Ein Mann mit vielen Seiten
5.9.2010, 00:00 UhrOch entstammt einem katholisch geprägten Elternhaus. Die Familie betrieb eine kleine Landwirtschaft. Er war der jüngste von drei Söhnen. Die beiden älteren Brüder fanden im letzten Kriegsjahr am gleichen Tag den Tod. Diese bittere Erfahrung war für ihn der Auslöser, sich fortan für einen gesamteuropäischen Friedensprozess zu engagieren. Von der Überzeugung eines friedlichen Gesamteuropas getragen, trat Franz Och 1957 der Europa-Union bei und war einer der zwölf Mitbegründer des 1976 aus der Taufe gehobenen Kreisverbandes. 21 Jahre lang (bis 1997) hatte er zudem den Kreisvorsitz inne. In der Zeit von 1956 bis 1966 gehörte Och dem Marktgemeinderat in Pretzfeld an und wurde anschließend zum Bürgermeister gewählt. Das Amt übte er drei Amtsperioden lang aus. Dem Kreistag Ebermannstadt-Forchheim gehörte der Jubilar 42 Jahre an. So kommt es nicht von ungefähr, dass Franz Och sämtliche von der Marktgemeinde zu vergebende Ehrungen erhalten hat. Per Marktgemeinderatsbeschluss wurde ihm 1995 das Ehrenbürgerrecht des Marktes verliehen. Ebenfalls durch einen Gemeinderatsbeschluss wurde Franz Och 2000 zum Altbürgermeister ernannt. Höhepunkt war zweifellos die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1985. Was seinen beruflichen Werdegang anlangt, so begannen seine Bankgeschäfte im häuslichen Wohnzimmer. Ohne eine entsprechende Ausbildung schaffte es Franz Och, die Raiffeisenkasse Pretzfeld aufzubauen, in der er jahrzehntelang als ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender fungierte. Gleichzeitig war er von 1969 bis 1996 Vorsitzender des Obst- und Gemüsegroßmarktes und der Obstverwertung Fränkische Schweiz in Pretzfeld. Im Fränkische-Schweiz-Verein war Franz Och Mitbegründer der Ortsgruppe Pretzfeld und leitete die Aufbauphase in den Jahren 1959 bis 1966. Stets mit Schreibzeug und Notizblock ausgerüstet, schrieb Franz Och zudem ab 1950 für das Volksblatt und ab 1961 für die Nordbayerischen Nachrichten als freier Mitarbeiter in 50 Jahren unzählige Zeitungsartikel. Beim Festakt im Rathaus lobte ihn Landtagsabgeordneter (MdL) Eduard Nöth (CSU) als einen stets angenehmen Weggefährten und als einen Mann mit klarem Kurs und klaren Werten. Irmgard Langguth, die damals erste Frau im Pretzfelder Rat und frühere Kreisrätin, nannte Och einen der größten Europäer im Landkreis. Stellvertretender Landrat Georg Lang würdigte Franz Och als einen Pretzfelder mit europäischem Horizont beziehungsweise als einen Europäer mit fränkischen Wurzeln. Bürgermeisterin Rose Stark wies in ihrer Laudatio darauf hin, dass es Franz Och zu verdanken sei, dass Pretzfeld nach der Gemeindegebietsreform seine Selbstständigkeit wieder erlangt hat. Für den Musikverein Pretzfeld war es Ehrensache, für den Gründungsvater beim Festakt zu spielen. Der Vorsitzende Otto Stenglein überraschte Och zudem mit der Ernennung zum Ehrenmitglied.wr