Abschiebung in Forchheim: Vorgehen menschlich schwer verständlich
29.9.2020, 12:35 UhrStellen Sie sich vor, in Ihrer Heimat beginnt ein Krieg. Sie haben Angst um das Leben Ihrer Familie und um Ihr eigenes. Sie versuchen zu fliehen. Nach Deutschland, in das Sie beruflich schon ein paar Mal gereist sind. Trotz der Umstände gelingt die Ausreise und Sie stellen in Deutschland einen Asylantrag.
Es sieht gut aus am Anfang, Ihre Tochter darf in die örtliche Grundschule. Sie als Eltern dürfen arbeiten. Sie dürfen ankommen und hoffen. Ihre zweite Tochter kommt auf die Welt. Sie lernen nette Menschen kennen, die Ihnen helfen, integrieren sich beruflich. Sie haben sich längst hier ein Leben aufgebaut. Auch wenn Sie offiziell nur "geduldet" werden.
Würden Sie nicht auch Ihren Status ändern wollen, ganz offiziell bleiben dürfen? Die Hoffnung in Gewissheit umwandeln? Wo doch in Ihrer Heimat immer noch kein wirklicher Frieden herrscht. Wo es zwar einen Waffenstillstand gibt, der jedoch allgemein als brüchig gilt.
Sie würden sicher versuchen, trotz Ablehnung des Asylantrags mit Hilfe von engagierten Freunden und Arbeitgebern die richtigen Weichen zu stellen. Sie bewerben sich um eine Ausbildung oder einen Arbeitsplatz in Berufen wie der Altenpflege, wo Personal händeringend gesucht wird. Auch wenn es Ihnen schwer fällt, weil Sie immer mit dem Schlimmsten rechnen, signalisieren Sie den Behörden, dass Sie freiwillig ausreisen würden, um mit Ihrem Ausbildungsvertrag ein offizielles Arbeitsvisum beantragen und damit wieder einreisen zu können.
Fragwürdiges Vorgehen
Stellen Sie sich nun vor, dass die Polizei morgens um 4.30 Uhr an Ihrer Tür klingelt und Ihnen sagt, dass Sie und Ihre Familie nach München zum Flughafen gebracht werden. Wie geht es Ihnen jetzt?
Corona: Flüchtlinge in Forchheim nähen Mundschutz-Masken
Dass die Abschiebung auf rechtsstaatlichen Grundsätzen beruht, soll hier nicht angezweifelt werden. Vom Aspekt der Menschlichkeit her ist das Vorgehen jedoch fragwürdig.
Jana Schneeberg