Däne braut in Ebermannstadt "Bavarian Festbeer"

14.4.2014, 09:00 Uhr
Däne braut in Ebermannstadt

© Horst Linke

Dass er im Wiesentstädtchen in der Fränkischen Schweiz jetzt gelandet sei, „das hat sich so ergeben, ist reiner Zufall gewesen“, erzählt Carsten Raun am Telefon. Der 43-jährige Däne lebt eigentlich seit 2008 in Überlingen am Bodensee und veranstaltet in Skandinavien und in Großbritannien große Bierfeste — zum Beispiel in Edinburgh, aber auch in Helsinki, Kopenhagen.

In London etwa hat der Eventmanager 2011 im Shoreditch Park ein 3000 Quadratmeter großes Zelt aufbauen lassen mit Platz für 2500 Besuchern und lud zum Bierfest in „authentic Bavarian Oktoberfest atmosphere“ mit Tiroler Blasmusik und Kellnerinnen im Dirndl. Dort haben laut Lokalpresse die Londoner — viele in Lederhosen, die sie ausleihen konnten — kräftig „geschunkelt“, auf den Biertischen getanzt und gut Bier getrunken.

„Die deutsche Bierkultur kommt im Ausland gut an“, weiß der Däne daher gut, der übrigens hervorragend Deutsch spricht. Weil vor allem bayerischen Bier im Ausland einen sehr guten Ruf hat, war es für Carsten Raun naheliegend, doch den Gerstensaft für diese Bierfeste selbst im Freistaat zu brauen. Also machte er sich auf die Suche nach einer geeigneten Brauerei und wurde schließlich in Ebermannstadt fündig. Hier stand die kleine Sonnenbräu-Brauerei in der Brauergasse nach dem Tod des Besitzers und Brauers Joseph Herbst zum Verkauf. „Das war für uns die Chance.“

Carsten Raun kaufte das Anwesen und das dazugehörige Braurecht. Im Januar hat er dann die „Bavarian Festbeer Brewerey GmbH“ ins Handelsregister in Bamberg eintragen lassen. Gerade wird die Brauerei, die technisch noch voll ausgestattet ist, im Inneren renoviert. Die Fassade soll später ebenfalls noch saniert werden. Doch erstmal geht es ums Bier.

„Das wird spannend“

„Ich habe schon einen Braumeister angestellt“, erzählt Raun weiter. Ab Mai soll im ehemaligen Kommunbrauhaus der Stadt der 6000-Liter-Sudkessel wieder in Betrieb genommen werden. Dann wird gebraut. „Wir wollen den Leuten zeigen, dass wir ein gutes Bier brauen können“, sagt der frischgebackene Brauereibesitzer. Mitte Juni wird voraussichtlich das erste Bier gezapft. „Das wird spannend“, freut sich der 43-Jährige heute schon.
Wieviel Bier künftig in der sanierten Anlage produziert werden soll, macht Raun ganz von der Nachfrage abhängig. Vermutlich zwischen 50 000 und 100 000 Liter“, schätzt er. Das Bier soll hauptsächlich ins Ausland fließen und auch über das Internet vermarktet werden.

Aber auch Gaststätten und Lokale in der näheren Region sollen mit dem „Bavarian Festbeer“, made in Ebermannstadt, beliefert werden, plant Carsten Raun. Zum Beispiel die „Sonne 29“, die Peter Hübschmann demnächst im ehemaligen Brauereigasthof „Sonne“ am Marktplatz in Ebermannstadt eröffnen will (wir berichteten). Aber auch am Altstadtfest soll das „Bavarian Festbeer“ fließen. Das hat dann richtig Tradition, denn der vorherige Brauereibesitzer der Sonne, Joseph Herbst, und auch schon sein Vater Georg Herbst haben das jährliche Altstadtfest im Herzen der Stadt stets mit bernsteinfarbenen Festbier, gerne etwas stärker, versorgt.

In diese Fußstapfen kann nun der Däne treten, der mitten in der Fränkischen Schweiz „Bavarian Festbeer“ brauen lässt. Na dann mal „Cheers!“, „Skål!“ oder vielleicht einfach „Prost!“ Wir Franken sind doch flexibel.

Verwandte Themen


6 Kommentare