Adventskalender auf Leinwand: Das sind die Pläne für den Forchheimer Weihnachtsmarkt 2020
10.7.2020, 16:33 UhrDie Forchheimer können sich dieses Jahr nicht auf den weihnachtlichen Spruch "Alle Jahre wieder" verlassen. 2020 erscheint der Forchheimer Weihnachtsmarkt und der wohl "schönste Adventskalender der Welt" nicht nur an andere Stelle, sondern auch in einem anderen Format. Die Stadträte diskutierten ausführlich und leidenschaftlich über den Markt der Zukunft in der jüngsten Sitzung des Haupt-, Personal- und Kulturausschusses. Das Konzept sei deutschlandweit einmalig, so Tourismus-Chef Nico Cieslar. Die wichtigsten Fakten im Überblick.
Warum muss der Forchheimer Weihnachtsmarkt samt Adventskalender umziehen?
Spätestens im Herbst soll es mit der Sanierung des Rathauses zum "Haus der Begegnung" los gehen. Das Gebäude wird eingerüstet und die Baustelleneinrichtung wird den gesamten Rathausplatz in Anspruch nehmen.
Platz für Buden und den Kalender samt Engel gibt es dann nicht mehr. Problematisch aus Sicht von Tourismus-Chef Nico Cieslar: der Adventskalender, einst von der ehemaligen Forchheimer Werbegemeinschaft ins Leben gerufen, feiert in diesem Jahr sein 25. Jubiläum. "Er ist das Highlight unseres Marktes und lockt überregionales Publikum nach Forchheim."
Der Kalender dürfe deshalb keinesfalls während der Baustellenphase, die sich über mehrere Jahre hinziehen wird, komplett ausfallen. "Das Image, das über Jahre aufgebaut wurde, würde stark darunter leiden und zahlreiche Besucher würden wegfallen", so Cieslar.
Was passiert mit dem Adventskalender?
Er soll in digitaler Form auf eine Leinwand projiziert werden. Sie ist mit 13 mal 7 Metern über 90 Quadratmeter groß und muss mit bis zu 40 Bohrungen an der Fassade der Kaiserpfalz angebracht werden. Die Besucher sollen von der Sattlertorstraße aus auf die Leinwand und den Kalender blicken können.
Wie schaut die Animation aus?
Die Animation sieht ein digitales Abbild der 24 Türchen vor, verziert mit wackelnden Tannenzweigen, herunterfallenden Schneeflocken oder einem vorbeifliegenden Rentier. Ermöglichen will das Philipp Steiner von der Agentur HL-Solutions. Die Firma arbeitet mit 120 Mitarbeitern in Erlangen und mit ihrer Niederlassung in Berlin an digitalen Projekten.
Gibt es den Forchheimer Weihnachtsengel noch?
Ja, wie übrigens auch die tägliche Verlosung und das Auto als Hauptpreis an Heilig Abend. Auch das Rahmenprogramm bleibt bestehen. Für all das soll eine acht mal fünf Meter große Bühne im Kaiserpfalzgraben aufgebaut werden. Sie hat eine Höhe von fast vier Metern. Das soll den Zuschauern von der Sattlertorstraße aus einen Blick auf die Bühne ermöglichen.
Auf dieser treten nicht nur die Musikbands, sondern auch die Weihnachtsengel in persona auf. Bei der digitalen Fensteröffnung steht der Engel auf der Bühne, wird aber gleichzeitig abgefilmt und in das Adventsfenster auf der Leinwand eingeblendet, "weil nicht jeder den Engel von der Sattlertorstraße aus auf der Bühne sehen wird", so Cieslar.
Was kostet das neue Konzept?
Die Bühne mit einer dazugehörigen Aufgangstreppe kostet die Stadt 15 000 Euro (die bisherige Bühne kann nicht verwendet werden). Für den Adventskalender betragen die Kosten im ersten Jahr 24 000 Euro, danach pro Saison 12 000 Euro netto, weil die Kosten für Programmierung und Leinwand wegfallen.
Wo stehen welche Marktbuden?
Mit den 26 Buden geht es vom Rathausplatz aus in Richtung Kaiserpfalz in etwa auf Höhe des Einwohnermeldeamtes los. Auf beiden Straßenseiten befinden sich die Stände. In der Abzweigung zur Schulstraße soll die Punsch-Schänke, die bisher in der Mitte des Rathausplatzes stand, stehen. Drei weitere Stände befinden sich in der Sattlertorstraße gegenüber der Kaiserpfalz, die Glühwein-Pyramide erhält ihren bisherigen Platz. Auf dem Weg dorthin liegt die Maroni-Scheune vor der Marienkapelle. Vor dem Amtsgericht dreht sich ein kleines Karussell und wird noch ein Imbissstand stehen. Weitere vier Buden (unter anderem der Losverkauf), befinden sich im Innenhof der Kaiserpfalz.
21 der 26 Stände bieten Essen oder Trinken an. Lediglich fünf haben Waren im Angebot. Das machte Stadtrat Josua Flierl (CSU) stutzig. Vom Ordnungsamt hieß es dazu, dass es schlicht an Bewerbungen fehle. "Mit Glaskugel ist nicht viel verdient", so Ferdinand Drummer, im Amt zuständig für den Weihnachtsmarkt.
Verträgt sich die Leinwand mit der denkmalgeschützten Kaiserpfalz?
Das sehen nicht alle Stadträte so. Thomas Werner (CSU) glaubte, "vom Glauben abzufallen". Sein Argument: "Die Kaiserpfalz ist das historische Gebäude in der Innenstadt und für mich keines, an dem man eine 13 mal sieben Meter große Leinwand befestigt." Werner kritisierte, dass Cieslar die Anbringung weder mit dem Denkmalschutz noch dem städtischen Heimatpfleger geklärt hat.
Gerhard Meixner (FGL) befürchtet Schäden an der Sandsteinfassade der Pfalz. "Die Idee hat zwar einen gewissen Charme, aber mit der Befestigung der Leinwand kann ich mich nicht anfreunden." Hingegen meinte Tino Reichardt (FDP), dass "man die Löcher wieder zuschmieren kann". Cieslar sieht die Bohrung unkritisch.
Zweifel hatte auch Manfred Hümmer (FW) und fragte, was außerhalb der Weihnachtszeit mit der Leinwand geschehen soll. Diese könne auch bei weiteren Events, wie der langen Einkaufsnacht, benutzt werden, so Cieslar.
Unterstützung für das Konzept gab es vor allem aus den Reihen der jüngeren Ratsmitglieder. Flierl fand Gefallen an der Idee, die Moderne mit dem alten Gebäude in Verbindung zu bringen. Carina Schneider (JB) freute sich auf eine "First-Class-Animation".
Gibt es eine Alternative?
Ja. Bei dieser stünde die bisherige Bühne mit einer angebrachten acht mal fünf Meter großen Leinwand vor der Mauer des Kaiserpfalzgrabens. Diese Variante wäre kostengünstiger, aber für die Besucher bliebe weniger Platz. Einstimmig sprachen sich die Räte nach langer Diskussion für die große Variante aus, sofern aus Sicht des Denkmalschutzes und des Bauunterhalts keine Einwände bestehen. Wie der Markt in Zeiten der Pandemie (überhaupt) stattfinden könne, kläre sich Ende Juli, so Cieslar.
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