Digitale Schulen: "Mit der Technik alleine ist es nicht getan"
22.3.2019, 06:00 Uhr"Es braucht gute Breitbandanschlüsse, ein sicheres und vor allem leistungsfähiges Netzwerk und Geld und Personal für die Systembetreuung", zählt Martin Haendl, Fachbereichsleiter des Bildungsbüros am Landratsamt auf.
In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Bau- und Verkehrsangelegenheiten des Landkreises präsentierte er einen Bericht zum Digitalisierungskonzept für die Landkreis-Schulen. Zur Standard-Ausstattung gehörten heute neben der analogen Tafel eine digitale Großbilddarstellung, ein Schulnetz, Lehrercomputer sowie Dokumentenkameras, die die früher üblichen Overhead-Projektoren ersetzen, sowie digitale Geräte für die Schüler.
IT-Ausstattung ausgewertet
Dafür wurden dem Landkreis im Juni 2018 rückwirkend Zuwendungen aus dem Förderprogramm des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus bewilligt: 547 363 Euro für digitale Klassenzimmer und 118 619 Euro für integrierte Fachunterrichtsräume.
Das Bildungsbüro hat die IT-Ausstattung der Landkreis-Schulen ausgewertet. "Feststehende Rechner sterben langsam aus, Dokumentenkameras sind sehr beliebt", stellt Haendl fest. Allerdings sei mehr Hilfestellung bei der Systemadministration nötig. "Die Betreuung wächst den Schulen schnell über den Kopf", so seine Bilanz.
Virtuelle Länderreisen
"Mit der Sanierung von 2014 bis 2016 haben wir eine gute EDV-Ausstattung bekommen. Darauf konnten wir dann aufbauen", sagt Jürgen Kretschmann, Schulleiter der Georg-Hartmann-Realschule in Forchheim. Mit Tablets seien sehr gute Erfahrungen gemacht worden. "Sie werden zur Internet-Recherche, für virtuelle Länderreisen in Erdkunde oder geometrische Sachverhalte in Mathematik eingesetzt."
WLAN soll noch in diesem Schuljahr kommen, allerdings ausdrücklich nicht für Privat-Nutzung in den Pausen. Die Schüler hätten das gern gehabt, aber Eltern und Lehrer waren dagegen. "Die Schüler sollen nicht immerzu am Handy sein und für uns ist das zwischenmenschliche Miteinander nach wie vor wichtig."
Ähnlich sieht das Siegfried Reck, Direktor des Gymnasiums Fränkische Schweiz in Ebermannstadt: "Die Technik sollte dem Menschen dienen." Ein Problem: Die digitalen Geräte müssen regelmäßig gewartet und nach wenigen Jahren durch neue ersetzt werden. Neue Tablets sind eingetroffen, müssen aber erst noch konfiguriert werden. "Wir bräuchten mehr Manpower", so Reck.
Kreideloser Unterricht
Auf kreidelosen Unterricht setzt dagegen das Ehrenbürg-Gymnasium Forchheim (EGF). Bis auf vier Räume der Fächer Biologie und Chemie kämen bereits Whiteboards und interaktive Beamer statt analoger Tafeln zum Einsatz. "Trotz all der Technik sind aber weiterhin pädagogische Werte, schriftlicher Ausdruck, Sprache und Referate wichtig", sagt Reinhold Otzelberger, Mitglied des Direktorats am EGF. Die Systembetreuung sei allerdings eine Herausforderung. Aktuell übernimmt das eine einzige Lehrkraft, eine zweite hilft im laufenden Betrieb aus, wenn "eine Birne im Beamer gewechselt werden muss oder eine Steuereinheit abgestürzt ist".
"Da ist der Bedarf enorm", findet auch Jürgen Sauer, stellvertretender Schulleiter des Herder-Gymnasiums Forchheim. Es gebe viele kleine Beispiele, in denen der Hausmeister, Systembetreuer oder Lehrer bei der Technik anpacken müssten, damit der tägliche Betrieb läuft. "In manchen Gebäudeteilen sind auch die Übertragungsraten zu gering."
Davon kann Alexander Deckert, Lehrer und Systembetreuer an der Ritter-Wirnt-Realschule Gräfenberg, ein Lied singen. "Mit der Technik alleine ist es nicht getan. Wir brauchen schnelles Internet auch auf dem Land", sagt er. Zwei Stunden pro Woche stehen ihm für die Betreuung zur Verfügung. Dabei fordern ihn Updates und technische Störungen laufend. "Da gehört ein gewisses Maß an Idealismus dazu. Ich investiere auch Freizeit, da die Arbeit sonst nicht machbar wäre."
Mit 114 Tablets unangefochten an der Spitze
Die Schulen im Landkreis umfassen drei Gymnasien, drei Realschulen, das Sonderpädagogische Förderzentrum sowie das Berufliche Schulzentrum in Forchheim (BSZ), mit Fachober- und Berufsschule und den beiden Berufsfachschulen für Ernährung und Versorgung sowie für Kinderpflege. Der technische Stand ist laut einer Auswertung des Landratsamts vom Februar 2019 recht unterschiedlich.
Während die Schulen alle mit vielen Computern ausgestattet sind (je nach Schulgröße zwischen 56 und 347 Geräten), fällt die Nutzung von Tablets sehr unterschiedlich aus. Die meisten Schulen setzen eher auf Notebooks. Anders macht es die Georg-Hartmann-Realschule in Forchheim: Mit 114 Tablets bildet sie in dieser Rubrik mit großem Abstand die Spitze. Nur noch die Realschule in Ebermannstadt nutzt 16 solche Geräte, die Realschule in Gräfenberg bislang drei.
Bei der Internetverbindung bilden das Gymnasium Fränkische Schweiz und die Realschule in Gräfenberg mit 50 MBit pro Sekunde das Schlusslicht, das Herder- und Ehrenbürg-Gymnasium mit 200 MBit pro Sekunde die Spitze. Offenes WLAN nutzen nur die Realschule in Gräfenberg sowie die Georg-Hartmann-Realschule und das Berufliche Schulzentrum in Forchheim.
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