Corona im Landkreis Forchheim: Panik ist keine Option
18.3.2020, 17:46 UhrGemeinden und Landratsamt setzen die Katastrophenfall-Anordnungen der Staatsregierung um: Das öffentliche Leben und alle sozialen Kontakte sollen auf ein notwendiges Mindestmaß heruntergefahren werden. Damit gilt auch für das Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz an seinen Standorten in Forchheim und Ebermannstadt ein generelles Besuchsverbot, um Patienten und Personal zu schützen.
Panikmache im Netz
Doch das Virus und die allgemeine Krisensituation fördern nicht nur Solidarität und mehr (hygienische) Eigenverantwortung zutage, die in diesem Fall auch unabdingbar zum Schutz der Mitmenschen ist: Viele hielten sich zuletzt nicht an die Appelle aus Politik und Verwaltung, volle Straßencafés, Eisdielen und Biergärten zeugten bis Anfang der Woche davon, dass der Ernst der Lage hierzulande noch nicht vollends erkannt wurde – trotz erschreckender Bilder aus Italien, nur ein paar Hundert Kilometer weiter südlich.
Derweil verbreiten sich im Internet, der digitalen Gerüchteküche unserer Tage, Falschmeldungen und dubiose „Ratschläge“. Auf WhatsApp werden Kettenbriefe oder Sprachnachrichten unbekannten Ursprungs geteilt, die schlicht nur eines produzieren wollen: Panik. Noch am Montag sah man sich deshalb auch am Landratsamt genötigt, eine Mitteilung zu veröffentlichen: Alle Personen, bei denen das Virus nachgewiesen wurde, befinden sich demnach in Quarantäne. Auf NN-Nachfrage heißt es: Eine infizierte Person werde aktuell im Klinikum auf der Intensivstation behandelt, der Gesundheitszustand sei „stabil“. Vier weitere Patienten seien isoliert, davon wären zwei Verdachtsfälle.
Das Krankenhaus hatte bereits eine Infektionsstation in Vorbereitung der Corona-Krise eingerichtet. Über sieben Intensivbetten, die mit Beatmungsgeräten ausgestattet sind, verfügt das Klinikum zurzeit, man könne aber bei Bedarf weitere aufstocken. „Es gelten alle Hygiene- und Quarantänemaßnahmen, die für solch einen Fall vorgesehen sind. Mit der Situation wird verantwortungsvoll umgegangen, es besteht momentan kein Anlass zur Beunruhigung“, erklärt der Ärztliche Direktor des Klinikums, Jürgen Gschossmann. Alle Kontaktpersonen wurden schon vom Gesundheitsamt verständigt und befinden sich in häuslicher Quarantäne.
Auch die örtlichen Sanitäts- und Rettungsdienste sind zurzeit in erhöhter Alarm- beziehungsweise Einsatzbereitschaft. Der ASB Forchheim ist zwar nicht im Rettungsdienst tätig, betreibt aber einen Patientenfahrdienst sowie Pflege- und Behinderteneinrichtungen im Landkreis. „Für all das sind noch ausreichend Schutzkleidung und Desinfektionsmittel vorhanden“, sagt Lukas Haensch. Er ist beim ASB unter anderem für die Organisation des Wünschewagens zuständig, der schwerstkranke Menschen an ihre Lieblingsorte bringt – ein Dienst, der wegen der Corona-Pandemie vorerst bis 19. April eingestellt wird.
Neuer Krisenstab des BRK
Im Zuge des Katastrophenfalls werde, so Haensch, der Bestand an Schutzausrüstung beim ASB nun täglich abgefragt und zentral (in Erlangen) verwaltet, damit Masken und Co. bei Bedarf schnell zur Verfügung stehen. „Zwar werden wir im Moment nicht mehr weiter im vollem Umfang mit der Ausrüstung beliefert, aber es reicht noch.“ Man rechne damit, dass sich die Lieferlage durch die Grenzschließungen verschärfen könnte, „aber wir sehen uns mit dem Krisenmanagement bayernweit gut vorbereitet“.
