Corona-Absagen: Kommt in Forchheim ein Annafest light?

Birgit Herrnleben

Nordbayerische Nachrichten Forchheim

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16.4.2020, 15:01 Uhr
Für alle, die in Erinnerungen schwelgen wollen: Das ist ein Bild aus dem Jahr 2019. Für 2020 wurde das Annafest abgesagt.

© Edgar Pfrogner Für alle, die in Erinnerungen schwelgen wollen: Das ist ein Bild aus dem Jahr 2019. Für 2020 wurde das Annafest abgesagt.

"Ein klassisches Verschieben des Annafestes wird es nicht geben", bestätigt Forchheims Oberbürgermeister Uwe Kirschstein. Wohl aber würden Details für ein "Annafest light" in den kommenden Tagen angedacht, so das Stadtoberhaupt. Für morgen Vormittag ist ein gemeinsames Treffen unter anderem  mit dem Sprecher der Schausteller geplant. "Das Forchheimer Annafest gehört zur Stadt dazu und ist ein Identifikationsmerkmal", sagt Kirschstein, "umso trauriger ist es, dass wir es absagen müssen." Außerdem "hängen da Existenzen dran", sagt Kirschstein, "für viele Wirte ist das Annafest das zentrale Einkommensthema".

"Das ist traurig aber wahr", sagt Forchheims Annafest-Bürgermeister Franz Streit zum Annafest-Aus. "Es tut mir unheimlich leid", so Streit, "als Ur-Forchheimer ist mir das Annafest ans Herz gewachsen". Doch Streit erinnert auch daran, dass die Absage des Festes auch "große Auswirkungen wirtschaftlicher Art" mit sich bringen werde. "Aber Gesundheit ist das Allerwichtigste."

"Annafest ist ein fester Ankerpunkt in meinem Leben, ich bin unendlich traurig, dass wir dieses Jahr nicht miteinander feiern können, es wäre sogar ein großartiges Jubiläum geworden",  sagt King Alladooch, Ulli Raab. „Gleichzeitig denke ich aber an alle Schausteller, Wirte, Kellnerinnen und Kellner, an die Brauereien und auch an die Musikgruppen, denen durch die Absage die gesamten Einnahmen der elf Tage verloren gehen.

Denkt bitte an diese Leute, wenn Ihr Euch ärgert, dass Ihr um Euer Vergnügen gebracht wurdet. Wenn so sein muss kann ich drauf verzichten, aber viele sind existentiell bedroht.“

Das Riesenrad auf den Unteren Kellern ist das Symbol des Annafestes.

Das Riesenrad auf den Unteren Kellern ist das Symbol des Annafestes. © Ralf Rödel

"Hallo liebe Glockenkeller Freunde, in 115 Tagen soll das 180.Annafest angezapft werden, schreibt der Glockenkeller noch am 1. April auf seiner Facebook-Seite und präsentiert das Annafest-Musikprogramm, „verbunden mit der Hoffnung dass der Corona Spuk bald ein Ende hat und das Annafest wie gewohnt, gemütlich starten kann.“ Rund zwei Wochen später folgt jetzt die Ernüchterung: „Es ist niederschmetternd“, sagt Matthias Erlwein, der ab 1. Juni, zusammen mit Matthias Müller, den Glockenkeller von Marlene und Jürgen Zeitler übernehmen wird. „Für uns als Neueinsteiger, aber auch für alle Wirte und Zulieferer ist das ärgerlich“, sagt Erlwein. Ganz wichtig sei jedoch, „dass die Gastronomie endlich ein Signal bekommt, wann wir weitermachen können, sonst bricht man der Gastronomie Genick“, sagt Erlwein.

"Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt", sagt Christian Schuster, Chef der Forchheimer Brauerei Greif zum Annafest-Aus. "Das ist ein Verlust für alle", sagt Schuster, der damit auch explizit sein langjähriges Personal meint, das sich Jahr für Jahr während der Annafest-Zeit "was dazu verdient hat". Kirchweihen und Feste mit Greif-Bier zu versorgen, ist "das zweite Standbein unserer Brauerei", sagt Schuster, neben dem Verkauf von Flaschenbier.  "Diese Krise müssen wir gemeinsam stemmen, es hilft ja nichts. Es geht nur Miteinander."

Seit 30 Jahren sorgen die Moskitos für Stimmung im Kellerwald. „Das Annafest ist eine Herzensangelegenheit“, sagt Frontmann Harald Neubauer. „Vier bis fünf Auftritte“ seien für das diesjährige Annafest fest eingeplant gewesen, „doch jetzt ist die Hauptsaison für uns Live-Musiker futsch“, sagt Neubauer, dem bis August „drei Viertel meines Jahreseinkommens“ verloren gehen.

Doch nicht nur das Annafest wird nicht stattfinden können. Wie und ob es mit dem Forchheimer Stadtfest, das erst im vergangenen Jahr seine Premiere feierte, weitergeht, muss noch entschieden.

Auch die großen "Zugpferde", die die Menschen in Scharen rund um die Kaiserpfalz strömen lassen, wie etwa der Kunsthandwerkermarkt und das Afrika-Fest stehen wohl vor dem Aus. Auch Sportler sind von den Corona-Maßnahmen betroffen: Der Stadttriathlon wird wohl auch nicht stattfinden können, schon alleine deswegen, weil das Königsbad, in dem die Sportler ihre Bahnen ziehen, gesperrt ist. Details zu den einzelnen Veranstaltungen sollen am Freitag besprochen werden, informiert Oberbürgermeister Uwe Kirschstein. 

Ein Blick in den Landkreis: Das Walberlafest am ersten Mai-Wochenende wurde ja bereits vor einigen Wochen abgesagt und auch das Kirschenfest in Pretzfeld, das traditionell immer eine Woche vor dem Annafest stattfindet, wird wohl betroffen sein. Wobei eine „offizielle Entscheidung“ noch ausstehe, heißt es aus dem Pretzfelder Rathaus. Nun müssten noch Gespräche geführt werden, in der nächsten Woche gebe es eine offizielle Entscheidung. Das für September geplante Kreisfeuerwehrfest in Schweinthal ist von der Regelung zum aktuellen Zeitpunkt nicht betroffen. "Die örtliche Gemeinde ist die Genehmigungsbehörde“, informiert Kathrin Schürr, Pressesprecherin des Landratsamtes, das Procedere. „Wir müssen von uns aus nichts absagen“, informiert Schürr. Denn die Gemeinden und Vereine seien die Veranstalter, nicht aber das Landratsamt.

Die Gemeinden selbst werden mit einem Schreiben des Innenministeriums, das im Nachgang zur Donnerstagskonferenz mit Ministerpräsident Markus Söder verfasst wurde und weitere Details zum Umgang mit der Corona-Krise beinhaltet, informiert. Dieses Schreiben geht von München aus direkt ans Landratsamt, das dann seinerseits vom Landratsamt an die Gemeinden weitergeleitet wird. Das Landratsamt spiele bei Veranstaltungen nur insofern eine Rolle, als es bei den Festen „vorübergehend für die Lebensmittelüberwachung zuständig ist"„ sagt Holger Strehl von der Pressestelle des Landratsamtes. Noch warte man auf die Ausführungen aus München, „damit die Gemeinden auch wissen, was genehmigungsfähig ist und was nicht“. Etwaige Verstöße könnten dann, wie aktuell bei Verstößen gegen die Ausgangsbeschränkung, von der Polizei festgestellt und geahndet werden.

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