Fitness und Sportplätze dicht: Diese Optionen bleiben

Kevin Gudd

Nordbayerische Nachrichten Forchheim und Ebermannstadt

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16.3.2020, 18:04 Uhr
So gut wie alle Sportaktivitäten in Bayern, ob im Verein oder bei kommerziellen Anbietern, kommen im Kampf gegen das Coronavirus zum Erliegen. Auch der Kletterturm des Alpenvereins in Erlangen ist gesperrt.

© Klaus-Dieter Schreiter So gut wie alle Sportaktivitäten in Bayern, ob im Verein oder bei kommerziellen Anbietern, kommen im Kampf gegen das Coronavirus zum Erliegen. Auch der Kletterturm des Alpenvereins in Erlangen ist gesperrt.

Die Stufen der Eskalationsleiter wurden am Beispiel des AC Bavaria Forchheim besonders deutlich. Nachdem am Freitag die Empfehlung des Innenministeriums an alle Sportvereine erging, den Betrieb vorläufig einzustellen, und zudem die Schließung sämtlicher Schulen samt Turnhallen verkündet war, konnte die geplante Deutsche Nachwuchs-Meisterschaft im Kraftdreikampf nicht mehr stattfinden. 

Im nächsten Schritt sagte der AC Bavaria, der größte Sportverein im Landkreis, seine über das Abteilungsgeschehen hinausgehenden Kurse ab und traf die Regelung, dass sich maximal 100 Personen gleichzeitig im Fitness-Studio aufhalten durften.

"Man hat aber schon gespürt, dass unsere Mitglieder die Situation achtsam verfolgen", erklärt der geschäftsführende Vorsitzende Jörg Wiemann. Kaum 30 Personen hielten sich am Wochenende parallel in den Räumlichkeiten auf, ehe die Verantwortlichen gestern Vormittag über die Folgen der neuerlichen Entwicklung informierten. Gemäß den von der bayerischen Landesregierung verfügten Notverordnungen, muss der Betrieb ab Dienstag komplett ruhen. Ohne bisher Rücksprache mit dem Ordnungsamt in Forchheim gehabt zu haben, plant Wiemann zunächst mit einer Auszeit von zwei Wochen. 

Genauso betroffen sind sämtliche rein kommerziellen Anbieter von Freizeit-Sport- und Spieleinrichtungen, etwa die Kletterhalle Magnesia oder die Boulderia in Neunkirchen. Noch unschlüssig äußerte sich auf NN-Nachfrage Ulrich Pechtold, der an der Jahn-Straße gleich mehrere Sparten abdeckt. „In der Soccerhalle wird momentan ohnehin wenig gespielt, aber was ist mit dem Minigolf im Außenbereich?“, fragt sich der frühere Fußballprofi. Auch auf der anderen Seite der Klosterwiesen setzte Harald Payrleitner zunächst darauf, dass die weitläufige Forchheimer Tennis-Arena mit ihrem Tragluft–Dach nicht unter die herkömmlichen Hallen-Spielstätten fällt. Doch nach diversen Krisengesprächen finden auch die Trainingsstunden der Tennisschule nicht mehr statt.

Reiten und Golfen eingeschränkt möglich

Begründete Hoffnung, unter den Einschränkungen hindurchschlüpfen zu können, machen sich indes die Reitvereine die am Saisonanfang stehen. Zwar fallen sie unter die Bestimmungen eines Sport-Verbandes, dessen Dachorganisation zum Deutschen Olympischen Sportbund zählt, aber betätigt sich nur ein Bruchteil der Szene an Wettbewerben. "Mit Turnieren, Lehrgängen und Voltigier-Training setzen wird aus, allerdings erfordert es allein schon der Tierschutz, dass die Ställe weiter zugänglich sind und Pferde ausgeritten werden. In Österreich gilt eine entsprechende Vereinbarung", konstatiert Holger Welk, Vorsitzender des in Honings ansässigen RuFV Rathsberg–Erlangen.

Einer teilweisen Sperrung hat sich wiederum der Golfclub Erlangen in Kleinsendelbach verschrieben und schließt sämtliche Begegnungsstätten vom Clubhaus über die Umkleiden bis zur Driving-Range. Die Bahn selbst soll offen bleiben. Diesem Beispiel will der GC Fränkische Schweiz in Kanndorf folgen. 

Diese alternativen Vorschläge zur Bewegung hat die Redaktion zusammengestellt:

Unter freiem Himmel

Gegen eine Dosis Frischluft gibt es wenig einzuwenden, zumal sich Viren bei entsprechendem Abstand zueinander schwer übertragen. Höchstens ein wenig mehr Überwindung kostet es, die Runde Joggen, Wandern oder Nordic Walking ohne Gruppe durchzustehen. Dafür spenden Musik, die digitale Fitness-App oder der eigene Hund ein gesundes Maß an Begleitung. Überdies bietet sich bei derzeitiger Frühlings-Witterung die wohl einmalige Gelegenheit, die heimische Natur wie den Frankenweg (www.frankenweg.de) ohne die üblichen Ausflugs-Touristen aus der Stadt für sich aus einer ganz neuen Perspektive zu entdecken. Für die ausgedehnte Radausfahrt oder Mountainbike-Tour ist es allerdings ratsam, auf eigene Verpflegung denn eine Einkehr zu vertrauen.

Wem es in die Fränkische Schweiz oder in den Wald zu weit ist, der nutzt eben Garten oder Wiese vor der Haustüre. Kraft- und Ausdauerübungen ohne Geräte, die nur mit dem Körpergewicht zu absolvieren sind, erfreuen sich tatsächlich bereits seit Jahren steigender Beliebtheit und firmieren unter Namen wie Freeletics oder Calisthenics. 

Im Wohnzimmer

Mit der Disziplin in den heimischen vier Wänden ist das immer so eine Sache. Im regulären Berufsalltag nimmt der Haushalt eine meistens mit zwiespältigen Gefühlen behaftete Rolle ein, da gelingt die zusätzliche körperliche Überwindung nurmehr auswärts. In besonderen Zeiten aber kann die Nostalgie in Form eines längst vergessenen Ergometer den nötigen Antrieb verschaffen, verleihen Aerobic- oder Yoga-Videos ungeahnten Schwung. Gegen ein paar Liegestützen und Sit-ups auf der Gymnastikmatte wird auch der Nachbar keine Einwände erheben. Dazu ist nun endlich der Moment gekommen, um sich mit der Funktionsweise einer Faszienrolle vertraut zu machen. Wer es technisch anspruchsvoller mag, baut die Fahrrad-Rolle im Keller auf, entstaubt den Kraft-Raum oder versucht sich im Extrem-Staubsaugen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Selbst die komplett elektronische Konsolen-Variante ist im Zeitalter von E-Sports legitim. 

Alle aktuellen Entwicklungen zum Thema Coronavirus finden Sie hier in unserem Live-Ticker.

 

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