Als „einschneidend“ bezeichnet Haensch wiederum die Einstellung des Fahrdienstes zu den (inzwischen geschlossenen) Schulen. Doch will man das hier freigewordene Personal und die Fahrzeuge sinnvoll nutzen – mit einem Einkaufsservice für Risikogruppen. Infos und Anmeldung hierfür unter (09191) 700715.
Auch beim Forchheimer Kreisverband des BRK bereitet man auf den Ernstfall vor: „Unsere primäre Aufgabe ist es, die Einsatzfähigkeit unseres Rettungsdienstes genauso zu sichern wie in unseren Altenheimen, Tagespflegen und beim Betreuten Wohnen. Und die Einsatzfähigkeit ist momentan gesichert“, sagt Christoph Piltz vom internen Katastrophenschutz-Stab des BRK, der am Montag gebildet wurde. Der Stab ist seither „24 Stunden am Tag nur im Corona-Dienst zuständig“, so Piltz.
Personell sei man „sehr gut“ ausgestattet, auch materiell sorge man – in enger Absprache mit den Bezirks- und Landesverbänden sowie der Staatsregierung – für Nachschub. Wie und wann und ob sich die Lage überhaupt zuspitzt, dass könne man zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht abschätzen.
Ansprechpartner bei Symptomen
Das Forchheimer Landratsamt teilt mit: Sollten virustypische Krankheitssymptome auftreten, ist zuerst telefonisch Kontakt mit dem Hausarzt aufzunehmen. Mit ihm sind dann die weiteren Schritte abzuklären. Alternativ ist auch der kassenärztliche Bereitschaftsdienst unter der Nummer 116117 erreichbar.
Personen aus dem Landkreis, die sich in den vom Robert Koch-Institut ausgewiesenen Risikogebieten (wie Italien, Tirol oder das Elsass) aufgehalten haben, sollten – auch wenn sie keine Krankheitsanzeichen haben – unnötige Kontakte vermeiden und zuhause bleiben. Personen, die (unabhängig von einer Reise) einen engen persönlichen Kontakt zu jemandem hatten, bei dem das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten sich – auch ohne Symptome – unverzüglich ans Gesundheitsamt unter der Telefonnummer (09191) 863504 wenden.
Die Verwaltung im Landratsamt wird freilich aufrechterhalten, Parteiverkehr ist aber nur noch in dringenden Angelegenheiten und im Rahmen einer vorherigen Terminvereinbarung möglich. Im Normalfall bleibt das Landratsamt nur telefonisch erreichbar – und zwar an allen seinen Standorten (Forchheim, Ebermannstadt, Neuses, Hiltpoltstein). Landrat Hermann Ulm verzichtet angesichts der Situation auf persönliche Gratulationsbesuche zu Jubiläen im Landkreis. „Wichtig ist, einen klaren Kopf zu behalten. Gleichgültigkeit ist genauso falsch wie Panik“, heißt es aus dem Landratsamt.
Wer sich zur Corona-Pandemie informieren will, sollte auf die jeweiligen Quellen achten. Denn: Facebook, Twitter, WhatsApp und Co. sind keine seriösen Nachrichtenorgane, sondern lediglich Plattformen und Kommunikationsdienstleister, auf denen auch ungeprüfte Mitteilungen oder Falschmeldungen gepostet und geteilt werden.
Seriöse und fundierte Informationen findet man dagegen auf den Seiten des Robert-Koch-Instituts unter www.rki.de oder bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter www.bzga.de. Unter der (030) 346465100 hat das Gesundheitsministerium eine überregionale Bürger-Hotline zu Corona eingerichtet. Entsprechende Hinweise findet man auch auf der Seite des Landratsamtes www.lra-fo.de sowie der Stadt Forchheim www.forchheim.de.