Ein Lied für die Stadt Forchheim

16.5.2016, 18:11 Uhr
Ein Lied für die Stadt Forchheim

© Foto: Roland Huber

Berlin, München, Prag, Wien und viele andere Städte haben Lieder. Warum sollte Forchheim kein eigenes Heimatlied haben? Diese Frage stellte sich Horst Roske im Sommer 1969. Mit dem Forchheimer Liederverein war er auf der Rückreise von einer Hochzeit in Österreich, auf der Wiener und Tiroler Volksmusik gespielt wurde. Seine Idee: Wie wäre es mit einer eigenen Forchheimer Melodie?

Zum Geburtstag des damaligen Oberbürgermeisters Karlheinz Ritter von Traitteur sollte der Chor das Lied überreichen. Also setzte sich Chorleiter Horst Roske an sein Klavier, komponierte und textete ein Lied für seine Stadt — obwohl die gar nicht seine erste Heimat ist.

Geboren und aufgewachsen ist Roske im schlesischen Breslau. 1945 zwingt das Vorrücken der russischen Armee die Familie zur Flucht. Da war Horst Roske gerade 14 Jahre alt. „Wir dachten, wir sind in drei Wochen wieder zu Hause, wenn die Russen wieder weg sind“, erinnert er sich und fügt an: „Ja, und jetzt sitze ich immer noch hier.“ Sein Herz hängt an der alten Heimat, oft hat er sie in der Vergangenheit besucht. Doch das bedeutet für den 85-Jährigen nicht, dass er sich in Forchheim nicht zu Hause fühlt. Im Gegenteil: Seine Söhne sind hier geboren, in der Hainbrunnenstraße hat er ein Haus gebaut und am Amtsgericht war er als Gerichtsvollzieher tätig. Und auch seinem Hobby, der Musik, konnte sich Roske ausgiebig widmen.

Schon mit fünf Jahren saß er das erste Mal am Klavier. Er liebt die Musik, studiert später am Konservatorium Klavier, Posaune und Cello.

Beruflich in die Stadt gezogen

In der Nachkriegszeit — die Familie lebt nach der Flucht aus der Heimat in Hof — spielt er im Starlight-Club, dem Offizierscasino der US Airforce. „Das war damals das Mekka des Jazz, aus ganz Bayern kamen Fans und Orchester, um uns zu hören“, erinnert er sich. Damals hatte er das Angebot, mit dem Rundfunkorchester aus Stuttgart auf 30-monatige Nordeuropa-Tournee zu gehen. Doch hatte er zu dieser Zeit bereits seine heutige Frau Anita kennen gelernt. Die Hochzeit war geplant. „Das kann nicht gut gehen“, war der Rat seines Vaters. So sagte der junge Musiker die Reise ab und orientierte sich beruflich neu: „Ich begann eine Ausbildung bei der Justiz“. Der Beruf des Gerichtsvollziehers führte ihn 1959 nach Forchheim.

Zehn Jahre später waren seine beiden Söhne auf der Welt und er leitete das Fränkische Konzertorchester in Bamberg. Es war der Zeitpunkt, dass sich Horst Roske soweit zu Hause fühlte, dass er der Stadt das Lied schrieb. Ein Stück für Chor mit Orchester oder Blasorchester. Einige Male wurde es zur damaligen Zeit aufgeführt. Eine Aufnahme vom Fränkischen Konzertorchester gibt es auf Kassette.

 

 

Doch über die Jahre ist das Lied in Vergessenheit geraten. Jetzt möchte er es wieder beleben und sucht einen Chor und ein Orchester, die mit ihm Melodie und Text einstudieren. „Die kompletten Partituren habe ich zu Hause, wir haben auch keine Probleme mit der Gema, wir können sofort anfangen“, sagt er und hofft, dass sich möglichst schnell Interessierte melden.

Denn sein Ziel ist ambitioniert: Dieses Jahr zum Annafest soll das Lied zu hören sein. Dafür hat er über 1000 Liedzettel gedruckt, die vor Ort verteilt werden und die Zuhörer zum Mitsingen animieren sollen.

Wer Interesse hat, kann sich bei Horst Roske unter der Telefonnummer (0 91 91) 25 76 melden.

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