Don Bosco: Was kommt nach dem Schülerwohnheim?

Ulrich Graser

Stv. Redaktionsleiter, Nordbayerische Nachrichten für Forchheim und Ebermannstadt

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28.2.2019, 06:00 Uhr
Don Bosco: Was kommt nach dem Schülerwohnheim?

© Foto: Rödel

Pater Heinz Weierstraß ist im Gespräch klar anzumerken: Die Planung der Zukunft des über 7000 Quadratmeter großen Areals ist zurzeit eine seiner wichtigsten Aufgaben. Der Pfarrer ist im Thema drin: "Wir sind gerade dabei, eine Nachfolgelösung zu konzipieren."

Das markante graue Gebäude mit dem Charme der frühen 1970er Jahre wird wohl eher nicht überleben. Gerade sein schlechter innerer wie äußerer Zustand hatte ja dazu geführt, dass sich der Landkreis als Hauptmieter auf die Suche nach einem neuen Wohnheim für die Blockschüler der Berufsschule gemacht hatte. Dass hier einst ein Raumausstatterlehrling aus Herzogenaurach etliche Tage und Nächte zubrachte, der später aber vor allem als Fußballer weltberühmt wurde, wird den Kasten nicht vor dem Abriss bewahren.

Noch nicht entschieden

Wobei: Endgültig entschieden scheint dies noch nicht. Pater Weierstraß ("Es handelt sich ja nicht gerade um eine architektonische Schönheit") hat für den Abriss noch keinen Beschluss des Pfarrgemeinderates. Trotzdem macht er klar, was ihm am liebsten wäre: "Am 1. Oktober Rückübertragung auf die Kirchengemeinde, am 2. Oktober Beginn der Abrissarbeiten." Und dann? Vorstellungen existieren bereits und werden seit Herbst 2018 intern sowie mit dem Erzbistum diskutiert (wir berichteten).

An erster Stelle steht "bezahlbarer Wohnraum für junge Familien mit mehr als einem Kind". Mit der Lebenshilfe werde derzeit außerdem über verschiedene Wohnformen für Behinderte gesprochen. Auch eine Tagespflegeeinrichtung sei möglich. Ständig im Gespräch ist die Pfarrei mit der Stadtverwaltung, der Caritas, der Diakonie Bamberg-Forchheim und mit dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ).

Eine "wohnparkähnliche Situation" schwebt Pater Weierstraß vor. Im Moment würden "verschiedene Modelle durchgeplant und durchgerechnet". Sobald es konkrete Pläne gebe, würden Nachbarn und Öffentlichkeit informiert.

Wer soll das alles bezahlen? Auch darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Private wie "kirchennahe" Investoren kämen infrage. Ein möglicher Verkauf des Geländes, sagt Weierstraß, soll an Bedingungen geknüpft werden, um die oben skizzierten Pläne umsetzen zu können. Ein Sprecher des Erzbistums bestätigt auf NN-Anfrage die Tendenz zu Abriss und Neubau: "Weitere Details werden nach Ermittlung der Kosten geklärt." In dieser Phase steckt das Thema gerade.

Keine Hoffnung besteht für die Jugendherberge, die bisher im Schülerwohnheim integriert ist. Der frühere Präsident des bayerischen Jugendherbergswerkes und langjährige Schulamtsleiter Gerhard Koller bedauert dies sehr: "Es ist einfach schade." Er habe mit dem Jugendwerk Don Bosco Gespräche geführt, ob nicht auch am neuen Standort die Jugendherberge mitbetrieben werden könnte. Aber das war nicht möglich.

Auslastung nicht hoch

Die Auslastung der Herberge war in den letzten Jahren nicht besonders gut, so Koller. Was aus seiner Sicht auch am ziemlich maroden Zustand der Bausubstanz und der alten Einrichtung lag, teils auch am Standort mit seiner Distanz zur Innenstadt. Um eine Jugendherberge wirtschaftlich betreiben zu können, seien dauerhaft "mindestens drei bis vier Schulklassen" nötig, meint Koller. Ein Neubau müsste "mindestens 140 bis 160 Betten haben", um sich zu tragen. Aber: "Diese Auslastung haben wir in Forchheim nicht."

Die nächstgelegenen Jugendherbergen sind in Bamberg, Nürnberg und Pottenstein zu finden. Jugendherbergen, sagt Koller, wirken oft "wie ein Magnet für den Nachfolgetourismus". Wenn Jugendliche eine Stadt, eine Landschaft erst einmal kennengelernt haben und zu Hause ihren Eltern begeistert davon erzählen, dann wird diese Region schnell auch "zur Urlaubsdestination".

Dem neuen Schülerwohnheim wünscht Koller alles Gute. Vielleicht, so denkt er laut, wäre im Rahmen der Neuplanung am alten Standort ja doch noch Platz für eine Jugendherberge.

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