Aktivitäten zurückgefahren
Corona im Landkreis Forchheim: Behörde ruft Infizierte nicht mehr an
21.4.2022, 15:55 UhrSeit Beginn der Pandemie im März 2020 haben sich 39.265 Personen im Landkreis Forchheim mit dem Coronavirus infiziert. Bei 116.600 Einwohnern sind das fast 30 Prozent aller Menschen in der Region, inklusive der Kinder. Bis jetzt sind 181 Menschen an oder mit dem Virus in der Region verstorben.
Die Inzidenz, die lange Zeit als Messlatte für alle Beschränkungen galt, liegt aktuell bei 879,9. Das ist zwar deutlich weniger als zum Beispiel der Höchststand von über 3404,8 erst jüngst Ende März, aber enorm mehr als die Inzidenz von 50 oder 100, bei der in den Jahren 2020 und 2021 schon das ganze Alltags- und oft auch das Berufsleben lahmgelegt worden ist.
Geänderte Sicht
Die Sicht auf die Pandemie hat sich nach zwei Jahren offenkundig grundlegend verändert, auch weil mittlerweile nicht mehr so viele Menschen sehr schwer erkranken oder gar daran sterben. "Das Alltagsleben normalisiert sich gerade und insgesamt wird ja zurzeit alles zurückgefahren", sagt eine Sprecherin des Landratsamtes Forchheim. Deswegen hat man sich in ihrer Behörde, dem auch das Gesundheitsamt angehört, dazu entschlossen, die meisten Corona-Aktivitäten und Service-Angebote einzustellen.
Seien anfangs alle Infizierten angerufen und deren Kontaktpersonen ausfindig gemacht worden, so wurde diese personell sehr aufwendige Kontaktverfolgung schon Anfang des Jahres eingestellt - übrigens zu einer Zeit, als die Inzidenz einen Höhenflug machte.
"Nicht mehr relevant"
"Die Kontaktverfolgung ist nicht mehr relevant, weil durch die Vielzahl von vollständig Geimpften und Geboosterten ja kaum noch jemand in Quarantäne musste", erläutert die Behördensprecherin. Vielmehr setze man nun auf eigenverantwortliches Handeln der Betroffenen - das sei ja eine Regelung für ganz Bayern, fügt sie an.
"Neu ist jetzt, dass auch die Infizierten nicht mehr persönlich kontaktiert werden", sagt die Sprecherin. Wer sich nun den Virus eingefangen hat, der kann sich online unter www.lra-fo.de informieren, was zu tun ist, wenn der Corona-Schnelltest oder auch der PCR-Test positiv ist. Dort werden eine Reihe von häufig gestellten Fragen beantwortet und es finden sich auch verschiedene Rechenmodelle, wie lange eine Quarantäne im Einzelfall dauert. Neu ist auch, dass jeder, der eine Bescheinigung über die Infektion und Quarantäne braucht, sie aktiv beim Landratsamt anfordern muss.
Mail nach wie vor möglich
Sollten dennoch Fragen ungeklärt sein, "dann können sich die Bürger nach wie vor per Mail an die Behörde wenden". Dieser Mailservice habe aber lang nicht mehr die Bedeutung wie zu Beginn der Pandemie. ""Nach zwei Jahren Corona fragen kaum mehr Leute nach. Anfangs kamen täglich rund 20 Mails, zuletzt war es bloß noch eine", schildert die Sprecherin die Situation.
Die Informationen zur Pandemie auf der Internetseite des Landkreises werden aber weiterhin aktualisiert. Das gelte auch für den Link zum Robert-Koch-Institut (RKI), über den man die aktuelle Inzidenz im Landkreis erfährt. Die Corona-Hotline werde ebenfalls aufrechterhalten.
Keine Aufschlüsselung nach Ort mehr
Eingestellt wurde jetzt auch der Service der Behörde, die täglich die Zahl der Infizierten nach Wohnort aufgeschlüsselt und an die Medien weitergeleitet hatte. Auch hier gelte: "Die Daten sind nicht mehr relevant." Ähnlich sei es mit den Daten aus Schulen und Kindergärten gewesen. Auch hier wurden eine Zeitlang die einzelnen Fälle gemeldet und aufgelistet, doch aufgrund der Vielzahl kam man hier wohl nicht mehr nach.
Weil all diese Corona-Aktivitäten zurückgefahren wurden, wurde das Contact-Tracing-Team (CTT) personell reduziert. Bis vor kurzem waren hier rund 40 Personen, zum Teil in Teilzeit, beschäftigt, weil das Team ja rund um die Uhr bereit stehen musste, so die Sprecherin.
Impfzentrum bleibt offen
Offen bleibt zudem das Impfzentrum in der Don-Bosco-Straße in Forchheim. "Jedenfalls bis Ende 2022." Derzeit verirren sich nur noch wenige Impfwillige in das große Gebäude (wir berichteten).
"Was im Herbst oder im Winter kommt, das weiß niemand. Notfalls wird dann alles wieder hochgefahren", versichert die Behördensprecherin.
Neue Welle
Dass Corona nicht mehr so viele Kräfte bindet, trifft sich gut. Denn jetzt beschäftigt das Landratsamt die nächste Arbeitsflutwelle: Die Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen, suchen Hilfe, brauchen Dokumente und Nachweise. "Das kam genauso überraschend wie die Pandemie", schildert die Pressesprecherin die Lage. Innerhalb kürzester Zeit mussten hierfür neue Strukturen geschaffen, Personal umorganisiert werden, damit alles möglichst schnell funktioniert.
1 Kommentar
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen