Der Reiz der Stadt aus Wiener Sicht

15.8.2015, 06:00 Uhr
Der Reiz der Stadt aus Wiener Sicht
Der Reiz der Stadt aus Wiener Sicht

© F.: Berny Meyer

Monatelang hat Stefan Schick gesucht, niemand wollte sein Amt des Vorsitzenden haben. Die Werbegemeinschaft hatte in den vergangenen Jahren zu sehr mit sich selbst und mit ihrem Image zu kämpfen. Mitglieder stiegen aus. Zuletzt stand sogar die Frage im Raum: Braucht es den Zusammenschluss überhaupt noch? „Ja“, sagt Michael Csepai, „der Verein birgt viel Potenzial, um die Stadt und die Gewerbetreibenden voranzubringen.“ Mit dem 33-Jährigen hat Stefan Schick ein unbeschriebenes Blatt aus dem Hut gezaubert. Der gebürtige Wiener betreibt zwar seit sechseinhalb Jahren erfolgreich die mexikanische „bar&grill“-Restauration „Zur Tenne“, er ist aber bislang kein Mitglied der Werbegemeinschaft. „Ich fand den Verein schon immer gut, habe auch zum Beispiel beim Altstadtfest mitgemacht. Aber ich wurde nie gefragt, ob ich auch beitreten will.“ Das zeigt einerseits, dass die Akquise verbesserungsfähig ist.

Kein Ballast

Andererseits könnte ihm sein „Neuling“-Dasein auch helfen. „Michael Csepai ist unverbraucht, neutral, offen“, wirbt der Noch-Vorsitzende Stefan Schick für seinen Kandidaten. Genau der Richtige, der die Grabenkämpfe innerhalb der Werbegemeinschaft beenden könnte. Csepai spricht deshalb auch viel davon, erst einmal zuhören zu wollen, alle an einen Tisch zu bringen, ein Brainstorming zu veranstalten. Mit einigen Kritikern der Werbegemeinschaft hat er im Vorfeld schon gesprochen und sich deren Unterstützung geholt. Und ganz wichtig ist ihm: „Ich will im Team arbeiten.“

Im Moment, sagt Michael Csepai, sei nicht die Zeit für kreative Höhenflüge. Erst müssten die Hausaufgaben erledigt werden. Die Werbegemeinschaft sieht er sehr pragmatisch als Instrument, das für die Stadt und ihre Gewerbetreibenden werben soll. Im Gespräch mit den NN kommt dabei einiges zur Sprache, was in den vergangenen Jahren immer wieder für Streit in der Werbegemeinschaft gesorgt hat oder Probleme, an denen sich die Stadt schon länger abarbeitet. „Für mich gibt es nur Lösungen.“

Die Konkurrenz zwischen Außenbereich und Innenstadt will er beispielsweise entschärfen, lieber Ideen für Aktionen sammeln, bei denen beide Seiten voneinander profitieren. Auch das Thema Leerstände steht auf seiner Agenda. Manchen Veranstaltungen will er mehr Rampenlicht verschaffen („Beispiel: Stadtparkserenade, ein Kleinod“), den Internetauftritt der Werbegemeinschaft modernisieren und aktiver in den sozialen Medien agieren. „Damit kann man auch junge Menschen erreichen.“ Wie viele verkaufsoffene Sonntage soll es künftig geben? Da ist er als Gastronom neutral: „Das soll die Mehrheit entscheiden.“

Er ist Befürworter der kostenlosen halben Parkstunde („Brötchentaste“) und er hätte gerne, dass Samstagnachmittag mehr los ist in der Stadt. Ein Punkt, bei dem sich die Mitglieder der Werbegemeinschaft schon seit Jahren immer wieder die Köpfe heiß reden.

„Ich würde sagen, haben wir schon alles probiert, geht nicht. Genau deswegen ist es wichtig, dass jemand zum Zug kommt, der neu ist“, sagt Stefan Schick. 17 Jahre Vorsitz seien genug. „Außerdem ist Michael Csepai als gebürtiger Wiener jemand, der über den Tellerrand geguckt hat.“ Als junger Mann ist Csepai zunächst nach München gezogen und hat dort in der Gastronomie gearbeitet. Die Liebe führte ihn schließlich nach Forchheim. Er lebt mit seiner Partnerin und den zwei Kindern in Hausen.

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