Forchheim: 105 Flüchtlinge aus Syrien

7.9.2015, 06:00 Uhr
Forchheim: 105 Flüchtlinge aus Syrien

© Ralf Rödel

 

FORCHHEIM —

„So schnell rücken die Krisengebiete bis vor die eigene Haustür“, sagt ein sichtlich bewegter Stefan Schick am Sonntagvormittag. Die Fernsehbilder vom Münchener Hauptbahnhof hat wohl zurzeit jeder im Kopf, von erschöpfen Menschen, die über Ungarn und Österreich nach München kommen. Tausende. Tag für Tag. Seit gestern ist die aktuelle Flüchtlingswelle auch in Forchheim angekommen. „Wir leisten hier Nothilfe für München“, sagt Stefan Schick.

Als ihn am Samstagnachmittag der Anruf der Regierung ereilte, dass auch zwei Busse mit syrischen Flüchtlingen nach Forchheim ins ehemalige ASB-Heim kommen sollten, musste alles ganz schnell gehen. Kurzfristig mussten mehr als 100 (zusätzliche) Plätze in der Asylunterkunft geschaffen werden, Matratzen gekauft, Betten bezogen, Obst und Essen organisiert werden.

„Is it Berlin?“

Familien mit Kindern sind unter ihnen, dreimonatige Babys und Kleinkinder von zwei bis drei Jahren, aber auch Halbwüchsige, die sich aus Aserbaidschan und Afghanistan allein bis nach Deutschland durchgeschlagen haben.  Als sie gegen Mitternacht völlig erschöpft aus den Bussen in der Unteren Kellerstraße steigen, wissen viele nicht, wo sie sind. „Is it Berlin?“ fragt einer der Flüchtlinge Stefan Schick.

Die 90 Flüchtlinge aus dem Kosovo, die schon seit Längerem im Heim in der Unteren Kellerstraße wohnen, bereiten den ankommenden Flüchtlingen aus Syrien einen herzlichen Empfang. Sie hüllen die Kinder in Decken und tragen sie ins Warme, schleppen Koffer, verteilen an die Hungrigen Äpfel, Kuchen, Sandwiches und Gebäck. Die Kinder tauschen untereinander ihre Spielsachen. „Die Hilfsbereitschaft unter den Flüchtlingen ist riesig“, so Schick. „Diese Nacht ging mir ans Herz.“

Registrieren

In einem Raum hat Schick eine Art Büro eingerichtet, etwa 20 Mann helfen bei der Organisation. Hier werden die Flüchtlinge registriert, Ausweise werden kopiert, Passbilder müssen gemacht werden, Fragebögen ausgefüllt. Drei Dolmetscher arbeiten quasi rund um die Uhr, um den Flüchtlingen, die oftmals kein Wort deutsch oder englisch sprechen, beim Ausfüllen der Fragebögen in Urdu, der Amtssprache Pakistans, Dari (aus dem persischen Sprachraum), afghanisch, arabisch und in kurdischer Sprache zu helfen.

Alle 31 Zimmer in der Unteren Kellerstraße sind voll belegt, teilweise mit zehn Stockbetten pro Raum und doch, so Schick, bieten sie den Flüchtigen immerhin ein klein wenig Privatsphäre. Insgesamt 195 Personen leben seit Sonntag in dem Haus in der Unteren Kellerstraße. Wie lange die Flüchtlinge hier bleiben werden, ist momentan völlig ungewiss. Und: Schick rechnet mit zwei weiteren Bussen mit Flüchtlingen in dieser Woche.

0 Kommentare