird durch bis zu fünf Nachfüllungen erreicht. Die Heizung wird rund um die Uhr betrieben, die Leistung der beiden Kessel beträgt jeweils 130 Kilowatt, hieß es. Außerhalb der Kesselräume würden keine relevanten Geräuschemissionen entstehen, zur Luftreinhaltung werden – obgleich nicht Pflicht – Filter eingebaut, der Schornsteinfeger überprüft die Anlage regelmäßig durch Abgasmessungen.
Bisher seien die zehn daran anzuschließenden Wohnhäuser mit Öl beheizt worden, "die jährliche Einsparung liegt bei 18 000 Litern", stellte der Geschäftsleiter der GbR heraus. Gleichzeitig rührte Ewald Rascher die Werbetrommel: Der Endpreis werde 3,5 Cent pro Kilowattstunde Heizenergie betragen, die Anlage sei für weitere sechs Hausanschlüsse auf 200 Kilowatt ausbaufähig.
Einvernehmen erteilt
Zur Frage des FWG-Kollegen Uwe Knoll zum Mehrverkehr im Dorf bemerkte Rascher, die Transporte spielten sich im Wesentlichen auf dem Feldweg Richtung Tiefenpölz und den anliegenden Waldwegen ab. Ohne die Stimme des an dem Projekt beteiligten 3. Bürgermeisters wurde das gemeindliche Einvernehmen zur Umnutzung der Feldscheune und der Verpachtung an die "Heizgemeinschaft Lange Meile" mit 12:0 beschlossen. Über die in Gemeindegrund und unter Ortsstraßen zu verlegenden Wärmeleitungen ist nach Genehmigung durch das Landratsamt gesondert zu beschließen.
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