Ein paar Lichtblicke unter der künstlichen Sonne

08.04.2013, 11:00 Uhr
Ein paar Lichtblicke unter der künstlichen Sonne

© Michael Müller

Ein kühler Luftzug bläst in das angenehm tropisch-warme Klima — jedes Mal, wenn die Eingangstür zum Sonnenstudio in der Forchheimer Dreikirchenstraße geöffnet wird und ein Sonnenhungriger eintritt — gierig nach einem Besuch in den goldenen Kästen, die Wärme und Licht versprechen.

„Der Winter ist einfach grauenhaft“, sagt Johanna Hubert, die extra aus Eggolsheim angefahren ist, um hier Sonne zu tanken. „Ich habe depressive Phasen und bin nur müde.“ Früher kam sie einmal im Monat hierher, seitdem der Winter dauert und dauert, hat sie die Zahl ihrer Besuche verdoppelt bis verdreifacht. „Mir fehlt das Licht, die Tage sind einfach zu dunkel — davon brauche ich manchmal einfach eine Auszeit“, erklärt die 33-Jährige.

„Für mich ist das wie Urlaub, die Tage sind teilweise einfach zu frustrierend“, sagt auch die Forchheimerin Sandra Radeck. Im Winter hat sie schon seit vielen Jahren ein Dauerticket unter die UV-Strahlen gebucht. Einmal in der Woche tankt sie hier Wärme und „etwas Farbe“.

AYK-Sonnenstudio-Mitarbeiterin Sandra kennt die Klagen: „Fast jeder, der hierher kommt, klagt über das Wetter, alle haben es so satt.“ Auch in den Besucherzahlen schlägt sich das extreme Wetter extrem nieder. „Wir haben nicht nur insgsamt 20 Prozent mehr Besucher, sondern auch noch 20 Prozent mehr Neukunden“, sagt sie. „Vor allem kommen viele, die ausdrücklich sagen, dass sie sonst kein Solarium besuchen.“ Viele Kunden seien „verdammt schlecht gelaunt“, wenn sie über den großen Parkplatz schlendern und eintreten. „So heftig wie in den letzten drei Monaten war es im Winter eigentlich noch nie.“

Miesepeter wegen Mangel

„Den Menschen fehlt das Vitamin D, das den Knochenbau mitbestimmt, den Kalziumhaushalt reguliert und sich positiv auf Krankheiten wie Krebs oder simple Atemwegserkrankungen auswirkt“, erläutert Studio-Inhaber Hubert Halbig. Die Reserven in den Fettspeichern sind über den langen Winter einfach ausgezehrt — und das schlägt aufs Gemüt. Nur über Licht kann dieser wieder aufgefüllt und die Menschen wieder fitter sowie fröhlicher werden. Mittlerweile, sagt Halbig, seien es nicht mehr größtenteils Frauen, die zum Sonnen kämen — darunter mischten sich nun immer mehr Männer. „Das Verhältnis ist seit Ende Januar ungefähr 50:50.“

Zwei neue Geräte haben vor allem bei den Männern Zulauf. Unter ihnen wird nicht nur der Vitamin-D-Haushalt angekurbelt, sondern auch mehr Collagen in den Zellen produziert und die Haut feiner und praller. „Ingesamt fühlen sich die Menschen dann wohler“, sagt Halbig. In einem der Geräte würde nach einer Hautvermessung das UV-Licht nach individuellem Bedarf angeschaltet. Hat die Haut genug Licht getankt, schalten sich die Collagenröhren an. Das andere diene nur der Collagenproduktion.

Der 47-jährige Walter Dietrich aus Forchheim war im letzten Monat schon auf den Kanaren, um dem Winter zu entfliehen. Er mag vor allem die Wärme aus den gemischten Röhren. „Sie tut meinen Knochen gut und durch das Licht sehe ich einfach wieder frischer und nicht so winterblass aus — ich bin ein Strandgänger“, sagt er, zieht die Augenbrauen hoch, blickt ins Grau und verschwindet in der hellen Kabine.

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