Egloffstein: „Bikeschaukel“ soll Tourismus ankurbeln

6.8.2015, 17:16 Uhr
Egloffstein: „Bikeschaukel“ soll Tourismus ankurbeln

© Mountainbike Tourismusforum Deutschland

Nachdem er das Konzept bereits in Obertrubach, Gößweinstein, Pottenstein, Betzenstein und Hiltpoltstein vorgestellt hat, besuchte er nun auch den Markt Egloffstein und die Gemeinderäte, um sie für seine „Bikeschaukel“ zu begeistern. Michél Giesche, der selbst erst vor ein paar Jahren zum Mountainbiking gefunden hat, hat bei seinen Fahrten festgestellt, dass gerade in „der Fränkischen“ noch eine ganze Menge Nachholbedarf besteht.

Dabei hat er den Namen „Bikeschaukel“ von Skigebieten übernommen, wo für solche „Skischaukeln“ massiv geworben wird, weil die unterschiedlichen aneinander grenzenden Regionen sowohl touristisch wie verkehrstechnisch miteinander verbunden sind. Um dies auch für sein Projekt ausreichend tun zu können, ist er auf die Mithilfe der Kommunen dringend angewiesen, weshalb er möglichst viele von ihnen eng in dieses Konzept einbinden möchte.

Von vier Bahnöfen aus

Giesche hat ein Gebiet mit vier Bahnhöfen ausgemacht: Das ist Gräfenberg im Westen und auf gleicher Linie Neuhaus a.d. Pegnitz im Osten. Darüber begrenzen Pegnitz und Ebermannstadt das ins Auge gefasste Mountainbike-Reservat.

Nicht gerade große Unterstützung fand der Mountainbiker im Raum Egloffstein, insbesondere bei der Jägerschaft, Naturschützern, aber auch so manchem Grundstücksbesitzer. Giesche, von Beruf aus Immobilienmakler, ließ sich davon aber nicht entmutigen, denn er fand Unterstützung bei den Verantwortlichen des Wirtschaftszusammenschlusses A 9, die ihn zum ehrenamtlichen Projektmanager machten. Schwierigkeiten bereitet die Ausschilderung, da möchte Giesche den Fränkische-Schweiz-Verein (FSV) einbinden, innerhalb der Orte, wo bereits schon viele Markierungen angebracht sind, kommen neue dazu.

Die Wegeführung soll sich an bestehenden Wegen orientieren, es soll gemeinsam genutzte Wege von Wanderern und Radfahrern geben. Gestattungsverträge sollen private Routen absichern helfen, die Verkehrssicherungspflicht möchte Giesche auf die Kommunen übertragen, denen er dafür eine Stärkung des Tourismus verspricht. „Die Radfahrer und Mountainbiker sind bereit, eine Menge Geld auszugeben, so dass alle Beteiligten, insbesondere die Gastronomiebetriebe einen Nutzen davon haben“, versichert Giesche.

Um die Biker in den Ort zu bringen, schlägt er vor, sogenannte „Fix“- Punkte zu schaffen. Auch an den an der Strecke liegenden Freibädern in Gößweinstein, Betzenstein und Egloffstein möchte der Mountainbike-Manager die Routen vorbeiführen, dort könnten sich die Biker erfrischen und kostenlos duschen, regt er an.

Giesche sieht die Kommunen und Betriebe einer „Willkommenskultur“ verpflichtet. Die Werbung soll über das Internet erfolgen, eine Homepage ist geplant. Etwas vorsichtiger ist er, wenn es um die Finanzierung geht. Hat er bei seinen ersten Vorstellungen noch von 20 000 Euro gesprochen, liegt er nun bei 30 000 Euro. Haupt und Nebensponsoren werden noch gesucht, eventuell vorhandene Förder-möglichkeiten durch öffentliche Finanzmittel sollen ausgelotet werden. Schon die rund 4000 ins Auge gefassten Schilder, von Ehrenamtlichen angebracht, können diesen Betrag in Anspruch nehmen. Trotzdem, so der ehrgeizige Plan, soll alles bis zum Frühjahr 2016 in trockenen Tüchern sein. Beispielhaft, so Giesche, könnte das neu konzipierte Wegenetz für Mountainbiker im Erzgebirge sein, 162 Kilometer lang und einen Höhenunterschied von 4400 Metern überwindend, fordert es den sportlichen Wettbewerb heraus.

Konflikte hinsichtlich der gemeinsamen Nutzung von Wegen durch Wanderer und sportlich herausfordernden Mountainbikern, wie sie in anderen Gremien schon vorgetragen wurden, lässt Giesche gar nicht gelten. „Probleme gibt es eher bei nicht gekennzeichneten Strecken“, glaubt er. Auch die Übernutzung von Wanderparkplätzen sieht er nicht, eben sowenig, dass Landwirte durch parkende Fahrzeuge behindert werden.

440 Kilometer durch die Natur

Giesche ist davon überzeugt, dass immer mehr Biker in die Region kommen werden. Wenn alles nach seinen Vorstellungen läuft, sieht er in der Fränkischen Schweiz — Veldensteiner Forst bis zum nächsten Jahr ein Radwegenetz von mindestens 440 Kilometer — durch Wälder und über Hügel.

Der Egloffsteiner Gemeinderat wollte seinen Ideen aber nicht entgegenstehen und das Gremium beschloss, seine Zustimmung zu den Bemühungen nicht zu verweigern. An die unangenehmen Begleiterscheinungen, die inzwischen der „5-Seidla-Steig“ nach sich gezogen hat und die so manchen Zuhörer bei den Vorstellungen zum neuen Mountainbikenetz unwillkürlich an den Zauberlehrling „die Geister, die ich rief . . .“ denken ließ, wollte man erst gar nicht näher eingehen.

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