Der Grünen Freud’ war der SPD Leid
13.03.2014, 06:00 UhrOberbürgermeister Franz Stumpf hatte bereits einen Abend zuvor glücklich im Arm seiner Frau gelegen und seine Wiederwahl gefeiert. Die Ergebnisse der Stadtratswahlen waren am Montag eingetrudelt, übertragen auf zwei Leinwänden im Sitzungssaal des Rathauses. Lange Gesichter gibt es bei der CSU, drei Sitze müssen sie abgeben, werden die nächsten sechs Jahre mit 17 Stadträten auskommen.
Fraktionsführer Udo Schönfelder macht den Generationenwechsel verantwortlich. Altgediente Stadträte wie Maria Wagner und Hermann Ammon waren nicht mehr zur Wahl angetreten. Neu in den Stadtrat gewählt werden: Hans-Werner Eisen, Markus Schmidt, Liselotte Schmitt, Karin Barthelmann, Birgit Kaletsch und Josua Flierl. Kaletsch hat sich inzwischen mit der CSU überworfen, Barthelmann tritt 2014 aus persönlichen Gründen nicht mehr an.
Bedrückt wirkt in den Märztagen 2008 auch SPD-Fraktionsführer Reinhold Otzelberger. Er selbst hatte zwar bei der Wählergunst besser abgeschnitten als 2002, seine Partei aber verliert zwei Sitze, erreicht damit nicht einmal das Minimalziel (Erhalt der Mandate) und ist seitdem mit sieben Stadträten vertreten.
Trotzdem gibt es auch hier einen Personalwechsel. Überraschend wird der langjährige Stadtrat Klaus Thormann rausgewählt. OB-Kandidatin Christa Gerdes schafft es zwar nicht Franz Stumpf vom Thron zu stoßen, sitzt aber erstmals im Stadtrat. Mehr von sich hören lässt in den nächsten Jahren aber der zweite SPD-Neuzugang, Anita Kern.
Was die SPD 2008 wurmt: Der Erfolg der Forchheimer Grünen Liste. Offensichtlich habe die FGL die Unzufriedenheit, die in der Stadt herrscht, besser genutzt, sagt Reinhold Otzelberger kurz nach der Wahl den Nordbayerischen Nachrichten.
Kaum zu glauben
Die Grünen können die Wählergunst kaum fassen. Fünf Sitze, „das hätte ich nicht gedacht“, sagt FGL-Stadtrat Gerhard Meixner, als er im Rathaus das Ergebnis hört. Neu mit im Boot: Manfred Schade und OB-Kandidat Wolfgang Schreyer. Als der sich ein Jahr später beruflich nach Nordeuropa orientiert, beginnt eine mehrwöchige Posse. Eigentlich müsste Lisa Badum nachrücken, sie will aber nicht, weil sie sich lieber darauf konzentriert, ihr Studium abzuschließen. CSU und Freie Wähler weigern sich zunächst, den Verzicht zu akzeptieren. Die Regierung von Oberfranken spricht schließlich ein Machtwort und Sabine Dittrich wird statt Badum zur Stadträtin vereidigt.
40 Stadträte haben es insgesamt geschafft, gespannt waren viele Bürger 2008, wie sich die Freien Wähler schlagen werden. Erst ein paar Monate vorher war es zum offenen Bruch zwischen den FW-Stadträten und dem FW-Ortsverein unter Vorsitz von FW-Oberbürgermeisterkandidat Manfred Hümmer gekommen. Interne Streitigkeiten gab es schon länger. Zum Spaltungsgrund wird die Nominierungsversammlung der Wählergemeinschaft Unabhängiger Oberbürgermeister, die Franz Stumpf aufs Schild hebt. Mit dabei: Drei der vier FW-Stadträte.
Der Höhepunkt eines schon seit längerem schwelenden Konkurrenzkampfes war erreicht. Heinz Endres, Manfred Mauser, Geo Kohlmann und Hans-Jürgen Reinwand treten aus der Fraktionsgemeinschaft aus und gründen den Freien Bürgerblock Forchheim (FBF). Bei den Wahlen kommt der FBF auf zwei Mandate (Heinz Endres, Manfred Mauser) - weniger als von ihnen erhofft.
Paukenschlag bei den Jungen Bürgern
Die „neuen“ Freien Wähler überzeugen mehr, holen auf Anhieb drei Sitze (Manfred Hümmer, Ludwig Preusch, Erwin Held). Unerwartet Zuwachs erhalten die Freien Wähler 2010, als Stadtrat Albrecht Waasner, bis dahin FDP-Mitglied, zu ihnen wechselt. Politik ist das eine, Persönlichkeit das andere und mit der Person Sebastian Platzek, seinem FDP-Kollegen, kommt Waasner nicht zurecht. Er wirft ihm mangelnden Ernst in der Stadtratsarbeit vor, tritt aus der FDP aus, wird in den kommenden Jahren aber selbst politisch nicht mehr viel von sich reden machen.
Im März 2008 ist bei der FDP die Welt noch in Ordnung. Genauso bei den Jungen Bürgern. „Ich bin begeistert“, sagt JB-Stadtrat Peter Kaiser. Die Jungen Bürger haben mit drei Sitzen Fraktionsstatus erlangt. Ulrich Schürr und Stefan Zocher sind neu dabei.
Zocher - 2008 mit 28 Jahren jüngstes Stadtratsmitglied - wird zum Jugendbeauftragten im Stadtrat ernannt, macht aber um das Amt nicht viel Aufhebens. Kaum zwei Monate nach der Wahl sorgt Kaiser für einen Paukenschlag. Er, der die Jungen Bürger mitbegründet hat, verlässt die Fraktion. Kaiser wirft seinen internen Gegner „Geltungssucht“ vor und macht als fraktionsloser Stadtrat weiter. Kurz lässt er 2010 aufhorchen, als er erwägt mit dem Republikaner-Stadtrat Franz Noffke eine Fraktionsgemeinschaft zu bilden, er kooperiert aber dann doch lieber mit der FDP. Für Kaiser endet am 16. März 2014 die politische Arbeit als Stadtrat. Trotz einiger Angebote, wie er sagt, hat er sich nicht mehr aufstellen lassen.
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