Erstes Stadtfest: Forchheim außer Rand und Band
1.6.2019, 17:45 UhrBei Kaiserwetter hat die Königsstadt ihr erstes "Stadtfest" gefeiert. Tausende Besucher nutzten den Vatertag, um sich rund um acht Musikpodien und über zahllose Attraktionen zu erfreuen. Besonders Familien kamen beim "Tag der alten Spiele" auf dem Paradeplatz auf ihre Kosten. Wer sich am Donnerstag einige Stunden vor, auf und hinter dem Paradeplatz umsah, kam reich an Eindrücken zurück.
Der Startschuss fällt mit mehr als 20 Minuten Verspätung. Inzwischen tun die Freibier-Fans so, als wären sie dem Verdursten nah. Ein Pulk krugloser Menschen umlagert die Bühne am Rathausplatz.
Oben hat Oberbürgermeister Uwe Kirschstein viermal fest mit dem Holzhammer zugeschlagen. Mit Schützenhilfe seines Stellvertreters Franz Streit gelingt es schließlich, die 30 Liter aus dem Behältnis zu befreien. Die ersten Schlucke gehören den vier Bierköniginnen, die nicht im Urlaub sind: Miriam I., Carina I., Tanja I. und Brigitte I. Etwas von dem kostenlosen Nass, das nicht aus einer Forchheimer Brauerei stammt, sondern direkt aus "Arizona", hat sich auch Renate Naujokat gesichert. Mit ihrem Ehemann Wolfgang dürfte sie die weiteste Anreise hinter sich gehabt haben.
Das Ehepaar Naujokat ist mit dem Wohnmobil unterwegs. Nach mehr als sechs Stunden Anreise waren die beiden aus Göritz in der Uckermark in Franken angekommen. Extra zum Stadtfest in Forchheim. Sie sind nur zwei von vielen, die es sich unter Strohhüten und hinter Sonnenbrillen gutgehen lassen.
Sie sehen auch eine Hamlet-Version, die das Zeug hat, klassisches Theater wieder salonfähig zu machen. Rainer Streng hat Shakespeares mehr als zweistündiges Königsdrama "geringfügig" gekürzt: Auf zwölf Minuten.
René Kraus ist diesmal nicht "Der Ente", sondern ein ebenso verrückter kleiner Hamlet mit einem Hang zu Gummibärchen in Totenschädeln. Julia Seidel alias Ophelia ertränkt sich zwar nicht im Kriegerbrunnen nebenan. Am Ende sind dann aber doch alle tot, auch Katja Gäbelein als Königin, und keiner will die Folgen beseitigen.
Knutschbären am Zug
In der Hauptstraße bringen die "Aischtaler Knutschbären" derweil das Bier zum Schwappen. Wäre nicht einige Schritte entfernt ein echter Equadorianer aufgetaucht und hätte dem Quetschenklang eine El Condor Pasa-Panflöte entgegengesetzt, die Straßenschlucht hätte sich unweigerlich ins Zillertal verwandelt. So aber hat Jaime Loza Castaneda nach Ansicht vieler Zuhörer noch einmal die Menschheit gerettet.
Aus der Apothekenstraße dringen rockige Verse Wanda Jacksons. In der schmalen Gasse haben Christian Schönfelder, Tobias Seitz, Alexander Schrüfer und Bastian Kirchdörfer ihre Instrumente aufgebaut und sie spielen nach eigener ironischer Aussage "die schlimmsten Akkorde der 50-er und 60-er Jahre".
Es hört sich dann für das Publikum aber gar nicht so schlecht an, was die vier Jungs machen, die einmal als "Kuhboys" den wilden Westen noch wilder machten. Bis zum "Eiscafé Vesuvio" ist die Band "Gone Ruby" zu hören. Davor hat sich eine lange Menschenschlange gebildet. So ein Eis ist halt doch das Richtige bei den endlich wieder etwas wärmeren Temperaturen, die dem Stadtfest auch mit zu einem größeren Erfolg verhelfen.
Blaulichtmeile und Frühschoppen
In der Sattlertorstraße haben die Hilfsorganisationen ihre "Blaulichtmeile". Viele ehrenamtliche Helfer des THW, der DLRG, des BRK und der FFW sind schon beim Frühschoppen eifrig bemüht, jede knarzende Kehle zu befeuchten. Während die Jugendfeuerwehr Forchheim mit ihrem Leiter Roland Schmidt schon die Kleinsten an den Schlauch lässt. Aber natürlich nicht zum Durstlöschen, sondern um das Zielen zu üben.
Etwas entspannter geht es am Marktplatz zu. Dort hat das Junge Theater mit Sonnensegeln und Liegestühlen mediterranes Flair geschaffen. Im Schatten der Bühne unterhalten David Saam und seine Kollegen vom "Boxgalopp" den neugierigen Nachwuchs, bis der nicht nur mitsingt, sondern trotz sengender Sonne über das Kopfsteinpflaster tänzelt. Glühende Fans der fränkischen Volksmusik eben.
Dass eine "Stadt in Bewegung" gerät, wie das Stadtfest-Motto ankündigt, wird auf dem Paradeplatz augenfällig. Hier toben und tollen die Kleinsten von einer sportlichen Herausforderung zur nächsten. Zuerst müssen sie beim Tennisclub Forchheim den Ball nicht etwa übers, sondern genau ins Netz schlagen. Dann können sie sich beim Sackhüpfen oder Seilspringen verausgaben – oder hinfallen.
Und wer dann noch die Puste hat, darf im Riesenkicker eine lebende Fußballfigur spielen. Immer in der Hoffnung, den Ball geschickt an Leon Knörlein vorbeizubringen. Dabei ist der bei Jahn Forchheim gar kein Torwart, sondern selbst Stürmer. Dementsprechend oft dürfen die Kinder jubeln.
Begeistert vom Samba
Manch einer will auch wissen, wie schnell er einen Handball werfen kann. Für ungeübte Ballkünstler wie den CSU-Stadtrat Udo Schönfelder sind 70 bis 80 Stundenkilometer schon mal eine gar nicht so schlechte Leistung. Bei den Profis vom Handballclub Forchheim zeigt die Lasermessung aber bis zu 100 Stundenkilometer.
Noch schneller schlagen Albert Fuchs und seine Samba-Trommler zu. Die "Bateria quem é?" löst bei den Spaziergängern viel Begeisterung aus. Wie das gesamte Stadtfest, das noch bis einschließlich Sonntag die Innenstadt belebt. City-Managerin Elena Büttner kann sich hier schon mal einen ersten Erfolg auf die Fahnen schreiben.
Gottesdienst und Wirtshaus-Singen
Trödelmarkt am Paradeplatz, Samstag ab 10 Uhr,
Aktion der THW-Jugend, Sattlertorstraße, Samstag, 10 Uhr,
Ökumenischer Open-Air-Gottesdienst am Sonntag, ab 9 Uhr, am Rathausplatz mit dem Spielmannszug Jahn und dem Chor aus Rovereto,
StaTTTheater Chronos-Führung am Sonntag 11 Uhr, Hauptstraße,
Mauerscheißer-Gschichtla mit dem StaTTTheater, Samstag, 22 Uhr, Rathausplatz .
Wirtshausmusik zum Mitsingen, Sonntag, 17 Uhr, Marktplatz
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