Ahoi in Forchheim: Liebe zum Meer verbindet

3.4.2018, 05:02 Uhr
Er ist stolz auf seinen maritimen Verein, den größten in Bayern: Vorsitzender Hans Gerhard Braun.

Er ist stolz auf seinen maritimen Verein, den größten in Bayern: Vorsitzender Hans Gerhard Braun.

"Wir sind schon ein Exotenverein", gibt Braun, der Vorsitzende der Forchheimer Marinekameradschaft, lachend zu. Das erscheint passend, denn der Landkreis Forchheim ist auf den ersten Blick nicht gerade ein Paradies für Wasserratten. Natürlich, die idyllische Wiesent fließt durch die Stadt — aber ob das die Existenz eines maritimen Vereins erklärt?

Derzeit ruhen die Boote nicht auf den Wellen, sondern auf Wagen mit Rädern. Aber nicht mehr lange.

Derzeit ruhen die Boote nicht auf den Wellen, sondern auf Wagen mit Rädern. Aber nicht mehr lange. © Fotos: Huber

Die Jollen und der Kutter, die auf dem weitläufigen Gelände rund um das Vereinshaus auf der nördlichen Spitze der Schleuseninsel abgestellt sind, sehen jedenfalls nicht nach Flussfahrzeugen aus.

Dass vielmehr das Thema "Meer" hier im Mittelpunkt steht, bestätigt sich schlagartig durch einen Blick in das Marineheim des Vereins: Modellschiffe in Glasflaschen und von Tauen umrankte Anker zieren die Tische, eine angedeutete Reling führt in die Messe (Bezeichnung für den Essraum auf Schiffen) und an den Wänden hängen Bilder von wilden Schiffbruchszenen und kleine Galionsfiguren.

Ehemalige Seefahrer

Ganz schön überzeugend. Doch wie kam es nun zu der Gründung der Marinekameradschaft in Forchheim? "Ursprünglich haben sich hier ehemalige Seefahrer aus der kaiserlichen, der Kriegs- und der Bundesmarine getroffen," erklärt Braun.

"Wer einmal die Bordkameradschaft auf See erlebt hat, der umgibt sich gern mit Gleichgesinnten." So gründeten im Jahr 1957 damals noch 13 Marineveteranen den Verein, der fortan die Verbindung zwischen Oberfranken und dem Meer verdeutlichten sollte.

"Das Ruder herumgerissen"

Heute liegt seine Betonung allerdings nicht mehr auf dem reinen Marinegedanken: "Im Grunde sind wir mittlerweile eher ein maritimer Verein", so Braun. Nachdem die Mitglieder langsam älter wurden, musste sich um Nachwuchs gekümmert werden. "Deshalb haben wir schon vor 20 Jahren das Ruder herumgerissen", führt der Vorsitzende aus (siehe auch Beitrag unten).

Auch Bildungsprojekte

Zusätzlich zum Seesport wurde an Angeboten ordentlich aufgerüstet: Neben biologischen Exkursionen und Vereinsfesten gibt es unter anderem seit bald 50 Jahren den "Shantychor" und mittlerweile auch Bildungsprojekte.

Während am Stammtisch "Klönschnack an der Back" (norddeutsch für "gemütliche Plauderei am Tisch") die Geselligkeit gepflegt wird, bieten Vorträge zu Themen wie "Flüchtlingsströme übers Meer" gesellschaftlich relevante Informationen. Auch über die Bedeutung der maritimen Wirtschaft wird aufgeklärt. Bei all den Angeboten wundert es wenig, dass der Verein in Forchheim von bayernweit 27 Marinekameradschaften mit 80 Mitgliedern der größte ist. Doch wann kommen die Boote zum Einsatz? Laut Braun werden die Vereinsausflüge an die Nord- und Ostsee zwar seltener, doch die Mitglieder organisieren zum Beispiel immer wieder private Touren nach Kiel, um in See zu stechen.

Jugend ist dabei

"Jeder, der Sehnsucht nach dem Meer hat, findet hier seine Heimat", betont Braun. Und das sind inzwischen auch wieder jüngere Seesportler: Die Marinejugend des Vereins ist im Sommer regelmäßig mit ihren Jollen auf dem Brombachsee unterwegs. Auch der noch junge Marine-Regatta-Verein bringt mit der Möglichkeit, offiziell zum Segler ausbilden zu dürfen, neuen Schwung in den Seesport der Kameradschaft.

Doch vor allem weisen stapelweise Vereinsmagazine auf der steuerradförmigen Tischplatte auf eines hin: Die Marinekameradschaft Forchheim investiert kräftig in Gemeinschaft, jugendlichen Nachwuchs und Bildung.

Auch wenn die Boote derzeit auf dem Trockenen liegen — wer hätte gedacht, dass sich all dies aus einem ehemaligen Marine-Veteranenverein entwickeln kann?

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