Astrazeneca für alle: Das sind die Reaktionen aus dem Kreis Forchheim

Lea-Verena Meingast

Redakteurin Nordbayerische Nachrichten Forchheim

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22.4.2021, 18:29 Uhr
Nun dürfen alle Erwachsenen in Bayern bei Hausärztinnen und Hausärzten mit dem Impfstoff Astrazeneca geimpft werden. Die Reaktionen im Landkreis Forchheim sind unterschiedlich.

© Foto: Edgar Pfrogner Nun dürfen alle Erwachsenen in Bayern bei Hausärztinnen und Hausärzten mit dem Impfstoff Astrazeneca geimpft werden. Die Reaktionen im Landkreis Forchheim sind unterschiedlich.

Die Priorisierung des Impfstoffs Astrazeneca ist in Bayern mit sofortiger Wirkung aufgehoben, gab Gesundheitsminister Klaus Holetschek Mittwochabend bekannt. Alle Personen über 18 Jahren dürfen bei Hausärzten in Bayern mit Astrazeneca geimpft werden. Die NN haben sich im Landkreis Forchheim umgehört, wie die Reaktionen dazu ausfallen.


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"Einzige Hoffnung auf ein halbwegs normales Leben"

Christine Gebhardt, 38-jährige Postangestellte aus Kirchehrenbach sagt: "Ich muss sagen, ich vertraue Astrazeneca nicht mehr nach dem Hickhack." Auch wenn die Wahrscheinlichkeit einer Thrombose vielleicht nur geringfügig sei, möchte sie das Risiko ungern eingehen.

Manche in ihrem Umfeld sagten: "Hauptsache, ich werde bald geimpft." Lieber Astrazeneca, bevor man noch später dran komme. "Ich glaube schon, dass die Impfungen die einzige Hoffnung auf ein halbwegs normales Leben sind", sagt sie. Andererseits: "Im Dezember habe ich gedacht: Juhu, es geht los. Jetzt ist Anfang April und so weit sind wir mit dem Impfen in Deutschland noch nicht."

So schnell wie möglich geimpft werden

"Es ist sehr gut, dass alle, die sich mit Astrazeneca impfen lassen wollen, das nun auch tun können", sagt Dr. Joachim Mörsdorf, der in Pretzfeld seine Praxis hat und medizinischer Leiter des Forchheimer Impfzentrums ist. Viele Bürger wollten gerne so schnell wie möglich geimpft werden. Aktuell stehen auf der Warteliste seiner Praxis 500 Personen.


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Bei allen Impfungen mit Astrazeneca, die er durchgeführt hat, gab es keine ernsthaften Nebenwirkungen. "Persönlich würde ich aber bei einer jungen Frau, die die Pille nimmt und dazu noch raucht, eher von Astrazeneca abraten", sagt Dr. Mörsdorf. Er führt in seiner Praxis persönliche Aufklärungsgespräche: "Das ist bei Hausärzten einfacher als im Impfzentrum."

"Will trotzdem mit Astrazeneca geimpft werden"

Dr. Thomas Fiermann, Allgemeinmediziner der Praxis Fiermann und Eller aus Heroldsbach, sagt: "Das ist gut. Ich bin generell dafür, dass die Priorisierung fällt." Die Impfbereitschaft sei in der Bevölkerung extrem hoch. "Ich kenne auch junge Leute, die sagen: Ich weiß, dass ich bei Astrazeneca ein Problem haben könnte. Aber ich will trotzdem damit geimpft werden." Er und sein Praxisteam seien hochmotiviert: "Wir könnten 100 Impfungen am Tag durchführen, wenn wir den Impfstoff bekämen. Wir wären alle bereit, auch Überstunden zu machen."

Das Hin und Her bei Astrazeneca fand er nicht gut: "Nicht jedes Husten nach einer Impfung muss gleich als Nebenwirkung verstanden werden. Da muss man schon differenziert schauen." Bei einigen Bürgern gebe es Verunsicherung: "Im Gespräch mit den Patienten können wir Ängste rasch nehmen. Manchmal können wir da Verunsicherung innerhalb von 30 Sekunden auf Null herunterbrechen", sagt er.

"Bekommen in den nächsten zwei Wochen kein Astrazeneca geliefert"

Nur bei einer Patientin um die 25 Jahre, die die Pille nimmt und raucht, würde er zu anderen Impfstoffen raten. Er wünscht sich, dass Ärzte nicht nur auf Zuruf bestimmte Impfstoffe bekommen. "Da ist die Therapiefreiheit der Ärzte nicht gegeben." Seit der Bekanntgabe zu Astrazeneca gingen in der Arztpraxis gleich am Donnerstag einige Anrufe und E-Mails ein. "Dabei hat die Kassenärztliche Vereinigung uns letzten Freitag mitgeteilt, dass wir in den nächsten zwei Wochen kein Astrazeneca bestellen können und keine Dosen geliefert bekommen."

Kerstin Reitwießner, Inhaberin des Geschäfts "Moyo, Home & Garden" in Forchheim sagt: "Ehrlich gesagt habe ich erst einmal abgewartet, weil ich dachte, dass ich eh eine Weile noch nicht dran kommen werde." In den nächsten Wochen und Monaten könnte es ja noch einige Änderungen geben, glaubt die 48-Jährige. "Aktuell würde ich Astrazeneca nicht nehmen, muss ich sagen, weil ich schon zu viel gehört habe." Wenn sie die Wahl hat, würde sie sich für einen anderen Impfstoff entscheiden. In ihrem Umfeld und in ihrer Familie seien einige bereits geimpft, mit Biontech: "Keiner hatte Nebenwirkungen, alles lief gut."

"Die Hausärzte kennen die Patienten am besten"

Landrat Hermann Ulm sagt: "Ich sehe die Freigabe von Astrazeneca in Bayern für alle Altersstufen positiv." Damit sei Bayern auf dem richtigen Weg, noch schneller und breiter zu impfen. Bei allem Hin und Her zu Astrazeneca sei es gut, dass die Hausärzte, die ihre Patienten gut kennen, impfen könnten. "Die Menschen haben großes Vertrauen zu ihren Hausärzten. Und es gibt eine breite Nachfrage nach Impfungen."

Die Strukturen zum Impfen seien da, alles sei eingerichtet, es fehle nur noch der Durchbruch bei der Anzahl der Impfdosen. "Das Forchheimer Impfzentrum würde 1000 Impfungen am Tag schaffen. Ich hoffe, dass wir in den nächsten Monaten gut weiterkommen", so Ulm.

Laura Trummer, stellvertretende Leiterin des Forchheimer Impfzentrums, sagt: "Es gibt Bürger, die Angst haben vor Astrazeneca. Und es gibt andere, die sich freuen, geimpft zu werden, auch mit Astrazeneca." Dass die Hausärzte nun alle Erwachsenen damit impfen dürfen, sei gut. "Sie kennen ihre Patienten am besten und können unbegründete Ängste nehmen."

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