Bahnhalt Forchheim-Nord ist gestrichen
8.3.2013, 11:00 UhrÜber den aktuellen Planungsstand des Bahnstreckenausbaus zwischen Baiersdorf und Neuses informierte Thomas Sulzer, bei der DB-ProjektBau GmbH Teamleiter für den Abschnitt 18/19, zusammen mit Projektleiter Heiko Zarnack und dem Schallschutzexperten Hans Höck die beiden Kreisgremien. Von 2016 bis 2018 ist der viergleisige Ausbau der Strecke nördlich von Baiersdorf bis zum Bahnhof Forchheim vorgesehen.
Die beiden neuen Gleise werden östlich der bestehenden Anlagen gebaut, nur im Bereich der Piastenfabrik im Stadtnorden werden die neuen Trassen westlich errichtet. Die bis zu 250 Stundenkilometer schnellen ICE fahren auf den äußeren Gleisen, mittig sind die Trassen für die langsameren Züge, wie die S-Bahn geplant. Güterzüge verkehren auf allen Gleisen.
Aufzüge an Haltestellen
Eine Reihe von Brücken werden neu errichtet oder umgebaut. Aufgrund der mittigen Streckenführung der S-Bahn müssen sämtliche Haltestellen mit Aufzügen und neuen Treppenzugängen umgerüstet werden, wie zum Beispiel am Bahnhof Kersbach.
„Der Bahnhof Forchheim wird komplett umgebaut“, versprach Thomas Sulzer in der Sitzung. Auch hier werden die schnellen Züge außen vorbeigeleitet. Die beiden bisherigen Tunnel werden durch eine neue unterirdische Verbindung ersetzt. Gebaut wird der schon lange geforderte Aufzug, außerdem wird der Bahnhof behindertengerecht gestaltet, so der Teamleiter.
„Der Bahnhaltepunkt Forchheim-Nord ist in unseren Plänen nicht enthalten, auch keine Option“, betonte dann Sulzer und löste damit großes Raunen im Sitzungssaal aus. Es gebe zwei Gründe dafür: Zum einen seien die Fahrgastzahlen zu gering, zum anderen sei die Engstelle an der Jean-Paul-Straße, wo der Halt geplant gewesen sei, „sehr konfliktträchtig“.
Landrat Reinhardt Glauber (FW) hakte sofort ein: Die Fahrgastzahlen seien doch runtergerechnet worden, der für Forchheim so wichtige Haltepunkt „scheitert am Finanzgerangel“. CSU-Kreisrat Karl-Heinz Fleckenstein formulierte es drastischer: „Dass man sich alle Optionen für die Zukunft nimmt, das ist eine Katastrophe.“ Auch Kreisrat Reinhold Otzelberger (SPD) war fassungslos: Bisher habe es immer geheißen, dass, wenn die Haltestelle jetzt nicht gebaut werde, man sich zumindest die Option offen hielte. „Jetzt gilt das auch nicht mehr. Was hat man uns da bisher immer erzählt?“ Er erinnerte an die Bürgerinitiative, die schon über 6000 Unterschriften für den Bahnhalt gesammelt habe. „Die Bürger fordern den Bahnhalt massiv.“
Auch Forchheims 2. Bürgermeister Franz Streit (CSU) war erzürnt: „So kann man doch nicht mit einer Kommune umgehen.“ So ein Vorgehen wäre in Oberbayern nicht möglich, dort würde man nicht einen Ort mit über 6000 Einwohnern einfach abkoppeln, schimpfte er. Jürgen Kränzlein (SPD) wollte wissen, was sich seit dem Planfeststellungsverfahren 1996 – damals wurde der Bedarf für den Haltepunkt bejaht – verändert habe? Hier verwies Thomas Sulzer auf geänderte Richtlinien: „Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) sieht jetzt für unter 1000 Fahrgäste keinen Bahnhalt mehr vor.“
Später erläuterte der DB ProjektBau-Teamleiter, dass man zum jetzigen Zeitpunkt durchaus noch den vielfach geforderten Bahnhalt einplanen könnte. Doch dazu müsste die BEG und letztlich das Bayerische Wirtschaftsministerium diese Haltestelle bestellen. „Hier könnte ausschließlich auf politischem Wege noch was erreicht werden“, betonte Sulzer. Passiere das nicht, „ist der Halt gestrichen“, stellt er klar.
"Das ist so daneben“
Der weitere Streckenausbau zwischen Forchheim und Neuses soll bis 2022 erfolgen. Auf Unverständnis stieß hier, dass die Bahn im Bereich Eggolsheim zwei bestehende Bahnübergänge auflassen und dafür lediglich einen Fußgängertunnel bauen will. Eggolsheims Bürgermeister Claus Schwarzmann sagte dazu: „Das ist einfach so daneben. Ich kann es gar nicht fassen.“
Am Ende der Debatte wurden noch Anträge abgesegnet: Reinhold Otzelberger will prüfen lassen, ob die S-Bahn nicht auf den äußeren Gleisen fahren könnte. Peter Kaiser (JB) möchte wissen, ob der Bahnhalt Forchheim-Nord auch an einem anderen, weniger problematischen Standort geplant werden könnte.
Das Planfeststellungsverfahren für den Ausbau der Bahnstrecke wird im Mai oder Juni fortgeführt. Einen Termin für die Auslegung der Pläne wird dann die Regierung von Oberfranken festlegen. Das werde vermutlich im Herbst sein, so Thomas Sulzer.
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