Das Forchheimer Königsbad ist Revier des Großmeisters
22.7.2015, 06:00 UhrIn wenigen Minuten soll Michael Bezold seinen Gegnern am Schachbrett Paroli bieten. Doch der Großmeister sitzt noch im aus München kommenden Regionalexpress. Dort lebt der Franke, der aus der legendären Pulvermühle in Waischenfeld stammt. Mit einiger Verspätung holt ihn SC-Organisator Udo Güldner vom Bahnhof ab. Dann schnell noch umziehen.
Draußen, vor den Außenbecken des Königsbades, warten schon ehrgeizige Senioren, erfolgshungrige Nachwuchsspieler und erfahrene Ligakämpfer. Als er inmitten des Rechteckes aus Tischen steht, taxiert Bezold die Mitspieler. Wer kann ihm gefährlich werden?
In der sommerlichen Hitze sitzt der fünfjährige Michael Bär, der gerade erst einen Anfänger-Schachkurs besucht hat, mit seinem älteren Bruder Nikita und dem Vater Konstantin. Simultanschach ist auch ein Familienspaß. Ins Getümmel haben sich auch der 74-jährige Heinz Heger, der erfahrene Ligaspieler Robert Thiele und der vereinslose Hobbyspieler Alfred Luft gewagt. Dann wird gezogen, ticken die Uhren.
Kleine Fehler entscheidend
Anfänglich sieht es gut aus beim Forchheimer SPD-Stadtrat Uwe Kirschstein. „Das letzte Mal habe ich während meiner Zeit als Doktorand bei Professor Willi Kalender an der Uni Erlangen Schach gespielt. Damals auch Simultan in Möhrendorf.“ Gerade diese fehlende Übung wird es sein, die Kirschstein letztlich die Partie kosten wird.
„Der kleinste Fehler wird sofort bestraft. Danach ist es für den stärkeren Spieler nur eine Frage der Technik“, so Daniel Häckler vom Kooperationspartner Deutsche Schachjugend. Interessiert blickt Landrat Hermann Ulm auf Bauern und Springer. Der Schirmherr kennt sich aus im Königlichen Spiel. „Beeindruckend, mit welcher Ruhe der Großmeister vorgeht.“
Alle Hoffnungen ruhen auf Florian Ott, der in der 2. Bundesliga für den SC Forchheim antritt und Deutscher Jugendmeister ist. Doch gerade auf ihn hat Michael Bezold ein besonderes Augenmerk gelegt. Vielleicht liegt es an seinen etwas unruhigen U10-Brettnachbarn Philipp Michel, Elias Leisterer und Veith Schubert, die trotz ihrer Niederlage viel Spaß haben: Es gelingt dem 18-jährigen Schüler nicht, sich zu behaupten. Aber er spielt weiter. „Solange der Großmeister an mein Brett kommen und ziehen muss, solange haben die anderen Zeit, nachzudenken.“
Teamarbeit gefragt
Simultanschach funktioniert nach dem Prinzip der Zermürbung, gerade durch ein Uhren-Handicap. Hier hat der Großmeister eine Stunde für alle Partien, während seine Kontrahenten jeweils 30 Minuten verbrauchen können. „Eine gute Chance, vielleicht auf Zeit zu gewinnen“, hofft Janek Ummethum, der erst seit wenigen Monaten beim SC Forchheim trainiert.
Dafür braucht es Teamarbeit. „Während der Simultanspieler auf der einen Seite beschäftigt ist, müssen auf der anderen Seite Züge gemacht und die Uhren gedrückt werden“, verdeutlicht Bezirksliga-Kapitän Josef Heinkelmann die Strategie der vielen Kleinen gegen den einen Großen.
Ab und zu berät sich Michael Bezold mit seinem fünfjährigen Sohn Lukas, der unbedingt einmal sehen wollte, was sein Vater da in Forchheim macht. Bisweilen zieht der Knirps auch – die Gegner haben trotzdem keine Chance. Nur fünf Spieler schaffen es, dem mehrfachen Deutschen Meister ein Unentschieden abzuknöpfen. Darunter Kristin Braun vom SC Forchheim, die dem Druck lange standhalten konnte, Tino Kornitzky vom SC 1868 Bamberg und Dirk Schubert vom Ausrichter, der mit einem Mehrbauern das Remis angeboten hatte.
Einer kam dem ersehnten Ziel des Großmeister-Skalps allerdings gefährlich nahe. Christoph Roth von der SGS Erlangen. Der Kreisliga-Spieler hatte Dank originellen Spiels eine Gewinnstellung mit mehreren Freibauern erreicht. Doch man darf die Cleverness eines langjährigen Simultanspielers nicht unterschätzen. Mit letzter Kraft rettete sich der Großmeister mit einem Dauerschach noch in die Punkteteilung.
Am Ende noch baden gegangen
„Ich kann nur sagen, allen hat es super gefallen. Mir hat es sehr großen Spaß gemacht, es waren einige wirklich spannende Partien dabei und einige vielversprechende Talente.“ Nach eineinhalb Stunden schweißtreibenden Schachspiels, inzwischen hat auch die letzte Kontrahentin, die Nachwuchsspielerin Lisa Adelhardt vom Schachtreff Röttenbach den König umlegen müssen, geht der Großmeister dann doch noch baden. Im nicht so tiefen Becken – Sohn Lukas kann zwar schon Schachspielen, aber noch nicht schwimmen.
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