Egloffsteiner "Post" hisst weiße Flagge

22.1.2016, 08:00 Uhr
Egloffsteiner

© Ralf Rödel

Der Fall bewegt seit Tagen die Internetgemeinde: In einem emotionalen Schreiben hat Jessica Heid, die die "Post" vor drei Jahren von ihrer Mutter übernommen hat, ihrem Ärger Luft gemacht. Momentan steht sie wegen einer Operation nicht für ein Interview zur Verfügung. Nur soviel aus ihrem Brief, den sie in Großbuchstaben mit "Wir kapitulieren" überschrieben hat:

Vor drei Jahren sei das Bauamt des Landkreises auf den Egloffsteiner Betrieb aufmerksam geworden – und hat Brandschutzauflagen gemacht, die wegen der hohen Investitionen den Fortbestand des Gasthofes bedrohen. Die Kostenschätzung beläuft sich auf 132.000 Euro. Das wäre der finanzielle Ruin des Traditionshauses, schreibt die junge Gastronomin.

Behörden erhöhen den Druck

Gesetzliche Regelungen zum Brandschutz gibt es seit Jahrzehnten, dennoch haben viele den Eindruck, dass die Behörden in den vergangenen Jahren den Druck erhöht haben. „Das stimmt“, sagt Georg Hötzelein vom gleichnamigen Berggasthof in Regensberg, der auch Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes im Kreis Forchheim ist, und erklärt: Vor etwa drei Jahren habe es im Schwarzwald einen Brand in einem Behindertenwohnheim mit 14 Toten gegeben. Hinzu kam eine Verschärfung der Versammlungsstättenverordnung nach der Katastrophe auf der Loveparade in Duisburg.

Zahlreiche Gemeinden mussten seitdem ihre Turnhallen brandschutztechnisch nachrüsten.Viele Hoteliers und Gastwirte bekamen ebenfalls Auflagen, den Brandschutz in ihren Häusern nachzubessern. Schon das Brandschutzkonzept, das die Betreiber bei Sachverständigen in Auftrag geben müssen, kostet zwischen 3000 und 10.000 Euro. Die möglicherweise notwendigen Nachbesserungen kommen noch oben drauf.

Am Rande der Existenz

Hötzelein wundert sich nicht, dass sich viele Wirte allein gelassen fühlen. Denn ähnlich wie beim Egloffsteiner Gasthof „Zur Post“ arbeiten viele Betriebe am Rande der Existenz. „In vielen Häusern haben wir seit Jahren einen Investitionsstau.“ Für die Erneuerung der Einrichtung, der Fenster oder Fassaden sei einfach immer zu wenig Geld abgefallen. Das Grundproblem in der Fränkischen hat Sandra Schneider, Leiterin der Toruismuszentrale, vor Jahren angesprochen und musste dafür viel Kritik einstecken: „Wir haben uns Jahrzehnte unter Wert verkauft“, sagt Hötzleien.

Da pflichtet ihm der Egloffsteiner Bürgermeister Stefan Förtsch bei. „Viele Betriebe haben nur überlebt, weil sich die Eigentümer selbst ausgebeutet haben.“ Förtsch hofft, dass sich die Familie Heid trotz der Widrigkeiten noch für den Weiterbetrieb des Traditionsgasthofes in Egloffstein entscheidet. Immerhin sei das Haus „ein Flaggschiff für den ganzen Tourismus im Trubachtal“.

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