Ebermannstadts Innenstadt trotzt der Coronakrise
20.8.2020, 06:00 UhrDas Coronavirus hat die Gastronomie fest im Griff. Noch immer müssen Masken getragen werden, noch immer ist das Sitzplatzangebot begrenzt – und auch die Angst der Menschen sei noch deutlich zu spüren, erzählt Franz Schmitt, der an einem der Tische im Speiseraum seines Gasthauses sitzt.
Kommentar: Warum die Ebermannstädter an die Gallier erinnern.
Der 89-Jährige selbst betreibt das Resengörg nicht mehr, hat längst an seinen Sohn übergeben, doch wie es seinem Gasthaus geht, weiß der Gastronom natürlich. "Es ist nicht nur der Mundschutz, der die Menschen davon abhält zu kommen, auch dass sie ihren Namen und die Adresse aufschreiben müssen, stört viele."
Die meisten würden ohnehin nur draußen sitzen wollen. Doch der Platz des Resengörg ist beschränkt. "Wer draußen viel Platz hat, der hat aktuell einen Sechser im Lotto", bringt es der Wirt auf den Punkt. Doch das Resengörg profitiert dafür von etwas anderem: "Alle unsere Zimmer sind belegt, auch die größeren für Familien." Dass viele in diesem Jahr ihren Urlaub in Deutschland verbringen, das merkt Schmitt deutlich. Die Einbußen aus dem Lockdown abfangen kann er damit trotzdem nicht. "Und auch die 15.000 Euro, die wir von der bayerischen Regierung bekommen haben, die haben halt grad mal für einen Monat gereicht", erklärt er weiter.
Nicht alle profitieren vom Boom
Und nicht alle profitieren vom Touristenboom. Nur wenige Meter weiter betreibt Josef Helldörfer seinen Laden für Raumausstattung. Laufkundschaft habe er so gut wie keine: "Bei mir kommen die Leute gezielt. Ich profitiere vielmehr von meiner Spezialisierung auf Polster, denn davon gibt es in der Umgebung einfach nicht mehr viele."
Wie es den Geschäften aktuell geht, hänge stark von der Branche ab, stellen auch die beiden Vorsitzenden der Werbegemeinschaft Ebermannstadt, Christian Schlee und Karl-Heinz Stollmann, fest. So dürfe sich beispielsweise in dem kleinen Beautysalon um die Ecke laut den bestehenden Vorgaben nur eine Kundin aufhalten. Man könne also auch nur eine Person gleichzeitig bedienen. Da fehlt es am Umsatz.
Stollmann hat, wie auch Schlee, einen Laden in Ebermannstadt, eine Parfümerie. Während des Lockdowns bot er seinen Kunden an, ausgehende Artikel, Geschenke und Gutscheine per Telefon oder Nachricht bei ihm zu bestellen. Er lieferte die Produkte direkt nach Hause. Mittlerweile normalisiert sich die Situation wieder, "doch das Kaufverhalten ist immer noch gehemmt", ergänzt er.
Viele Aktionen für die Branche
Was die aktuell gut 42 Unternehmer, die Mitglied in der Werbegemeinschaft sind, anbelangt, so sei dort bislang aber (noch) keiner akut von einer Insolvenz gefährdet, so die beiden Vorsitzenden. Die staatlichen Hilfen der bayerischen Regierung hätten zumindest einen Teil der Defizite abgefangen. "Aber wenn noch ein Lockdown kommt, dann sieht es anders aus."
Dass es den Händlern aktuell noch einigermaßen gut geht in Ebermannstadt, das haben sie auch ihren eigenen Aktionen während der Krise zu verdanken: Auf der Internetseite der Werbegemeinschaft veröffentlichten die Unternehmer zusammen mit Zentrenmanagerin Annika Eckert unter dem Namen "Buy local - Ebs hält zusammen" eine Übersicht aller lokalen Lieferdienste.
Eine weitere Aktion, die von Stadt und Zentrenmanagement initiiert wurde: Ebser T-Shirts und Einkaufstaschen, die die Bürger kaufen können. Von dem Erlös werden wiederum Gutscheine von den lokalen Betrieben gekauft, die am meisten unter der Corona-Krise leiden, um sie finanziell zu unterstützen.
Verkaufsoffener Sonntag?
Wer die Gutscheine am Ende erhält, dürfen die Bürger selbst entscheiden: "Dies kann ein Nachbar sein, der Sie beim Einkauf unterstützt, das Personal, das Ihren Betrieb aufrechterhält oder, oder, oder...", heißt es auf der Webseite, auf der man auch entsprechende Namen eintragen kann. Die Aktion läuft noch bis Ende August.
Die Nähe zum Kunden, Stammkundschaft gepaart mit digitaler Sichtbarkeit und Events, damit versuchen Zentrumsmanagement, Stadt und Unternehmer der Krise zu trotzen. Die aktuelle Lage habe einigen Händlern auch einen Schub gegeben, so Schlee. Andere Städte hätten den Kampf gegen den Verfall der Stadt durch die Onlinekonkurrenz verloren, hier packe man das Ganze an. Als nächstes mögliches Event steht bei den drei Experten der 13. September auf dem Plan, ein verkaufsoffener Sonntag gepaart mit einem Jahrmarkt. Ob er tatsächlich stattfindet, ist aber noch unklar.
Anne Kleinmann
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