Erstes Sortierzentrum Frankens: Amazon zieht wohl nach Eggolsheim
8.5.2019, 16:16 UhrZu Beginn der nächsten Gemeinderatssitzung am Dienstag, 14. Mai, 18 Uhr, dürfte man in Eggolsheim hellhörig werden. An sich steht unter Tagesordnungspunkt 2 "nur" ein Bauantrag, der vorsieht, das leerstehende ehemalige Lidl-Logistikzentrum im Gewerbegebiet an der Fährstraße südlich von Neuses ein wenig umzumöbeln.
Bemerkenswerter ist der Name der Firma, die in die Hallen unweit des Kreisverkehrs an den Staatsstraßen einziehen will: Amazon – mit einem Jahresumsatz von mehr als 230 Milliarden US-Dollar und über einer halben Million Mitarbeitern weltgrößtes Online-Versandhaus, das seinen Gründer Jeff Bezos zum derzeit mit Abstand reichsten Menschen der Erde macht. Geschätztes Privatvermögen: 154 Milliarden Dollar.
Eine beispiellose Erfolgsgeschichte, die ihren Preis hat: Denn während alle Welt auf Amazon Bücher, Elektro-Artikel, Kleidung, eigentlich alle denkbaren Waren bis hin zum Babybrei bestellt, firmeneigene Filme und Serien schaut oder dem Spracherkennungssystem "Alexa" Befehle erteilt, wächst die Kritik an Bezos‘ Unternehmens- und Arbeitnehmerpolitik. Nicht selten wird der Marktdominator Amazon als effektivster Totengräber des lokalen Einzelhandels gebrandmarkt, Streiks der Belegschaft sind keine Seltenheit. Die Vorwürfe: Dumpinglöhne und Ausbeutermethoden – für eine gnadenlose Gewinnmaximierung.
Es wird vorsortiert
Die Dimensionen sind also immer groß, sobald es um Amazon geht. Jetzt auch in Eggolsheim? Laut Bürgermeister Claus Schwarzmann (BB) plant das Unternehmen in den verwaisten Vertriebshallen an der Fährstraße ein Sortierzentrum. "Das muss man sich wie ein Zwischenstück zwischen Verteilerzentrum und Großlager vorstellen", so Schwarzmann.
Aus dem Eggolsheimer Gewerbegebiet werden folglich keine Transporter abfahren, um Bestellungen an die Kunden zu liefern. Vielmehr liefern Lkw große Mengen von Amazon-Paketen an, die dann auf ihre Postleitzahl-Bereiche vorsortiert und wieder von Lastern abgeholt werden – zu den großen Logistikzentren des Unternehmens. Elf Stück gibt es davon in Deutschland, unter anderem bei Augsburg, Bad Hersfeld und Leipzig.
"150 Fahrbewegungen täglich"
"Im Schnitt werden es täglich 150 Fahrbewegungen sein, 75 rein, 75 raus", schätzt der Bürgermeister mit Blick auf die Fährstraße. "Im Weihnachtsgeschäft vielleicht bis zu doppelt so viel." Die Verkehrsbelastung? Schwarzmann sieht hier keine Probleme – "wenn man bedenkt, dass den Kreisverkehr pro Tag 15.000 bis 20.000 Fahrzeuge passieren, die auf den beiden Staatsstraßen unterwegs sind".
Bei einem nichtöffentlichen Treffen wurde den Gemeinderäten das Projekt unlängst vorgestellt. "Und wir waren eigentlich alle der Meinung, dass es Sinn macht", sagt der Bürgermeister. Schließlich handele es sich um ein Bestandsgebäude auf einer bereits versiegelten, über 25.000 Quadratmeter große Hallen-Fläche. Im Inneren seien ein paar Umbauten nötig, so Schwarzmann, und auch der Lärmschutz werde in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt "sehr intensiv" berücksichtigt. Vor allem, was die unmittelbaren Anlieger (es gibt eine Reihe von Betriebswohnungen im Gewerbegebiet) und die Anwohner in Neuses und Pautzfeld betreffe.
Es könnte "sehr sehr schnell" gehen
"Es wird ein 24-Stunden-Betrieb, nachts läuft der Verkehr auf der von jeder Wohnbebauung abgewandten Seite", erklärt Schwarzmann. "Im Prinzip wird die Lärmbelastung eher geringer ausfallen als zu Zeiten, in denen Lidl dort noch das Logistikzentrum betrieben hat."
Laut Bürgermeister rechne man mit rund 200 Mitarbeitern, die am neuen Amazon-Standort tätig sein werden. Und wann ziehen sie ein? Wenn alle Genehmigungen eingeholt sind und die Gemeinde kommende Woche grünes Licht gibt, geht Schwarzmann davon aus, dass es "sehr sehr schnell geht".
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